Oliver Stöwing. Stars wie Ex-Fußballer David Beckham kümmern sich mehr um ihre Kinder – und zeigen das öffentlich

Manchmal sind Väter die besseren Löwenmütter. Als die britische Presse sich zur Gouvernante aufspielte und mokierte, dass Harper Beckham, vierjähriges Nesthäkchen von David Beckham, 40, immer noch am Schnuller nuckelt, schoss der Schöne scharf: „Warum glauben Leute, sie dürften ein Elternteil wegen seines eigenen Kindes kritisieren, ohne irgendwelche Fakten zu kennen?“, schrieb er im Internet. „Jeder, der Kinder hat, weiß: Wenn sich das Kind nicht gut fühlt oder Fieber hat, macht man alles, was dem Kind am meisten Trost spendet. Und das ist meistens ein Schnuller.“

Vaterschaft als Heilmittel gegen Promi-Allüren

Und was sein Kind tröstet, das weiß Beckham am besten. Der Fußball-Pensionär und vierfache Vater kümmert sich intensiv um Harper, postet stolz Schnappschüsse in sozialen Netzwerken. Er zeigt, dass es kein Widerspruch ist, Alpha-Mann zu sein und Super-Papa gleichzeitig. Und er ist nicht allein: Prominente Väter wie Mark Zuckerberg, 31, oder Ryan Gosling, 35, teilen auf Netzwerken ihr Familienglück, posten lieber Bilder vom Kinderfest als von der Promi-Party, zeigen lieber Sandburg als Villa, lieber Kinderwagen als Lamborghini.

Für Politologe Eberhard Schäfer spiegeln diese öffentlichen Bekenntnisse prominenter Väter einen größeren Trend. „Das ist Ausdruck dessen, was in der Gesellschaft insgesamt passiert“, sagt der Leiter des Väterzentrums Berlin. Männern, die Väter werden, sei mehr und mehr bewusst, wie wichtig Kinder in ihrem Leben sind, sagt er. „Sie wollen den Kindern nah sein und sich fürsorglich um sie kümmern.“ Die Geburt eines Kindes sei ein sehr markantes Ereignis. „Da denken gerade Prominente auch darüber nach, ihre Prioritäten zu ändern“.

Weil sich viele Prominente als Vater zeigen, strahle das auch in die Gesellschaft aus. „Die Leute merken, aha, so sind Väter heute, das ist ja toll, dass die das machen“, sagt Schäfer. Das könne auch Vorbild sein. „Wenn der das macht, dann kann ich das auch machen.“

Und so zeigen sich längst in Szenebezirken wie Berlin-Prenzlauer Berg oder im Münchener Glockenbachviertel die „neuen Väter“, die gleichberechtigt erziehen wollen. Die im Park ihre Muskeln trainieren und dabei ihre Kids im Auge haben. Die ihre Familie nicht nur ernähren, sondern gleich auch füttern. Die milde lächeln, wenn der Junior ihnen das Designer-T-Shirt mit Brei vollspuckt. Die Karriere machen, bei denen Familie aber an erster Stelle steht. Und die sich deswegen immer öfter für die Elternzeit entscheiden.

So wie Moderator Jörg Pilawa, 50, der auch anderen Männern zur Elternzeit rät. „Es ist eine intensive Erfahrung und ein Geschenk, viel Zeit für ein Kleinkind zu haben. Und es macht Spaß, den sonnigen Vormittag allein unter vielen Müttern auf dem Spielplatz zu verbringen“, sagte der vierfache Vater der Zeitschrift „Emotion“. Natürlich fehle manchmal die Zeit für sich selbst: „Ich takte meine Joggingeinheiten nach dem Stundenplan der Kinder.“ Seine Familie sei jedoch nicht nur privates Glück, sondern auch wirksames Heilmittel gegen Promi-Allüren. „Niemand feiert mich, wenn ich den Schlüssel in der Haustür umdrehe.“

Und so machen Promi-Daddys Lust aufs Vatersein. Diese Männer haben erreicht, was nur die wenigsten schaffen. Und wenn diese vom Leben verwöhnten Stars behaupten, Vaterschaft sei ihre erfüllendste Erfahrung, dann muss da etwas dran sein. „Es ist das Schönste auf der Welt“, beteuert Ryan Gosling, mit Freundin Eva Mendes, 41, seit August Eltern einer Tochter. „Ich habe nie weniger geschlafen und war gleichzeitig nie glücklicher als heute. Vatersein hat mein Leben besser gemacht.“ Russell Crowe, 51, bezeichnete in „Bild am Sonntag“ das Vatersein als „Privileg“, nicht als Arbeit: „Das Wichtigste in meinem Leben.“ Auch Prinz William, 32, öffnete sich: Er sei durch seine Kinder George, 2, und Charlotte, 8 Monate, emotionaler und besorgter geworden. „Man erkennt, wie wertvoll das Leben ist.“ Popstar Justin Timberlake, 34, nannte zu Weihnachten seinen im April geborenen Sohn Silas als „das beste Geschenk aller Zeiten“. Und der Kleine scheint auch seine beruflichen Entscheidungen zu beeinflussen. Statt cooler Hip-Hop-Songs schreibt der Sänger jetzt Musik für einen Zeichentrick-Film. Es geht um Trolle.