Berlin . Fünf Männer stürmen in ein Berliner Kaufhaus und erbeuten 817.000 Euro. Jetzt wird zwei von ihnen der Prozess gemacht

Es ist kurz vor Weihnachten und es dauert nur 79 Sekunden, als Jehad Z., sein Cousin Khalil Z. und drei weitere Täter am 20. Dezember 2014 das Berliner Luxuskaufhaus KaDeWe stürmen. Sie laufen um 10.24 Uhr ins Kaufhaus, sprühen mit Reizgas um sich, schlagen mit Äxten und Macheten Glasvitrinen ein. Sie haben es auf die teuren Waren abgesehen, nehmen Schmuck von Chopard und Uhren der Luxusmarke Rolex mit. Zugleich bedrohen sie anwesende Kunden sowie einen Wachmann mit einer Machete. Nach nach gut einer Minute ist der Spuk am vierten Adventssonnabend vorbei, die zwei Deutschlibanesen springen in den schwarzen Audi, der vor der Tür wartet und fahren davon. 16 Menschen werden durch den Reizgaseinsatz verletzt, eine Frau erleidet einen Asthmaanfall.

Knapp elf Monate später hat jetzt am Landgericht Moabit in Berlin der Prozess gegen zwei der Männer begonnen. Die Angeklagten Jehad Z., 28, und sein Cousin Khalil Z., 26, sitzen hinter Panzerglas. Der Deutschlibanese Jehad und der Libanese Khalil sollen der Anklage zufolge direkt an dem Raub beteiligt gewesen sein. Der Deutschlibanese Hussein M. hat laut Anklage sein Auto für die Tat zur Verfügung gestellt und dabei gewusst, was mit dem Fahrzeug geplant war. Er ist wegen Beihilfe angeklagt.

Die Männer hatten Komplizen, es gibt aber noch nicht genug Beweise gegen sie

Die Staatsanwaltschaft geht von drei weiteren Komplizen aus, die auch im Luxuskaufhaus waren – zwei davon seien namentlich bekannt. Eine Anklage gegen diese Verdächtigen gibt es jedoch nicht. „Die Beweismittel reichen dafür derzeit nicht aus“, erklärt Staatsanwältin Wettley. Es werde weiterhin ermittelt. Die Männer folgen den Vorwürfe ohne äußere Regung. Laut Anklage soll es insbesondere Aufgabe dieser mutmaßlichen Täter gewesen sein, nach dem Überfall die Beute abzusetzen. Ob es gelungen ist, blieb bislang unbekannt. „Über den Verbleib der Beute wissen wir nichts“, sagt Staatsanwältin Susann Wettley. Die Bestandsaufnahme der geschädigten Firmen hatte kurz nach dem Überfall ergeben, dass das vermummte Quintett fünf Schmuckstücke und 15 Uhren im Wert von 817.000 Euro erbeutet hatte.

Doch immerhin gegen die zwei besagten Männer konnte bereits Anklage erhoben werden. Mitte März, drei Monate nach der Tat, konnten die Fahnder des Landeskriminalamtes das Tatfahrzeug ermitteln und kurz drauf auch Hussein M. als Halter festnehmen. Und der beschloss offenbar, auszupacken. Der Beschuldigte habe umfassend ausgesagt, teilten Staatsanwaltschaft und Polizei mit. Aber es reichte augenscheinlich für weitere Festnahmen.

Eine Woche nach Hussein M. wurde auch Khalil E.-Z. festgenommen. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Jehad A.-Z. wurde Mitte April in Griechenland festgenommen, von wo er sich mit gefälschten Ausweisen in die Türkei absetzen wollte. Die beiden Cousins sitzen seither in U-Haft.

Die beiden Angeklagten sind polizeibekannt und vorbestraft

Bei den Angeklagten handelt es sich um mehrfach vorbestrafte Männer ohne Beruf. Sie werden arabischen Großfamilien zugeordnet, die der Polizei bekannt sind. Ihr mutmaßlicher Helfer mied im Gerichtssaal Blickkontakte mit den beiden Hauptangeklagten. Am zweiten Prozesstag wird sich zeigen, ob er im Prozess aussagt. Zunächst ist nur die Anklage verlesen worden.

Der 29-jährige Angeklagte muss sich zudem wegen eines Autounfalls verantworten, bei dem im Mai 2014 im Berliner Stadtteil Schöneberg eine Zweijährige schwer verletzt wurde. Er soll in einem Laden eine Packung Garnelen gestohlen und dann auf der Flucht das Kind überfahren haben.

Der Prozessauftakt ist nur kurz: Es wird lediglich die Anklage verlesen, nach 15 Minuten ist der erste Tag dann schon vorbei. Die Verhandlung wird am 25. November fortgesetzt. Das Gericht hat sich auf eine langwierige Beweisaufnahme eingestellt, geplant sind 24 weitere Verhandlungstage bis zum März 2016.