Düsseldorf. Seit dem „Hamburger Abkommen“ rotieren die Bundesländer. Was dahinter steckt

In die Ecke mit dem Ranzen, jetzt sind Ferien! Und zwar überall in Deutschland – zumindest für ein paar Tage gleichzeitig. Vom 31. Juli bis zum 11. August haben alle Bundesländer Schulferien. Das Wort Ferien ist übrigens abgeleitet vom lateinischen feriae und beschrieb ursprünglich für religiöse Handlungen bestimmte Fest- oder Ruhetage.

Schon seit Jahrzehnten rotieren die Sommerferien. In dem Zeitraum vom 1. Juli bis 10. September gibt es – gestaffelt nach Ländern – mindestens sechs Wochen lang frei. Dieses System beschlossen die Kultusminister 1964 mit dem „Hamburger Abkommen“. Sie erhofften sich davon, ihren Ländern von Jahr zu Jahr einen Ausgleich zwischen günstigen und weniger günstigen Sommerferienterminen zu bieten. Und auch der Urlaubsreiseverkehr sollte entzerrt werden.

Heute sind die 16 Bundesländer in fünf Gruppen aufgeteilt, um jeweils eine möglichst gleich große Zahl von Menschen einzubeziehen. In diesem Jahr gab es zuerst im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen Ferien, 2016 starten Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz als Erste in die unterrichtsfreie Zeit. Diese drei Bundesländer haben immer gleichzeitig Sommerferien, so wie Baden-Württemberg und Bayern immer die letzte Gruppe bis in den September hinein bilden. Ein Sprecher der Kultusministerkonferenz nennt den Grund: „Die freie Zeit beginnt in den beiden Bundesländern immer zuletzt, weil es hier an Pfingsten längere Frühjahrsferien gibt. Ansonsten wäre das Schuljahr zu kurz.“

Außerdem machen die gestaffelten sechs Wochen möglich, dass nicht alle Beschäftigte in Unternehmen, Firmen und Behörden gleichzeitig in den Urlaub gehen müssen. Wenn Arbeitnehmer drei Wochen Urlaub haben, ihre Kinder sechs, können sich die Eltern gut mit Kollegen abstimmen. Außerdem soll vermieden werden, dass alle Reisende ihren Urlaub gleichzeitig antreten und die Straßen verstopfen.

Zum Ferienbeginn, egal in welchem Bundesland, gehören die Staumeldungen genauso zur Urlaubsreise, wie der Wunsch nach Sonnenschein. Auch vor diesem Wochenende hat der ADAC wieder geraten, auf weniger stauträchtige Tage auszuweichen. Laut ADAC hat der Ferienkorridor erhebliche Vorteile, könnte aber noch besser genutzt werden. „Von möglichen 94 Tagen, die offiziell Sommerferienzeit sind, werden in diesem Jahr nur 78 tatsächlich genutzt“, sagte ein Sprecher.

Für den Tourismus ist das rotierende Feriensystem „gut geübte Praxis und sinnvoll“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Tourismusverbandes, Claudia Gilles. Für Gastronomie und Hotellerie sei es gut, wenn der Zeitraum, in dem Familien verreisen, möglichst groß ist. So sei die Nachfrage in Ferienzielen auf einen breiten Zeitraum gut verteilt.

Für den Schulalltag hat das bewegliche System nicht nur Vorteile. „Solange der Abstand zwischen den Sommerferien und anderen Ferien nicht zu groß ist, funktioniert das System“, sagte ein Vertreter der Lehrerschaft in Rheinland-Pfalz. Nachteile seien, dass Schüler in heißen Sommern, wenn die Ferien erst spät beginnen, bei stickiger Luft unterrichtet werden müssen, und dass Schuljahre manchmal sehr kurz sind. Dann gebe es Stress.

Wie das Wetter am 26. August wird, wissen wir noch nicht, dann beginnt in Hamburg wieder die Schule. In Schleswig-Holstein und Niedersachsen gehen die Ferien noch bis zum 29. August bzw. 2. September.

In Nachbarstaaten wie Frankreich oder Dänemark beginnt die Ferienzeit jedes Jahr für alle Schüler gleichzeitig. In Großbritannien legen Gemeinden und Schulen die Ferientermine lokal fest. Ein ähnliches Prinzip wie in Deutschland gibt es dagegen in den Niederlanden, Österreich oder der Schweiz.