Borsdorf. Sarah Klier hat nur zwei Minuten Sozialismus erlebt. Jetzt wird die junge Frau 25 Jahre alt

Genau zwei Minuten lang lebte sie in der DDR. Das Land, in dem Sarah Klier geboren wurde, kennt sie daher nur aus Erzählungen. Und doch ist ihr Leben eng mit dem sozialistischen Staat verbunden: Bekannt wurde und bleibt die junge Sächsin als „der letzte Schrei der DDR“. Unter diesem Titel gingen die Baby-Fotos um die Welt. Medienrummel kennt die fröhliche junge Frau von Anfang an. Seit ihrer Geburt am 2. Oktober 1990 zwei Minuten vor Mitternacht ist die in Borsdorf bei Leipzig lebende junge Frau eine kleine Berühmtheit.

„Es war eine der lustigsten und emotionalsten Geburten, die ich je hatte – und eine der aufschlussreichsten unserer damaligen Zeit“, schildert Hebamme Grit Hackenberg. Das Besondere war für sie aber weniger der Zeitpunkt, sondern die Art der Geburt – in Beckenendlage. Das heißt, nicht der Kopf, sondern das Beckenende des Säuglings geht dabei voran. Und Sarah sollte eigentlich erst am 7. Oktober zur Welt kommen - dem Geburtstag der DDR, die es ja aber dann nicht mehr gegeben hätte.

„Es war nur Zufall“, sagt Sarah Klier selbst zu ihrem besonderen Geburtszeitpunkt: „In meinem Alltag spielt es keine Rolle.“ Allerdings war nicht nur ihre Geburt von Medienrummel geprägt. Besonders zu runden Jubiläen der Wiedervereinigung ist die junge Frau gefragt.

Sarah war schon auf diversen Titelblättern zu sehen – weltweit. Ihre Mutter hat Zeitungsausschnitte aufgehoben. „Es gab auch komplett fremde Menschen, die Briefe geschrieben haben“, erzählt Sarah.

Sie hat gerade den Abschluss ihres Tourismusmanagement-Studiums geschafft – und wird bald sechs Monate lang als Tour-Guide auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten. Ihren 25. Geburtstag feiert Sarah Klier aber noch in der Heimat – mit Familie und Freunden.