Düsseldorf. Sven Lau hatte Terrorvorwürfe stets zurückgewiesen - aus seinem Umfeld gingen aber verdächtig viele junge Männer nach Syrien

Sven Lau wollte am Dienstagmorgen eigentlich nur seine Sachen im Polizeipräsidium von Mönchengladbach abholen. Das, was Ermittler bei der letzten Hausdurchsuchung mitgenommen hatten. Dann klickten unvermittelt die Handschellen: Einer der bekanntesten Salafisten-Hassprediger Deutschlands, vielleicht sogar das Gesicht des radikalen Islamismus, wurde festgesetzt. „Eine laute Stimme des Salafismus in Nordrhein-Westfalen ist jetzt still“, sagte der NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD).

Der Zugriff der Mönchengladbacher Polizei erfolgte auf Anweisung der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe. Dem 35-jährigen Lau wird vorgeworfen, rheinische Anlaufstation der syrischen Terrororganisation Armee der Auswanderer (JAMWA) gewesen zu sein. Spätestens seit Mitte 2013 soll JAMWA eng mit dem sogenannten Islamischen Staat (IS) kooperieren. Lau wird vorgeworfen, als Bindeglied für deutsche Konvertiten und die salafistische Szene im Rheinland fungiert zu haben. Er soll nach Syrien gereist, Geld an einen IS-Unterstützer überbracht und drei Nachtsichtgeräte für die syrische Terrororganisation vermittelt haben.

Lau habe „mutmaßlich viele junge Leute in den Extremismus gelockt“, sagte Jäger. Die Erleichterung war dem Innenminister anzumerken, dass die Bundesanwaltschaft offenbar einen rechtlichen Hebel gefunden hat, um dem gefürchteten Prediger beizukommen. Die NRW-Behörden hatten Lau schon lange auf dem Radar, bislang konnte er sich jedoch geschickt der strafrechtlichen Verfolgung entziehen.

Zuletzt sorgte Lau bundesweit für Aufsehen, als er mit anderen jungen Muslimen als „Scharia-Polizei“ durch Wuppertal patrouillierte. Ausgerüstet mit leuchtenden Warnwesten mit der Aufschrift „Shariah Police“ zogen sie vor Spielhallen und Gaststätten und forderten Besucher zu einem „schariagetreuen“ Lebenswandel ohne Alkohol und Glücksspiel auf. Mit Schildern gegen Alkohol, Pornografie, Musik, Drogen oder Prostitution wurden in Wuppertal „schariakontrollierte Zonen“ ausgewiesen. Das Landgericht sah keine Anhaltspunkte für strafbares Verhalten. Nur eine Anklage gegen Lau wegen einer nicht genehmigten Demonstration wurde ans Amtsgericht verwiesen.

Bereits 2010 bestimmte Lau die Schlagzeilen, als er in Mönchengladbach mit dem Verein Einladung ins Paradies eine Islamschule eröffnen wollte. Vom Verfassungsschutz beobachtet wurden auch seine Aktivitäten in der vorgeblich karitativen Neusser Organisation Helfen in Not sowie seine Tätigkeit für andere islamistische Gruppen wie das Koranverteilernetzwerk Lies. Um weitere Reisen nach Syrien zu verhindern, entzog die Stadt Mönchengladbach Lau in diesem Jahr den Pass.

Sven Lau stammt aus einem katholischen Elternhaus, ist gelernter Industriemechaniker und arbeitete bis 2008 als Brandmeister bei der Mönchengladbacher Feuerwehr. Während der Ausbildung konvertierte er zum Islam, ließ sich einen Bart wachsen und radikalisierte sich zunehmend. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder. Innenminister Jäger sieht in dem 35-Jährigen nicht weniger als eine Schlüsselfigur: „Mit ihrer gewaltverherrlichenden Propaganda und angeblicher Hilfe für notleidende Menschen in den Krisengebieten bereiten salafistische Prediger wie Lau den Nährboden für die Radikalisierung junger Männer.“