Berlin. Der 32-Jährige, der am Donnerstag zugegeben hatte, den Flüchtlingsjungen Mohamed getötet zu haben, hat einen weiteren Mord gestanden.

Der mutmaßliche Mörder des Flüchtlingsjungen Mohamed hat gestanden, den verschwundenen Potsdamer Jungen Elias getötet zu haben. Das sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, am Freitag und bestätigte damit Berichte der „Bild“, „B.Z.“ sowie der „Berliner Zeitung“ von Freitag. Steltner sagte: „Er hat in der Vernehmung in der Nacht eingeräumt, Mohamed und Elias getötet zu haben.“

Die Polizei twitterte zum Fall Mohamed: „Der Tatverdächtige hat ausgesagt, den Vierjährigen schon am 2.10. kurz nach der Entführung getötet zu haben.“ Weiter hieß es: „Er hat außerdem erklärt, auch den vermissten sechsjährigen Elias aus Potsdam getötet zu haben.“

Ermittler suchen nach Elias’ Leiche

Wann Elias, der am 8. Juli in Potsdam verschwunden war, starb, war zunächst noch unbekannt. Wochenlang hatten Polizisten, Feuerwehrleute, Nachbarn und weitere freiwillige Helfer Höfe, Straßen, Grünanlagen, Gräben und mit Wasser gefüllte Kanäle in der Umgebung der Wohnsiedlung Potsdam-Schlaatz durchkämmt. Elias wurde nicht gefunden.

Am Freitagmittag suchte die Brandenburger Polizei in Luckenwalde im Süden des Bundeslandes nach der Leiche des Kindes. Nach Medienberichten soll der Täter sie dort in einer Kleingartensiedlung vergraben haben.

Offenbar Hinweise auf Sexualmorde

Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur soll es sich in beiden Fällen um Sexualmorde handeln. Dazu äußerten sich aber weder Polizei noch Staatsanwaltschaft. Im Lauf des Freitags soll es dazu weitere Informationen bei einer Pressekonferenz geben.

Einen Zusammenhang mit einem dritten Fall sahen die verschiedenen Kriminalpolizeibehörden zunächst nicht: Am 2. Mai verschwand die fünfjährige Inga in einem Wald bei Stendal in Sachsen-Anhalt. Bisher gebe es keine Hinweise auf einen Zusammenhang mit den beiden anderen Entführungen, sagte ein Polizeisprecher.

Die Polizei teilte mit, der 32-Jährige habe gestanden, Mohamed bereits am 2. Oktober getötet zu haben, also einen Tag nach der Entführung vor dem Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso), der Registrierungsstelle für Flüchtlinge. Der Mann war am Donnerstag in einem Dorf südlich von Berlin festgenommen worden. Die Behörden wollen am Freitag das Ergebnis der Obduktion der Leiche Mohameds bekanntgeben.

Videoaufnahmen führten zum mutmaßlichen Mörder

Der Entführer Mohameds wurde mit Hilfe von Bildern aus Berliner Überwachungskameras gefasst. Ein Film zeigt den Mann, wie er am 1. Oktober mit dem Jungen an der Hand das Gelände des LaGeSo verlässt. Ein Film aus einer anderen Kamera von einer 800 Meter entfernt liegenden Gaststätte zeigte den Mann, wie er sich kurz vorher alleine dem LaGeSo näherte. Besonders diese erst vor kurzem veröffentlichten Aufnahmen, führten wegen ihrer besseren Qualität zu dem Täter.

Die Eltern des Mannes in Niedergörsdorf in Südbrandenburg erkannten ihren Sohn am Mittwochabend anhand der Bilder wieder. Die Mutter informierte am Donnerstag die Polizei. Der Sohn stellte sich an dem gemeinsamen Wohnort und brachte die Leiche des Jungen im Kofferraum seines Autos mit.

Die Frau handelte „ungeheuer mutig“

Dass die Mutter des Entführers der Polizei den entscheidenden Hinweis gab, ist aus Sicht von Experten etwas Besonderes. „Das ist nicht selbstverständlich“, sagte die Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité, Isabella Heuser. Die Frau dürfte zuvor eine Weile mit sich gerungen haben. „Mit Sicherheit hat die Mutter nicht das Fahndungsfoto gesehen und sofort zum Hörer gegegriffen“, sagte Heuser.

Die Frau hatte ihren Sohn laut Polizei zunächst mit ihrem Verdacht konfrontiert. „Das kann auch schiefgehen und damit enden, dass die Eltern selbst angegriffen werden“, erklärte die Psychologin. Insgesamt habe die Frau „ungeheuer mutig“ gehandelt. „Die Mutter hat ethisch und moralisch das Richtige getan.“