Sängerin Namika kann den Erfolg kaum fassen. Ein Gespräch über Goethe und Jugend und die Frage nach ihrem Lieblingsmenschen.

Als ihr Song „Lieblingsmensch“ im Sommer die deutschen Charts stürmte, sprach die Popwelt von einem neuen Shootingstar. Namika, die Frau mit den marokkanischen Wurzeln und dem Soul in der Stimme, eroberte die Fans im Sturm. 200.000 Mal verkaufte sich ihr Sommerhit, er erhielt Goldstatus und liegt auch im Herbst noch ganz vorne. Petra Koruhn sprach mit Sängerin Namika, die jetzt auf Deutschland-Tour geht – der Titel ist längst ihre Marke geworden: „Lieblingsmensch“.

Der Song läuft ständig im Radio. Er ist bekannter als Sie, oder?

Namika: Als ich neulich im „ZDF-Fernsehgarten“ aufgetreten bin, hat mich beim Herumspazieren keiner erkannt. Erst als ich „Lieblingsmensch“ gesungen habe, wussten die Leute, wer ich bin.

Haben Sie mit dem Erfolg gerechnet?

Nie. Nie. Niemals.

Trotz der Leichtigkeit spürt man so etwas wie Tiefe zwischen den Zeilen. Manches klingt geradezu abgeklärt. Dabei sind Sie erst 23. Woher nehmen Sie diese Poesie?

Ich war schon immer ein Lyrikfan. Ich habe gerne Bertolt Brecht, aber auch Goethe gelesen.

Was fanden Sie so interessant?

Der „Faust“ ist einfach gigantisch. Ich habe das Buch zwei-, dreimal gelesen. Das ist ja gereimt. Das muss man sehr genau lesen, um es zu verstehen. Es hat mich aber total fasziniert, zu erfahren, wie die Menschen damals gefühlt und gedacht haben.

Waren Sie gut in der Schule?

Die Lehrer sagten, wenn ich mehr getan hätte, hätte ich richtig gut sein können. Aber so war ich nur gutes Mittelmaß.

Reicht Ihnen Mittelmaß?

Kommt drauf an. In der Musik natürlich nicht, da möchte ich schon richtig gut sein.

Sind Sie ehrgeizig?.

Das kann ich sein. Beim Sport habe ich gelernt, wie wichtig Disziplin ist.

Welchen Sport haben Sie gemacht?

Ich habe Handball gespielt. Dritte Bundesliga, das war ja schon was.

Und gesungen haben Sie schon als Kind.

Ich war ja im Schulchor. Ich hatte schon acht Jahre Musik gemacht, bevor Sony Music mir einen Vertrag anbot.

Wie arbeiten Sie? Schreiben Sie Ihre Ideen ins Notebook?

Ja, auch. Aber am liebsten auf einen Zettel. Was ich handschriftlich verfasst habe, bleibt mir stärker in Erinnerung. Es ist sinnlicher.

Was hatten Sie für Berufswünsche?

Ich wollte immer nur Musikerin werden.

Was sagten Ihre Eltern dazu?

Du machst erst Abitur.

Das haben Sie ja dann gemacht.

Ja. Jetzt möchte ich unbedingt studieren. Sehr gerne Kulturmanagement. Aber im Moment geht es noch nicht. Doch ich träume schon jetzt davon, dass ich das Studium in der Tasche habe.

Ihre Großeltern stammen aus Marokko. Sie haben eine große Nähe zu dem Land, sagen Sie. Geboren aber sind Sie in Frankfurt, wo Sie auch leben. Fühlen Sie sich bisweilen heimatlos?

Das habe ich durchaus mal. Aber mittlerweile weiß ich ganz genau, wo mein Zuhause ist: auf jeden Fall in Frankfurt, wo meine Freunde sind. Aber das Marokkanische hab ich ja auch in mir. Meine Großeltern sind so total gastfreundlich und offen.

Was lieben Sie an Marokko?

Die Gewürze , dieses tolle Essen.

Haben Sie in Frankfurt auch Ihren Lieblingsmenschen?

Sagen wir so: Der Song bezieht sich nicht konkret auf einen.