Kabul. Die Erde soll fast eine Minute gebebt haben. Über mögliche Opfer ist noch nichts bekannt. Epizentrum in Hindukusch-Region.

Ein Erdbeben hat am Freitag den Norden Afghanistans und Pakistans erschüttert. Das Beben habe eine Stärke von 6,2 erreicht, teilte die US-Warte USGS mit. Über mögliche Opfer wurde zunächst nichts bekannt. Bewohner der Hauptstadt Kabul berichteten, die Erde habe sich fast eine Minute lang bewegt. Auch In Indien war das Erdbeben zu spüren.

„Derzeit haben wir noch keine Berichte von Todesfällen, aber es ist dunkel draußen, und wir wissen nicht, wie es in den Bergen aussieht“, sagte ein UN-Mitarbeiter in der Provinzhauptstadt Faisabad.

Der stellvertretende Gouverneur der Provinz, Gul Ahmad Bedar, sagte: „Das Beben hat sich nicht so stark angefühlt wie das im Oktober, aber es hat uns doch ganz schön durchgerüttelt. Wir werden aber erst im Tageslicht sehen können, was es angerichtet hat.“

Notfallpläne ausgerufen

Die Erschütterungen seien in den Hauptstädten der beiden Länder, Kabul und Islamabad, zu spüren gewesen. Das Epizentrum lag laut dem Erdbeben-Informationszentrum EMSC in der Hindukusch-Region, etwa 280 Kilometer nördlich der pakistanischen Stadt Peshawar, und in rund 200 Kilometern Tiefe. Je tiefer das Zentrum des Bebens liegt, desto weiter sind Erschütterungen spürbar.

In der pakistanischen Hauptstadt Islamabad, die mehr als 400 Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt, war das Beben mindestens 30 Sekunden spürbar und ließ Wände und Decken knacken. In Krankenhäusern wurden vorsichtshalber Notfallpläne ausgerufen. Von Schäden oder Opfern wurde aber zunächst nichts bekannt.

Nach ersten Berichten wurden in der ostafghanischen Stadt Dschalalabad fünf Menschen ins Krankenhaus gebracht und in der südpakistanischen Stadt Peshawar 17.

Es ist wahrscheinlich, dass die Opferzahlen steigen werden. Das Beben traf die Region im Winter, wenn Wände und Dächer von ärmlichen, aus Lehmziegeln konstrierten Behausungen schwer und nass werden. Erdstöße lassen solche Häuser leicht in sich zusammenstürzen. Sie lösen auch tödliche Schlammlawinen aus. Hunderte sind in Badachschan schon von Schlammlawinen getötet worden.

Erst Ende Oktober hatte es das letzte starke Erdbeben mit einer Stärke von 7,5 gegeben. Damals waren in der Region mehr als 400 Menschen ums Leben gekommen. Jährlich gibt es weltweit schätzungsweise etwa 100 Erdbeben der Stärke 6,1 bis 6,9.