Bochum/Berlin. Im Internet laufen gleich mehrere Petitionen – und ein Nudist will den ARD-Kandidaten herausfordern

Gegen die Eurovisionsteilnahme des umstrittenen Sängers Xavier Naidoo (44) regt sich weiterhin heftiger Widerstand. Inzwischen laufen im Internet mehrere Petitionen gegen die Pläne der ARD, den Sänger konkurrenzlos für den Eurovision Song Contest 2016 antreten zu lassen. Die Initiative „Keine ESC 2016-Teilnahme für Xavier Naidoo“ hatte bis zum Freitagmittag rund 13.000 Unterstützer. Beim Parallelprojekt „Gegen die Teilnahme von Xavier Naidoo am Eurovision Song Contest 2016“ signierten gut 10.000 Leute.

Andere wollen Naidoo nicht allein das Feld überlassen. So soll eine Bochumer Punkband ihm die Teilnahme für Deutschland beim Eurovision Song Contest streitig machen. Ein Blog aus dem Ruhrgebiet hat eine Onlinepetition für die Band Wolfgang Wendland und die Kassierer gestartet, rund 10.000 Unterstützer unterschrieben.

Wendland (53) zeigte sich überrascht, möchte aber „auf jeden Fall“ in Stockholm antreten. „Mich hat sehr gestört, dass Herr Naidoo gesetzt ist“, sagte er. Der Musiker und Satiriker ist auch für politische Aktionen bekannt. Bei der Bundestagswahl 2005 war er für die Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands (APPD) angetreten, im September hatte er für das Amt des Bochumer Oberbürgermeisters kandidiert. Der Mann mit dem Bierbauch tritt gern auch mal splitternackt auf.

ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber verteidigte erneut den Entschluss. „Was mich an dem Shitstorm überrascht hat, ist, dass die Bereitschaft, sich mit den Fakten oder dem, was er selber gesagt hat, auseinanderzusetzen, überschaubar ist“, sagte Schreiber dem Sender Deutschlandradio Kultur. Kritiker werfen Naidoo schwulenfeindliche Ansichten und eine Nähe zu Rechtspopulisten vor.

Aber selbst innerhalb der ARD gab es Kritik. Der Journalist Patrick Gensing sprach auf der Webseite des Politikmagazins „Panorama“ von einem falschen Signal. „Besonders ärgerlich an dieser Entscheidung: Der ESC hat sich in den vergangenen Jahren zu einem progressiven Ereignis entwickelt, das sich vor allem in der Schwulenszene größter Beliebtheit erfreut. Es ist schlicht ein falsches Signal, dass Deutschland nun einen Kandidaten ins Rennen schickt, dessen fragwürdige Positionen zu massiven Protesten gegen den ESC führen.“