Herzinfarkte könnten durch Vernarbungen zum plötzlichen Herztod beitragen - und bleiben einer Studie zufolge in den allermeisten Fällen unbemerkt: Sogenannte stumme Herzinfarkte kommen häufiger vor als vielfach angenommen. Einer US-Studie zufolge verlaufen fast 80 Prozent der Infarkte unbemerkt und werden auch durch EKG-Untersuchungen nicht festgestellt. Zwar sei die klinische Bedeutung stummer Herzinfarkte unklar, schreiben die Forscher um David Bluemke von den Nationalen Gesundheitsinstituten (NIH) in Bethesda (US-Staat Maryland).

Es gebe aber Hinweise darauf, dass die von ihnen verursachten Vernarbungen zum plötzlichen Herztod beitragen könnten, betont das Team im „Journal of the American Medical Association“ (Jama). Bei Überlebenden eines Herzinfarkts wird das geschädigte Muskelgewebe durch Narbengewebe ersetzt, das sich nicht mehr zusammenziehen kann. Dies gilt als Risikofaktor für spätere Herzprobleme. Die Mediziner um Bluemke wollten nun ermitteln, wie viele Herzinfarkte in der US-Bevölkerung unerkannt bleiben.

Mehrzahl der Infarkte unentdeckt

Dazu untersuchten sie zu Beginn der Studie 1840 Menschen im Alter von 45 bis 84 Jahren, die keine Herzerkrankung hatten. Zehn Jahre später prüften sie die Teilnehmer dann per kardialer Magnetresonanztomografie (CMR) auf vernarbtes Herzgewebe. Die Menschen waren zu dieser Zeit im Mittel 68 Jahre alt. Bei 146 Teilnehmern, knapp 8 Prozent, fanden die Forscher Narbengewebe am Herzmuskel. Nur bei 32 davon war ein Infarkt zuvor entdeckt worden, dagegen war er bei 78 Prozent der Betroffenen unbemerkt geblieben. Nach Angaben der Forscher traten Infarkte bei Männern etwa fünfmal häufiger auf als bei Frauen. Besonders gefährdet waren außerdem übergewichtige Menschen und Raucher. „Die klinische Bedeutung unerkannter Vernarbungen des Herzmuskels bleibt abzuwarten“, so die Autoren. „Aber bei mehr als 70 Prozent der Patienten mit plötzlichem Herztod, aber ohne bekannte Erkrankung der Herzkranzgefäße, wurden bei pathologischen Untersuchungen vorherige Narben am Herzmuskel festgestellt.“

Den Hamburger Kardiologen Meinertz überrascht das Resultat nicht. „Die in dieser Arbeit nachgewiesenen Herzmuskelnarben sind vermutlich Folge stummer Herzinfarkte. Klinisch ist seit Langem bekannt, dass Herzinfarkte praktisch ohne Symptome ablaufen können“, sagt er. Die Folgen müssten weiter erforscht werden.