Viele Märkte sind nun geöffnet: Nach den Terroranschlägen haben viele Veranstalter die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Ein Überblick.

Erst am kommenden Sonntag ist der erste Advent, doch in vielen Städten in Deutschland haben bereits am Montag die Weihnachtsmärkte eröffnet. Nach den Terroranschlägen stehen diese Großveranstaltungen unter besonderem Vorzeichen - und unter starker Beobachtung der Polizei. Die Beamten dürften wohl die gesamte Weihnachtszeit auf den Märkten so präsent sein wie Glühwein, Waffeln, Würstchen und Co. Und so sieht die Lage in den einzelnen Städten aus:

Berlin

Rund um die Adventszeit gibt es in der Hauptstadt etwa 80 Märkte. Nach den Terroranschlägen in Paris werden einige von Polizei und Wachleuten besonders beobachtet. Rucksäcke sind nicht überall erwünscht. An der Gedächtniskirche und am Gendarmenmarkt waren bereits erste Besucher unterwegs. Eine Budenbesitzerin sagte, sie glaube nicht an weniger Umsatz, eine ähnliche Lage habe es bereits vor einigen Jahren gegeben.

Kiel

„Wir haben alle zu Recht gesagt, wir lassen uns unsere Art des Lebens nicht verbieten“, sagte Stadtsprecherin Annette Wiese-Krukowska. Und dazu gehöre auch der Besuch der Weihnachtsmärkte, Auch die Polizei in der Landeshauptstadt gibt sich entspannt. „Wir werden da sein, wie immer“, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten würden nicht „martialisch mit Maschinenpistolen oder ähnlichem“ patrouillieren. Von Seiten der Stadt werde darauf geachtet werden, dass auch hinter den Buden Ordnung herrsche, damit dort „nichts untergejubelt werden kann“, sagte Sprecherin Wiese-Krukowska. Sie glaubt nicht, dass wegen der Terroranschläge in Paris weniger Menschen die Märkte in Kiel besuchen werden.

Flensburg

In Flensburg wurden die Sicherheitsvorkehrungen nicht erhöht, wie der Geschäftsführer der Flensburger Fjord Tourismus GmbH, Gorm Casper, sagte. Sicherheitspersonal und Polizei sei wie üblich vor Ort, eine Veranlassung, die Kapazitäten aufzustocken gebe es nicht. Casper rechet nicht damit, dass die Leute wegen eines mulmigen Gefühls zuhause bleiben. Er geht vielmehr von mehr Besuchern aus - auch weil der Markt mit dem skandinavischen Flair bei den Nachbarn in Dänemark immer bekannter und beliebter werde.

Lübeck

Hinweise auf Anschläge bestünden nicht, sagte Stadtsprecherin Doris Schütz. Die Veranstalter stünden im engen Kontakt zu der Polizei, die ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft habe, sagte Stadtsprecherin, ohne Details nennen zu können. Eine konkrete Anschlagsgefahr bestehe aber nicht, sagte Sprecherin. Ihr Wunsch sei, dass alle eine unbeschwerte und fröhliche Vorweihnachtszeit in der „Weihnachtsstadt des Nordens“ erleben können. „Wir hoffen natürlich, dass die Menschen nicht zuhause bleiben“, sagte die Stadtsprecherin. In der Regel besuchen bis zu zwei Millionen Gäste die insgesamt zehn Märkte in der Stadt. Die meisten Märkte machten Montagvormittag auf. Offizielle Eröffnung ist aber erst am Mittwoch mit einer Lichterprozession durch die Straßen der Altstadt.

Hamburg

Die offizielle Eröffnung des Weihnachtsmarktes vor dem Rathaus wurde von Montag auf Dienstag verschoben. Allerdings nicht aus Angst vor Anschlägen, sondern „aus Respekt vor der Trauerfeier von Helmut Schmidt“, die am Montag stattfand. Die Buden auf dem Historischen Weihnachtsmarkt machten daher am Montagvormittag „still“ auf. Besondere Sicherheitsvorkehrungen soll es auf den Weihnachtsmärkten in der Hansestadt nicht geben. Es gebe die ganz normale Polizeipräsenz, sagte eine Polizeisprecherin. Auf den 16 Märkten im Stadtgebiet sollen Besucher, Schausteller, Gastronomen und Einzelhändler wie üblich die Vorweihnachtszeit genießen können. Die meisten Weihnachtsmärkte in den großen Städten zwischen Nord- und Ostsee haben täglich bis zum 23. Dezember geöffnet, einige - wie der in Flensburg - schließen erst nach den Feiertagen. Daneben gibt es viele kleinere Märkte - etwa auf Gutshöfen - auf denen die Aussteller an den Adventswochenende ihre Waren anbieten.

Frankfurt

Unter verstärkten Sicherheitsvorkehrungen hat in Hessen die Weihnachtsmarktsaison begonnen. Die Polizei will auf Weihnachtsmärkten deutlich mehr Präsenz zeigen. Innenminister Peter Beuth (CDU) hatte spezielle Schutzkonzepte mit offenen und verdeckten Maßnahmen angekündigt. In Frankfurt wurde sogar eine Lautsprecheranlage installiert. Zu den ersten Weihnachtsmärkten in Hessen zählen Darmstadt, Kassel und Rüdesheim im Rheingau. Frankfurt folgt am Mittwoch (25.11.). Ob sich die Hessen wegen der abstrakten Terrorgefahr seltener Glühwein und heiße Mandeln zwischen Kerzenständen und Karussells schmecken lassen, vermag niemand einzuschätzen. „Es wäre ja fatal, wenn wir uns von wenigen Extremisten das Leben zerstören lassen würden“, sagte Kurt Stroscher von der Tourismus und Congress GmbH, die in Frankfurt den größten Weihnachtsmarkt des Bundeslandes organisiert. Das Wetter passe auf jeden Fall: „Kalt ist wunderbar.“

Köln

Bei strahlendem Sonnenschein sind am Montag in Köln die meisten Weihnachtsmärkte gestartet. Bereits am Mittag waren die ersten Besucher zwischen Verkaufsbuden und Glühweinständen zu finden. Von Terrorangst keine Spur. „Wir kommen jedes Jahr hierher und das werden wir jetzt nicht ändern“, sagte eine Frau, die zusammen mit ihrem Mann den Weihnachtsmarkt am Dom besuchte. „Wir hatten bisher einen wundervollen Tag, weil das Wetter so schön ist“, bestätigten zwei ältere Damen, die extra aus England angereist waren. Auch Budenbetreiber äußerten sich positiv. „Bisher läuft es gut an. Die Stimmung ist unverändert - wie in jedem Jahr“, erklärte eine Verkäuferin. „Was auch immer passiert, das kann überall passieren“, sagte ein Budenbetreiber. Die Polizei wollte wegen der Sicherheitslage mehr Präsenz zeigen als im Vorjahr, hatte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) angekündigt.