Kolkata. Papst Franziskus erkennt zweites Wunder an. Die Ordensfrau soll auch heilende Kräfte besessen haben

Schon zu Lebzeiten wurde Mutter Teresa wie eine Heilige verehrt. Unermüdlich setzte sich die Nonne und Gründerin des Ordens der Missionarinnen der Nächstenliebe in Indien für die Ärmsten der Armen ein. Seit ihrem Tod 1997 lebt sie als Vorbild und Mythos weiter. 2002 wurde ihr ein erstes Wunder zugeschrieben, jetzt erklärte der Papst, ihr sei ein zweites Wunder zu verdanken. Damit wird Mutter Teresa bald heiliggesprochen.

Geboren wurde sie am 26. August 1910 in Skopje im heutigen Mazedonien. Ihre Eltern, die aus Albanien stammten, tauften sie auf den Namen Agnes Gonxha Bojaxhiu. Mit 18 Jahren trat sie in den irischen Loretoorden ein und kam als Novizin nach Indien, wo sie zunächst an einer katholischen Schule unterrichtete. Sie nahm den Namen Teresa an, nach der französischen Heiligen Therese von Lisieux.

Die Armut in Kolkata erschütterte sie aber so, dass sie die Arbeit als Lehrerin bald aufgab. Während einer Bahnfahrt erlebte sie, was sie später als „Gottes zweiten Ruf“ bezeichnete. Jesus wolle, dass sie ihm in die Slums folge, sagte sie. 1950 gründete sie ihren Orden, kümmerte sich von nun an um die Hungernden, die Vertriebenen, die Kranken und vor allem die Sterbenden. „Engel der Armen“ wurde sie genannt. 1979 erhielt sie den Friedensnobelpreis. Bis ins hohe Alter kümmerte sie sich um die Schutzsuchenden, stets gekleidet in den groben weißen Sari mit blauer Borte ihres Ordens. „Sie hat natürlich die Bibel gelesen, aber ihr Hauptziel war es, den Armen zu dienen“, sagt Schwester Christie aus ihrem Orden. „Nie nahm sie einen Tag Urlaub, nicht einen Tag ruhte sie.“ Woher sie die Kraft dafür nahm? „Ich fülle meinen Tank mit Gebeten“, war die Antwort von Mutter Teresa.

Die charismatische Katholikin musste sich auch scharfe Kritik anhören. Ihr Hauptziel sei es, die Armen zum Christentum zu bekehren, lautete einer der Hauptvorwürfe. Die Menschen in ihren Sterbehäusern bestätigen das allerdings nicht. Und Kinder in den Waisenhäusern des Ordens werden nicht getauft, damit Adoptiveltern sie in ihrem jeweiligen Glauben erziehen können. Papst Johannes Paul II. sagte, Mutter Teresa habe die Geschichte des 20. Jahrhunderts geprägt.