Paris/London. Gibt es genügend Weißbrot in Paris? Die Engländer jammern, die Bäcker sprechen von einer Zeitungs-Ente. Der Hintergrund ist kurios.

Schlagzeilen, so groß es geht, alarmierende Berichte in allen nennenswerten Medien des Vereinigten Königreiches. Die Engländer fürchten um ein französisches Kulturgut. Nun ja: Back-Kultur im weiteren Sinne, denn es geht um Baguettes, die frischgebackenen, knusprigen Weißbrote, für die der Hamburger Krimi-Autor und Ex-Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert vermutlich kilometerweit gehen würde.

Jetzt aber haben britische Berichte über eine „Baguette-Krise“ in Paris französische Medien zu ironischen Analysen der Versorgungslage in der französischen Hauptstadt animiert. Mehrere Zeitungen in Großbritannien hatten zuvor Lücken im sommerlichen Angebot an Baguette ausgemacht.

„Daily Mail“, „The Telegraph“ und andere verwiesen darauf, dass Pariser Bäcker erstmals seit mehr als 200 Jahren ihren Urlaub nicht bei der Präfektur anmelden müssen. Damit sollte in historischen Zeiten die Versorgung gesichert werden. Zitiert wurden Menschen in Paris auf der verzweifelten Suche nach gutem Baguette.

Tatsächlich hat Frankreich ein Gesetz zur Vereinfachung administrativer Vorgänge verabschiedet, das eine entsprechende Regelung von 1790 kippte. Doch lässt sich auch im wegen Ferienzeit vergleichsweise wenig bevölkerten Paris problemlos gutes Baguette finden, auch in der knusprigeren „Tradition“-Variante. Möglicherweise ist der Weg aber einen Block länger als sonst.

„Le Monde“ sah die Versorgung kaum gefährdet und verwies darauf, dass sich seit 1790 auch in Backtechnik und Versorgung einiges verbessert habe. Dominique Anract, Chef der Pariser Bäcker-Innung, wies im „Figaro“ auf ein gegenteiliges Defizit hin: „Wir haben im August vor allem einen Mangel an Kunden.“

Hier geht's zu den mutmaßlich obskuren britischen Medienberichten im "Telegraph" und im "Evening Standard".