Berlin.

Nach Berlin ziehen ist nicht schwer, Berliner werden dagegen sehr. Bei den Bürgerämtern der Hauptstadt wartet man teilweise monatelang auf einen Termin. Wer vorher an die Reihe kommt, hat entweder Glück – oder Geld. Denn drei junge Männer haben aus der Not ein Geschäft gemacht und einen Internethandel mit Terminen beim Amt ins Leben gerufen.

Anders als beim Amt ist die Terminvergabe allerdings nicht kostenlos: Wer nur fünf Tage warten will, sich anzumelden oder Personalausweis und Reisepass zu beantragen, zahlt 25 Euro. 45 Euro sind es, wenn der Termin schon zwei Tage später sein soll.

„Die Idee ist entstanden, weil wir alle die gleichen Probleme mit der Buchung eines Termins hatten“, sagt Mitgründer Jörn Kamphuis. Die Lösung: Eine Software, die aus den Kalendern der Ämter verfügbare Termine zieht und an zahlende Kunden vermittelt. Seit dem Start Mitte Juni gab es demnach 150 Anfragen. Vermittelt wurden etwa 90 Termine.

Den Berliner Behörden gefällt das nicht: „Der Senat prüft derzeit die möglichen technischen und rechtlichen Konsequenzen“, antwortet die Senatsverwaltung für Inneres auf eine Anfrage der Piratenpartei. Demnach ist die Terminbörse nicht der einzige Versuch, das klassische System zu umgehen. In einem Bürgeramt wurden schon Termine von Privatleuten zum Kauf angeboten. Die Berliner können zwar 40 Bürgerämter in der Stadt ansteuern. Doch bei einer Buchung im Internet sind oft auf Monate keine freien Termine zu haben.