Hamburg. Die Weihnachtsgeschichte ist ein Dauerbrenner. Aber wie belegbar ist sie eigentlich? Der Fakten-Check.

Für Lukas ist die Sache klar: Der Evangelist aus der Bibel erzählt von einem göttlichen Kind, das in einer Krippe in Bethlehem auf die Welt kam – geboren von der Jungfrau Maria. Das jüdische Baby soll der erhoffte Erlöser sein. Der Engel verkündet in jener Nacht: „Euch ist heute der Heiland geboren“ (Lukas 2, 11). Auch Matthäus berichtet in seinem Evangelium (Kapitel 1) von der Geburt des Messias und den drei Weisen aus dem Morgenland, die einem Stern am Firmament folgten. Doch was geschah wirklich?


Das Geburtsdatum
Die ersten Christen erzählten vor allem von Jesu Leben, Leiden und Auferstehen – nicht von seiner Geburt. Daran hatten sie kein Interesse, weil es in der heidnischen Umwelt schon zu viele königliche Geburtsgeschichten gab. Erst im vierten Jahrhundert fragten die Gläubigen verstärkt nach dem Geburtsdatum, weil sie ihren Herrn feiern wollten. Ein Tag war aber nicht überliefert. Die römische Kirche legte im vierten Jahrhundert den Geburtstag auf den 25. Dezember fest. Die antike Welt feierte just an jenem Tag das Fest der „Unbesiegbaren Sonne“ (Sol Invictus). Das kam den Christen zu passe, weil „Sonne“ und „Christus“ in ihrem Glauben eng verbunden waren. So wurde Weihnachten im vierten Jahrhundert zur christlichen Antwort auf den heidnischen Helioskult.


Bethlehem oder Nazareth?
Zwar berichten Lukas und Matthäus übereinstimmend über Bethlehem, dem „Brothausen“ südlich von Jerusalem, als Geburtsort. Aber in der gesamten jüdischen und biblischen Überlieferung gilt Nazareth als seine Heimatstadt. Im Markus-Evangelium wird Jesus als „der Nazarener“ bezeichnet – ein Hinweis auf seine Vaterstadt. Wer es also genau nehmen will, muss die Frage nach dem wirklichen Geburtsort unbeantwortet lassen.


Von der „jungen Frau“ zur Jungfrau
Die ersten Christen, die vorher Juden waren, versuchten, Jesus mit ihren jüdischen Schriften zu vergleichen. Sie schauten vor allem darauf, ob es überlieferte Weissagungen gab, die mit dem Auftreten Jesu erfüllt würden. Sie landeten beim Propheten Jesaja. Die ältere hebräische Übersetzung betont, dass eine „junge Frau“ (alma) schwanger werde. In der jüngeren griechischen Übersetzung heißt es dagegen, eine „Jungfrau“ (griech.: parthenos) sei schwanger und werde einen Sohn gebären. Diese Auffassung setzte sich im Neuen Testament und in der kirchlich-dogmatischen Überlieferung schließlich durch. Ob es sich tatsächlich um einen Übersetzungsfehler oder eine bewusste Deutung handelt, bleibt offen.


Der Stern von Bethlehem
Die drei Weisen aus dem Morgenland folgten, das gilt als wahrscheinlich, einem astronomischen Ereignis. Das kann ein Komet gewesen sein. Es ist aber auch eine enge Annäherung (Konjunktion) von Jupiter und Saturn im Sternbild der Fische möglich. Der Wissenschaftler Ferrari D `Occhieppo sagt: Mit der Toleranz von einem Tag vorher oder nachher gab es am 12. November im Jahr 7 v.Chr. eine nur alle 854 Jahre vorkommende Konjunktion dieser beiden Planeten. Jupiter habe damals ein so starkes Licht ausgestrahlt, dessen Lichtkegel-Achse beständig auf dieselbe Stelle am Horizont fiel. Die drei Männer könnten jedenfalls jenem Licht gefolgt sein.


Die Krippe mit Ochs und Esel
In Deutschland wird die Krippe aus Holz und Stroh dargestellt. Tatsächlich war sie aber ein steinerner Futtertrog. Dass Ochse und Esel zur ärmlichen Szenerie in dem Stall gehörten, steht nicht in der Bibel. Sie bildeten erst in späterer Zeit die Requisite der Krippen. Damit wird ein Vers aus dem Alten Testament zum Ausdruck gebracht: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe des Herrn“ (Jes. 1,3). Der Esel steht symbolisch für die Juden, der Ochse für die Heiden.


Was geschah nun wirklich?
In einem nicht genau bekannten Jahr, vermutlich 7. v. Chr., kam Jesus unter sehr ärmlichen Verhältnissen in Bethlehem oder Nazareth auf die Welt. Seine Mutter Maria war ein junge Frau, und Joseph nicht der Vater des Kindes. Kurz nach der Geburt musste die Familie fliehen, weil der Herrscher Herodes die männlichen Neugeborenen ermorden ließ. Weil Jesus sich in seinem späteren Leben als gott-menschliche Gestalt erwies, basiert die Geburtsgeschichte auf dieser himmlisch-irdischen Dimension.

Lukas und Matthäus ist in ihrer Weihnachtserzählung weltweit etwa Einzigartiges gelungen: Hoffnung auf eine gerechte, friedliche Welt und auf Erlösung kommt ausgerechnet vom Baby einer Jungfrau, das in Windeln liegt, gewickelt und gestillt werden muss.

Seitdem feiern wir Weihnachten das Jesuskind – und unsere eigenen Kinder, die Zukunft der nachfolgenden Generation.