Düsseldorf. Der Angeklagte versteckte dazu auch einen Schalldämpfer und 53 Schuss Munition. Später verriet er sich sogar selbst an einen V-Mann.

Die scharfe Maschinenpistole auf einem Kinderspielplatz zu verstecken, war vielleicht nicht die klügste Idee. Wo sonst wird so viel gebuddelt, jeder Stein umgedreht und jede Ecke ausgiebig erkundet? Deswegen soll der 29-jährige Angeklagte dann auch Stress mit seinem Auftraggeber bekommen haben, der ihm - laut Anklage - die Waffe zur Aufbewahrung anvertraut hatte.

Der wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz angeklagte Mann (Mitte) steht in Düsseldorf vor Gericht
Der wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz angeklagte Mann (Mitte) steht in Düsseldorf vor Gericht © dpa | Monika Skolimowska

Denn prompt waren spielende Kinder in einem Gebüsch in Düsseldorf auf das Versteck samt Kriegswaffe, Schalldämpfer und 53 Schuss Munition gestoßen. Zum Glück verzichteten die Kinder auf Schießübungen und übergaben das verdächtige „Spielzeug“ ihren Eltern.

Dass er von seinem Missgeschick dann auch noch brühwarm dem nächsten Polizeispitzel erzählt haben soll, macht die Sache für ihn nicht besser, zumal der 29-Jährige kein unbeschriebenes Blatt ist: Er sitzt derzeit bereits in anderer Angelegenheit im Gefängnis.

Vor dem Düsseldorfer Amtsgericht scheint es für die Verteidigung am Mittwoch dennoch zunächst nach Plan zu laufen: Alle drei Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen und der Hauptzeuge der Anklage erscheint nicht zum Prozess. Der Vorsitzende Richter Uwe Heemeyer verhängt 100 Euro Ordnungsgeld - wahlweise zwei Tage Haft - gegen den durch Abwesenheit glänzenden Zeugen.

„Die Maschinenpistole auf dem Kinderspielplatz ist natürlich eine mittlere Katastrophe, aber das muss seriös aufgeklärt werden“, sagt Verteidiger Joachim Müller. Vielleicht seien es ja die Zeugen, die ihre Verstrickung auf andere abwälzen wollen. Der Anwalt vertritt den mutmaßlichen Besitzer der Waffe, einen 31-Jährigen, der bis 2012 dem Rockerclub „MC Gremium“ angehört haben soll.

Die DNA seines Mandanten sei zwar auf der Waffe entdeckt worden, aber was heiße das schon: „DNA kann auf vielfältigem Wege übertragen werden, mein Mandant muss die Waffe dazu nicht einmal angefasst haben.“

Der dritte Angeklagte ist ein 48-jähriger Mann, in dessen Wohnung die Übergabe der Waffe stattgefunden haben soll. Er soll sie zuvor für den 31-Jährigen aufbewahrt haben, der sie laut Zeugenaussagen kurz in die Hände nahm, um sie dann weiterzureichen.

Als dann ein Polizist in den Zeugenstand tritt, sorgt der für eine faustdicke Überraschung: Ein V-Mann habe ihm kurz vor dem Prozess mitgeteilt, dass es der 29-jährige Angeklagte selbst war, der erzählt habe, die Waffe dort versteckt zu haben. Vor zwei Jahren habe er dies noch verschweigen müssen aus Sorge, als V-Mann aufzufliegen. Inzwischen wisse es ohnehin das ganze Viertel.

Der Kommissar hält große Stücke auf V-Mann „Georgios“ und seine Informationen: „Alles, was wir nachprüfen konnten, hat sich auch bewahrheitet.“ Daraufhin beantragen die Anwälte die Aussetzung des Verfahrens: Sie müssten nun ihre gesamte Verteidigungsstrategie überdenken.

Warum die Waffe, eine tschechische Ceska „Scorpion“, so dringend verschwinden sollte, darüber gibt es Spekulationen: War es der erhöhte Verfolgungsdruck der Polizei angesichts des damals tobenden „Rockerkriegs“, die zahlreichen Razzien in der Szene, bei denen eine solche Waffe besser nicht gefunden werden sollte?

Als „heiß“ gilt die MP jedenfalls nicht: Eine Untersuchung der Polizei hatte ergeben, dass sie hierzulande keinem Verbrechen zugeordnet werden kann. Der Prozess wird fortgesetzt.