Freiburg. Er könne sich die Tat bis heute nicht erklären, sagte der Landwirt. Behörden sollen von Gewalt in der Familie gewusst haben.

Im Prozess um den qualvollen Tod des kleinen Alessio hat der angeklagte Stiefvater ein Geständnis abgelegt. Er habe dem nackt auf dem Boden liegenden Dreijährigen zwei- bis dreimal mit der Faust in den Bauch geschlagen, sagte der 33-Jährige zum Prozessauftakt am Dienstag. Alessio starb kurze Zeit später an den Verletzungen.

Er könne sich die Tat bis heute nicht erklären, sagte der Landwirt. Vermutlich habe er aus Angst vor dem Jugendamt und aus Überforderung gehandelt. Alle weiteren Vorwürfe, er habe Alessio über einen Zeitraum von mindestens eineinhalb Jahren hinweg mehrfach geschlagen und schwer misshandelt, wies der Stiefvater zurück. Auch seine eigene Tochter, die jüngere Halbschwester Alessios, habe er nie geschlagen.

Der Stiefvater muss sich vor dem Landgericht Freiburg verantworten, ihm werden Totschlag und mehrfache schwere Kindesmisshandlung vorgeworfen. Die Tat hatte sich Mitte Januar auf dem Bauernhof der Familie in Lenzkirch bei Freiburg (Baden-Württemberg) ereignet

„Alessio war einer Vielzahl körperlicher Übergriffe ausgesetzt“, sagte Staatsanwalt Klaus Hoffmann zum Prozessauftakt am Dienstag vor dem Landgericht Freiburg. Die Staatsanwaltschaft geht von mindestens vier heftigen Schläge in den Bauch aus, an denen das Kind später starb. Zudem soll der Stiefvater Alessio mehr als eineinhalb Jahre lang regelmäßig misshandelt haben. Der 33-Jährige habe sich des Totschlags und der schweren Kindesmisshandlung schuldig gemacht, sagte der Staatsanwalt.

Nach Alessios Tod waren auch schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt laut geworden. Es soll den Jungen nicht ausreichend geschützt haben. Denn die Behörde betreute die Familie bereits länger. Und obwohl Kinderärzte und Staatsanwälte davor warnten, ließ die Behörde das Kind in der Familie.

Auch die eigene Tochter soll der Gewalt des Vaters ausgesetzt gewesen sein

Auch seine eigene Tochter, Alessios Halbschwester, soll der Angeklagte mehrfach geschlagen und geschüttelt haben. Das Mädchen kam inzwischen in eine Pflegefamilie.

Der mutmaßliche Peiniger hatte den schwer verletzten Jungen im Januar 2015 selbst zum Arzt gebracht. Dabei hatte der Mann angegeben, Alessio sei die Treppe hinunter gefallen.

Für den Prozess waren zunächst zehn Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte im Oktober fallen. Bei einer Verurteilung droht dem Angeklagten eine lange Haftstrafe.