Magdeburg/Offenbach/Dortmund. Zahlreiche Unfälle. Am Wochenende soll Tief “Gudrun“ auf “Emma“ folgen - und bis zu minus 20 Grad bringen.
Schneefall hat in Nordrhein-Westfalen am Freitagmorgen für heftige Behinderungen im Straßenverkehr gesorgt. Besonders betroffen waren das Sauerland und die Eifel. Bei Meinerzhagen war die Autobahn 45 stundenlang in Fahrtrichtung Frankfurt gesperrt, weil ein Lastwagen ein Brückengeländer durchbrochen hatte und in die Tiefe zu stürzen drohte. Ob der bei dem Unfall leicht verletzte Fahrer durch das Wetter aus der Spur geraten ist, war zunächst unklar. Es dauerte Stunden, bis die Autofahrer aus dem Stau die Unfallstelle passieren konnten. Auch die unter der Brücke verlaufende Bundesstraße 54 wurde gesperrt.
Im Sauerland hatte es in der Nacht kräftig geschneit. „Das ist märchenhaft weiß“, sagte Wetterbeobachter Frank Dreblow auf dem Kahlen Asten bei Winterberg. Mehr als 40 Zentimeter Schnee wurden dort gemessen. Bei Dauerfrost können außerdem die Schneekanonen laufen. Viele Lifte waren am Freitag schon in Betrieb. Allerdings bleibe es wegen der weiteren Niederschläge meist grau. „Am Samstagnachmittag kann die Sonne mal durchschielen“, sagte Dreblow. Am Montag gebe es dann auch die Chance auf eine Schneelandschaft unter blauem Himmel. „Da wird es heiter bis wolkig und trocken.“
Schon in der Nacht seien zeitweise mehr als 100 Winterdienstfahrzeuge im Einsatz gewesen um die Autobahnen schnee- und eisfrei zu halten, teilte Straßen.NRW mit. Es sei der erste flächendeckende Schneeeinsatz in diesem Winter gewesen. Am Donnerstagabend kollidierte im Märkischen Kreis ein Räumfahrzeug mit einem Auto, beide Fahrer wurden leicht verletzt.
Zahlreiche Unfälle und liegengebliebene Lastwagen
Im Hochsauerlandkreis gab es nach Auskunft der Polizei am Freitagmorgen zehn Unfälle. Es blieb meist bei Blechschäden, ein Autofahrer wurde leicht verletzt. Allerdings ging auf den meisten Steigungsstrecken der Region nichts mehr, weil immer mehr Lastwagen liegen blieben. „Wo dann freigeschoben wurde, kamen sie ein Stück weiter, bis sie zur nächsten Steigung kamen“, sagte eine Sprecherin. Eine Landstraße bei Marsberg wurde gesperrt, weil ein 40-Tonner rückwärts in einem Graben gerutscht war.
Bei Aachen und in der Eifel standen auf schneebedeckten Bundesstraßen Lastwagen quer, etwa bei Monschau und Simmerath. Autos blieben in Schneeverwehungen stecken. Auch in Wuppertal, Münster und im Kreis Wesel waren die Streufahrzeuge in der Nacht im Dauereinsatz.
Auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Köln und Aachen sowie zwischen Köln und Frankfurt fuhren die Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn mit abgesenkter Höchstgeschwindigkeit. Verspätungen und Störungen habe es am Freitagmorgen zunächst aber nicht gegeben, sagte ein Bahnsprecher.
Tief "Emma" sorgt für Chaos auf den Straßen
In weiten Teilen Deutschlands hat Tief „Emma“ mit Schnee und Blitzeis Autofahrern und Bahnreisenden zu schaffen gemacht: Die Deutsche Bahn drosselte auf mehreren Strecken das Tempolimit für ICE-Züge auf 200 Kilometer pro Stunde. Die Fahrzeiten verlängerten sich dadurch um bis zu 35 Minuten, hieß es. Auf der Autobahn 14 bei Magdeburg gab es am Freitagmorgen binnen kurzer Zeit mehrere Unfälle wegen Blitzeises. Zeitweise war die A14 auf zwölf Kilometern Länge voll gesperrt.
Spektakuläre Winterbilder aus Hamburg und der Welt
In Bayern wurde die bisher kälteste Nacht dieses Winters gemessen: Auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, fiel die Temperatur auf minus 17 Grad. Am Alpenrand und im Bayerischen Wald schneite es, ebenso wie im Harz. Im 885 Meter hohen St. Blasien im Schwarzwald fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bis zum Freitagmorgen 19 Zentimeter Schnee. Für den Schwarzwald galt eine Unwetterwarnung - dort erwarteten die Meteorologen sogar 20 bis 30 Zentimeter Neuschnee.
Auch in Belgien behinderte der Wintereinbruch den Verkehr. Besonders betroffen war am Freitag die Autobahn Brüssel-Luxemburg in den Ardennen, wo zahlreiche Lastwagen liegenblieben, wie es in belgischen Medien hieß. An der Nordseeküste tobte ein Sturm mit Spitzengeschwindigkeiten von 105 Kilometern pro Stunde, berichtete der Radiosender BRF.
„Es kommt richtig Winter“
Am Wochenende soll es in vielen Regionen Deutschlands frostig bleiben. „Es kommt richtig Winter“, prognostizierte Meteorologe Thomas Hain vom DWD etwa für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Im Südwesten erwarteten die Experten ebenfalls Schnee im ganzen Land: „Ski und Rodel sind auf jeden Fall gut“, sagte ein DWD-Sprecher.
Ein Fan von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund nahm die Kälte mit Humor: Er entdeckte auf einer Wetterkarte, dass das Tief „Emma“, das denselben Namen trägt wie das Maskottchen des BVB, genau über Dortmund liege. „Wenn das kein gutes Zeichen für die Rückrunde ist!“, schrieb der Nutzer bei Twitter.
Auf "Emma" folgt "Gudrun"
Tief „Emma“ hat Deutschland am Freitag den Winter gebracht, am Wochenende folgt „Gudrun“ mit neuen Schneefällen. Danach wird es richtig kalt. Dauerfrost werde es bis in die nächste Woche geben, die Nacht zum Dienstag könnte die kälteste Nacht des Jahres mit Werten bis unter minus 20 Grad werden, sagte Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst (DWD).
„Gudrun“ bringt am Samstag noch einmal überall Schnee. Aber es werde im Flachland noch nicht kalt genug sein, damit er auch überall liegenbleibt. „Allerdings kann es bei kräftigen Schauern wiederum bis in tiefste Lagen zumindest vorübergehend weiß werden“, sagte Trippler. Die Berge bekommen bei leichtem Dauerfrost eine Neuschneeauflage.
Ab Sonntag erwarten die Meteorologen fast überall auch tagsüber Minusgrade, aber die Schneefälle lassen nach. Von Norden kommt mehr und mehr die Sonne heraus. Am Montag liegen die Höchstwerte unter null Grad. Die Nacht zum Dienstag wird bitterkalt. „Gut möglich, dass örtlich unter minus 20 Grad gemessen werden“, meint Meteorologe Trippler. Erst am Mittwoch sei Milderung zu erwarten - Regen könnte dann die Straßen gefährlich glatt machen.
dpa