Bangkok . Bombenexplosion an beliebtem Touristenpunkt im Zentrum Bangkoks. Opfer sollen überwiegend aus China und Taiwan stammen.

Bei einem Anschlag in der Nähe eines Hindu-Schreins in der thailändischen Hauptstadt Bangkok sind nach Angaben von Rettungskräften mindestens 19 Menschen getötet und offenbar mehr als hundert weitere verletzt worden. Die Bombe sei laut Polizei an einem Motorrad befestigt gewesen. Unter den Opfern sei „eine erhebliche Zahl von Ausländern“, sagte Polizeisprecher Prawut Thavornsiri am Montagabend. Die Opferzahl dürfte noch steigen, sagte er.

Unter den Toten seien auch drei Ausländer - zwei aus China und einer aus den Philippinen, teilte die Polizei mit. 123 Menschen wurden einem Zeitungsbericht zufolge verletzt. Nach Medienberichten kommen sie überwiegend aus China und Taiwan. "Die Täter wollten unsere Wirtschaft und den Tourismus zerstören, deshalb ereignete sich der Vorfall im Herzen des Touristenviertels", sagte Verteidigungsminister Prawit Wongsuwan der Nachrichtenagentur Reuters. Nach dem Attentat verschärften die Behörden die Sicherheitskontrollen an großen Kreuzungen und bei Touristenattraktionen.

Die deutsche Botschaft bemühte sich um Aufklärung, ob auch Deutsche unter den Opfern sind, wie aus dem Auswärtigen Amt verlautete. Konkrete Hinweise auf deutsche Opfer lagen zunächst aber keine vor. „Reisenden wird empfohlen, besonders vorsichtig zu sein und diese Reisehinweise und die aktuelle Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen“, mahnte das Auswärtige Amt in seinen Hinweisen am Montagabend. „Weitere Anschläge auch in anderen beliebten Feriengebieten können nicht ausgeschlossen werden.“ Das Amt empfiehlt, Demonstrationen und Menschenansammlungen zu meiden.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat unterdessen den Angehörigen der Opfer sein Beileid ausgesprochen. Die Nachricht von der Explosion habe ihn schockiert. Ban kondolierte auch der thailändischen Regierung. Den Verletzten wünschte er eine rasche Genesung. Er hoffe, dass die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen würden, sagte Ban.

Die Explosion ereignete sich in der Nähe des Erawan-Schreins an einer großen Kreuzung im Zentrum der Millionenmetropole. Die Kultstätte wird oft von Touristen, aber auch von Thailändern besucht. Dort treten jede Stunde mehrmals Tänzerinnen in prunkvollen Kostümen auf.

Augenzeugen berichten von großer Verwüstung

Die thailändische Polizei ging von einem Anschlag aus. Sie habe in der Umgebung einen weiteren Sprengsatz gefunden und entschärft, sagte der Sprecher. Die umliegenden Einkaufszentren wurden geräumt.

Die Ratchaprasong-Kreuzung war mit Glassplittern und Trümmerteilen übersät. Unzählige Krankenwagen luden teils mehrere Verletzte auf einmal ein. Viele Menschen suchten verzweifelt nach ihren Angehörigen. Eine Frau wartete auf der Suche nach ihrer Schwester, die an einem Tempel hatte beten wollen, weinend auf Nachrichten. Verkäufer Khonnon Jathrukul (42) eilte zum nächsten Krankenhaus, als er einen Aufruf zum Blutspenden hörte. „Es ist doch meine Pflicht zu helfen“, sagte er.

Die Kreuzung ist sehr belebt. In unmittelbarer Nähe stehen große Hotels, Einkaufszentren und Bürogebäude. An dem Schrein legen Thailänder den ganzen Tag über Blumen nieder und zünden Räucherstäbchen an. Touristen verharren dort, weil es jede Stunde mehrere Tanzdarbietungen zur Huldigung des Hindu-Gottes Brahma gibt.

Bilder zeigen eine Art Bombenkrater

Auf einer Überwachungskamera war am Montag an einer belebten Kreuzung ein riesiger Feuerstoß, eine Art Bombenkrater, zu sehen, dann rannten Passanten in verschiedene Richtungen davon. Augenzeugen berichten von großer Verwüstung.

Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Die thailändischen Streitkräfte kämpfen im Süden des Landes gegen muslimische Aufständische. Anschläge im Landesinnern sind aber selten. In dem Land, in dem Buddhisten die große Mehrheit der Bevölkerung stellen, herrschen seit Mai vergangenen Jahres die Streitkräfte. Sie hatten die gewählte Regierung nach monatelangen Protestaktionen der Bevölkerung gestürzt.

Nicht der erste Anschlag in letzter Zeit

Im Februar waren vor einem Einkaufszentrum in Bangkok zwei Sprengsätze explodiert und hatten zwei Menschen verletzt. Auf der Touristeninsel Koh Samu explodierte im April eine Autobombe. Niemand hat sich je zu den Anschlägen bekannt.

Im Mai 2014 hatte das thailändische Militär nach jahrelangen politischen Spannungen zwischen verfeindeten Lagern geputscht. Seitdem regiert Putschführer Prayuth Chan-ocha. Das Militär ging davon aus, dass die Bomben im Februar und April die vom Militär eingesetzte Regierung destabilisieren sollten.

Die beiden politischen Lager kämpfen um die Regierungsmacht. Sie haben Massendemonstrationen und Straßenblockaden in Bangkok organisiert und sich teils blutige Straßenschlachten geliefert. Dutzende Menschen sind dabei seit 2010 ums Leben gekommen.