Rom. „Vatileaks“-Autor Gianluigi Nuzzi hat in einem neuen Buch die Finanzen des Vatikans durchleuchtet. Er prangert Verschwendung an.

Der durch seine „Vatileaks“-Enthüllungen vor drei Jahren bekanntgewordene italienische Journalist Gianluigi Nuzzi hat eine „unglaubliche Geldverschwendung“ im Vatikan angeprangert. Bei der Vorstellung eines neuen Buches sagte Nuzzi am Mittwoch im Rom, dass Papst Franziskus bei seinem Versuch, Transparenz in die Finanzen des Heiligen Stuhls zu bringen, immer noch auf große Widerstände stoße. Manche Mitarbeiter des Papstes sprächen von einem „Krieg im Vatikan“.

Enthüllungsbuch ab Donnerstag in Deutschland zu haben

Der Journalist hatte nach eigenen Angaben in den vergangenen Jahren Zugang zu Tausenden von Dokumenten. In seinem Buch, das unter dem deutschen Titel „Alles muss ans Licht“ im Handel sein wird, führt er aus, dass viele Kardinäle in Rom in Wohnungen von 400 bis über 500 Quadratmetern Fläche lebten – während sich der Papst mit einem bescheidenen Apartment von 50 Quadratmetern begnüge. Über die Personalausgaben im Vatikan gebe es überhaupt keine Kontrolle.

Im Zuge des „Vatileaks“-Skandals hatte Nuzzi 2012 in einem Buch vertrauliche Dokumente aus der Kurie veröffentlicht. Die Papiere waren von einem Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. weitergegeben worden.

Der Vatikan hat die Darstellungen von Geldgier und mangelnde Transparenz in der Kirchenführung als unzutreffend zurückgewiesen. Er bezog sich nicht nur auf Nuzzis neues Werk, sondern auch auf „Avarizia“ (Geiz) von Emiliano Fittipaldi. Dabei geht der Autor auf die Kritik am Peterspfennig ein, mit dem Gläubige in aller Welt wohltätige Aktivitäten des Papstes unterstützen. Fittipaldi kritisiert, dieser werde kaum für Arme sondern für fragwürdige Investitionen und zum Stopfen von Löchern im Vatikanhaushalt verwendet. Die beiden an diesem Donnerstag erscheinenden Publikationen sogen im Vatikan schon seit längerer Zeit für Unruhe.

Vatikan erklärt Buch-Informationen für überholt

Der Kirchenstaat erklärte, die Bücher basierten auf größtenteils überholten Informationen. Die vertraulichen Dokumente, die die Autoren zitierten, seien von der COSEA-Kommission zur Neuordnung der Vatikanfinanzen im Auftrag des Papstes erstellt worden, um Missstände zu benennen und zu beheben. Als Antwort auf die „zu erhellenden Schattenseiten, auszumerzenden Fehler und Gesetzeswidrigkeiten“ habe der Papst die Finanzbehörden des Vatikans umstrukturiert.

Vor wenigen Tagen waren im Vatikan ein spanischer Priester und eine italienische PR-Expertin unter dem Verdacht, als Mitglieder der COSEA-Kommission Journalisten vertrauliche Dokumente gegeben zu haben, festgenommen worden. Der dem Opus Dei nahe stehende Lucio Ángel Vallejo Balda ist weiterhin in Haft. Francesca Chaouqui wurde auf freien Fuß gesetzt, nachdem sie sich zur Zusammenarbeit mit der Vatikanjustiz bereiterklärte. (dpa)