Berlin. Liebt der typische Bundesbürger Hunde, Vereine, Bier und Urlaub am Ballermann? Die Wahrheit über die Vorurteile

Sie lieben Dackel, Wurst und das Vereinswesen – zu den Deutschen gibt es viele Klischees. „Wie wir Deutschen ticken“ hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov nun in einem groß angelegten Projekt mit Umfragen ergründet. Das gleichnamige Buch erscheint an diesem Montag. Es behandelt auch so manche Vorurteile. Aber welche stimmen wirklich?

Vorurteil: Wenn drei Deutsche sich treffen, gründen sie einen Verein.

Wahrheit: Tatsächlich sieht die Mehrheit Vereine eher kritisch und unterschreibt ungern Beitrittserklärungen. 51 Prozent empfinden Vereine als einengend. Ebenso viele sagen: „In Deutschland herrscht zu viel Vereinsmeierei.“ Trotzdem sind 40 Prozent Mitglied, aber vor allem in Sportclubs. Kegel-, Kleingarten-, Schützenvereine haben keinen großen Zulauf.

Vorurteil: „Alles für den Dackel, alles für den Club.“ Der Deutsche liebt seinen Hund.

Wahrheit: Die meisten haben eine Katze (28 Prozent), dann erst folgt der Hund (23 Prozent). Auf die Frage: „Welches Tier ist Ihnen am sympathischsten?“, nannte aber die Mehrheit den Hund. Nur positiv wird der aber nicht wahrgenommen: Hundehaufen stehen auf der Ekel-Liste weit oben. 26 Prozent finden es „abstoßend“, wenn ihnen ein Hund das Gesicht abschleckt. Auch eine Studie der Uni Göttingen sieht Katzen vorne: Demnach gibt es geschätzt 11,5 Millionen Katzen, aber nur 6,9 Millionen Hunde.

Vorurteil: Deutschland ist das Land der Biertrinker.

Wahrheit: Wenn die Deutschen zwischen Wein und Bier wählen müssen, greifen 57 Prozent zum Wein. „Ich würde nicht sagen, dass Deutschland ein Land der Weintrinker ist, aber bei der Präferenz hat der Wein die Nase vorn“, sagt Holger Geißler, der das Buch zur Umfragen-Sammlung herausgegeben hat. Von der Masse liege Bier aber vorn. Das bestätigen Zahlen der Hauptstelle für Suchtfragen: Pro Kopf werden im Schnitt jährlich 107 Liter Bier, 21 Liter Wein, vier Liter Schaumwein, 5,5 Liter Spirituosen getrunken.

Vorurteil: Mallorca ist das 17. Bundesland.

Wahrheit: „Ein Großteil hat Interesse an Kultur- und Städtereisen und setzt sich nicht an den Strand und säuft“, sagt Diplom-Psychologe Geißler. In einer Umfrage nannten 62 Prozent auf die Frage, was im Urlaub nicht fehlen dürfe, neue Städte und Kulturen. Nur 28 Prozent können demnach nicht auf Strand und Party verzichten. Hitze und Meer stehen dennoch hoch im Kurs: Nur jeder Fünfte macht lieber im Norden Urlaub als im Süden.

Vorurteil: Schweinshaxe und Grill – ohne Fleisch geht es nicht.

Wahrheit: Tatsächlich ernähren sich nur sechs Prozent der Befragten rein vegetarisch. Der Anteil der Veganer ist mit zwei Prozent noch geringer. „Es gibt einen wachsenden Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung, aber nicht mit der letzten Konsequenz“, sagt Geißler. Nach einer Studie der Universitäten Hohenheim und Göttingen machen Gelegenheitsvegetarier zwölf Prozent aus. Sogenannte Flexitarier essen nur bei drei bis vier von 21 Mahlzeiten pro Woche Fleisch.

Vorurteil: Deutsche sind spießig.

Wahrheit: Den „typischen Deutschen“ hält jeder Fünfte für spießig. Sich selbst bezeichnen nur drei Prozent so. Tatsächlich sind die Bundesbürger eher brav: 60 Prozent haben meist in der Missionarsstellung Sex. Und die Hälfte der Männer setzt sich beim Pinkeln hin. Zudem sind die Deutschen häuslich: Nur jeder Siebte geht abends häufig vor die Tür. 68 Prozent essen lieber mit der Familie. Am peinlichsten finden sie übrigens Folgendes: Wenn ihnen in Gesellschaft ein Pups entfährt.