Pforzheim. Opfer nach verheerendem Dachstuhlbrand sind wohl ausnahmslos Ausländer - Frage nach fremdenfeindlicher Tat drängt sich auf.

Aus dem Dachstuhl qualmt es auch Stunden nach der Tragödie. Scheinwerfer erleuchten die Szenerie im Inneren des Mehrfamilienhauses in Pforzheim - darin verbrennen in der Nacht zum Dienstag vier Menschen. Feuerwehrleute schneiden eine quadratische Öffnung in das Dach. Dort bereiten Kollegen in gelben Schutzanzügen gerade den Abtranstransport der Leichen vor; verpacken sie in weiße Säcke, heben sie auf orangene Tragen und bringen sie durch die Öffnung des Daches über eine Drehleiter nach unten. Um 6.11 Uhr sind im Pforzheimer Stadtteil Dillweißenstein die Toten geborgen.

„Schlimm“, sagt ein Anwohner, der zwei Häuser weiter aus der Tür tritt. Die Bewohner des Hauses kennt er nicht, sie hätten das Gebäude vor etwa einem Jahr gekauft. Viele Ausländer wohnten hier, sagt ein anderer. Die meisten seien hier sesshaft und lebten schon lange Jahre in dem Stadtteil. Die Straße ist abgesperrt, zu hören ist vor allem das monotone Brummen eines Stromgenerators der Feuerwehr.

Alle Opfer sind wohl Ausländer

Noch wissen die Ermittler nicht, wie es zu dem verheerenden Dachstuhlbrand kurz nach Mitternacht kam. Warnte ein Rauchmelder die Hausbewohner? Überraschte sie das Feuer im Schlaf? Vier Menschen überleben den Brand: Zwei werden nach bisherigen Erkenntnissen leicht verletzt, zwei schwerer. Einer von ihnen ist im zweiten Stock aus dem Fenster gesprungen. Alle Opfer sind wohl Ausländer.

Ein Bewohner rettete sich mit einem Sprung ins Freie
Ein Bewohner rettete sich mit einem Sprung ins Freie © dpa

Kriminaltechniker wollen so schnell wie möglich in das zweieinhalbgeschossige Haus, um die Brandursache zu finden. Hinweise auf eine ausländerfeindliche Tat gebe es eben so wenig wie auf ein Versehen. „Ich habe weder Hinweise auf das eine noch das andere. Wir stehen mit unseren Ermittlungen noch ganz am Anfang“, sagt ein Polizeisprecher in der Nacht. Nach bisherigen Erkenntnissen sind alle Opfer erwachsen. „Kinder haben wir, so wie es aussieht, nicht darunter.“

Mehrere Notrufe kurz nach Mitternacht

Das Haus steht Wand an Wand eingekeilt zwischen einem größeren Bürogebäude und einem anderen großen Wohnhaus. Auf dem Bürgersteig liegen unzählige gebrochene Dachziegel. Das Dach ist zwar verkohlt und nur noch mit einzelnen geborstenen Ziegeln bedeckt, der Dachstuhl steht aber noch. Ein Fenster im zweiten Stock steht offen. Es ist womöglich das Fenster, durch das sich ein Bewohner mit einem Sprung auf die Straße vor dem giftigen Rauch und den Flammen rettete.

„Wir hatten kurz nach Mitternacht mehrfache Notrufe. Der Dachstuhl stand in Vollbrand“, schildert der Polizist. Als die Einsatzkräfte anrücken, wissen sie bereits, dass noch Menschen in dem Wohnhaus sind. Doch die Zeit wird knapp. Die Flammen sind schnell gelöscht, aber für die vier Menschen im Dachstuhl kommt die Hilfe zu spät.

Undurchsichtige Meldelage

Aus den umliegenden Häusern hat sich in den Morgenstunden kaum ein Bewohner auf die Straße gewagt. Die meisten schlafen noch. Eine Frau schaut aus einem gegenüberliegenden Fenster; ein Mann fährt wie jeden Morgen zum Großmarkt. Auch er kannte die Bewohner nach eigenen Worten nicht. Für die Nachbarn bestand nach Aussage des Polizeisprechers keine Gefahr, sie konnten in ihren Wohnungen bleiben.

Besonders schwierig ist es in den ersten Stunden für die Ermittler herauszufinden, wer in dem Haus dauerhaft lebt. 17 Menschen sind laut Polizei dort gemeldet. Womöglich wohnen einige woanders, und wieder andere haben in der Brandnacht nur in dem Gebäude geschlafen. „Die Wohnung war fest vermietet. Ob die tatsächlich dort gewohnt haben, müssen wir noch abklären“, sagt der Beamte.