Berlin . Nach nur 30 Minuten drängt es eine Mehrheit der Neun- bis Zehnjährigen an digitale Medien

Eine große Mehrheit der neun- bis zehnjährigen Kinder kommt einer Studie zufolge keine 30 Minuten am Stück ohne digitale Medien aus. Betroffen seien mehr als 60 Prozent, die sich spätestens nach einer halben Stunde wieder am Bildschirm beschäftigen wollten. Das geht aus dem Projekt „Blikk-Medien“ unter der Schirmherrschaft der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, hervor. Ärzte sollen künftig bei Früherkennungsuntersuchungen verstärkt das Lebensumfeld oder die Mediennutzung in Familien unter die Lupe nehmen. So sollen Eltern besser beraten und unterstützt werden.

„Viele Jugendliche und Erwachsene zeigen bereits heute Anzeichen einer Medienabhängigkeit“, sagte Mortler. Computerspielsucht und Internetabhängigkeiten sind die Stichworte. „Es ist daher richtig, bereits frühzeitig Kinder und ihre Eltern gemeinsam an einen verantwortungsbewussten Mediengebrauch heranzuführen.“ Spätere Abhängigkeiten könnten so möglicherweise verhindert werden.

Der Verband der Kinder- und Jugendärzte wirft der Politik vor, zu wenig gegen exzessive Medien- und Computerabhängigkeit in Familien zu unternehmen. Im Bemühen, eine Fragebogenaktion in allen Kinderarztpraxen bundesweit finanziert zu bekommen, habe man bisher weder vom Gesundheits- noch vom Familien- ­ministerium Unterstützung bekommen, sagte Verbandspräsident Wolfram Hartmann.