Le Vernet. Vier Monate nach der Katastrophe trauern Hunderte Angehörige in den französischen Alpen

Mehrere Hundert Hinterbliebene der Germanwings-Katastrophe haben in den französischen Alpen um die Opfer getrauert. „Wir sind auch hier, um Abschied zu nehmen“, sagte der protestantische Pfarrer Olivier Raoul-Duval am Freitag im Bergdorf Le Vernet in der Nähe der Absturzstelle. Auf dem Friedhof des Ortes wurden die sterblichen Überreste beigesetzt, die sich nicht mehr einzelnen Opfern zuordnen ließen.

„Die Stimmung ist sehr gedrückt“, sagte Luftfahrtanwalt Christof Wellens, der 34 Opferfamilien vertritt. Für die Familien sei es eine sehr schwierige Situation, zu realisieren, dass die sterblichen Überreste ihrer Angehörigen nicht vollständig in die Heimat überführt werden konnten.

Der Germanwings-Flug 4U9525 war am 24. März auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einem Berg zerschellt. Die Ermittler halten es für erwiesen, dass der Co-Pilot die Maschine absichtlich auf Crashkurs steuerte. Alle 150 Menschen an Bord starben.

Nach der Zeremonie besuchten die Angehörigen die Gruft, in der die anonymen Überreste der Opfer beigesetzt worden waren. Das Grab stand offen, sodass die Familien Blumen niederlegen konnten.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr nahm wegen Streits um das Schmerzensgeld und nach Kritik von Angehörigen an seinem Verhalten nicht an der Gedenkfeier teil. Er habe sich aufgrund der angespannten Atmosphäre so entschieden, sagte ein Lufthansa-Sprecher. „Er möchte durch diese Diskussion die würdevolle Zeremonie nicht belasten.“ Germanwings-Geschäftsführer Thomas Winkelmann und Lufthansa-Finanzvorstand Simone Menne vertraten das Unternehmen, äußerten sich auf der Feier aber nicht. Anwalt Wellens forderte das Unternehmen erneut auf, eine schnelle und großzügige Lösung zu finden.