Ansbach. Mann hatte aus einem Mercedes Schüsse abgegeben und eine Passantin sowie einen Fahrradfahrer getötet. Weitere Vorfälle auf der Flucht.

Der mutmaßliche Amokläufer, der in Franken zwei Menschen erschossen haben soll, ist von Mitarbeitern einer Tankstelle überwältigt worden. Es sei wohl diesem "beherzten Eingreifen" zu verdanken, dass der Täter gestoppt worden sei, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag in Ansbach auf einer Pressekonferenz. Dadurch sei mutmaßlich Schlimmeres verhindert worden.

Mittelfrankens Polizeivizepräsident Roman Fertinger sprach davon, dass sich „zwei mutige Mechaniker“ den mutmaßlichen Amokschützen mit der Waffe gesichtet und festgehalten hätten.

Der mutmaßliche Täter zeigte nach seiner Festnahme psychische Auffälligkeiten, wie der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Neuhof sagte. Die Behörde habe daher einen psychiatrischen Sachverständigen eingeschaltet. Dieser solle entscheiden, ob der Tatverdächtige in die Psychiatrie oder in Untersuchungshaft kommt. Der Verdächtige sei ein 47 Jahre alter Mann, der aus Ansbach stamme und der kriminalpolizeilich bisher nicht aufgefallen sei.

Der Mann soll am Freitagmorgen im Landkreis Ansbach zunächst aus einem Auto heraus auf eine Frau geschossen haben. Das Opfer starb ebenso wie kurze Zeit später ein Fahrradfahrer, der nahe des ersten Tatorts von einem Schuss getroffen wurde. Am Freitagmittag wurde der mutmaßliche Täter an der Tankstelle festgenommen.

Gegen Mittag konnte der mutmaßliche Täter festgenommen werden

Am Morgen hatten die Meldungen über einen Amoklauf Mittelfranken erschüttert. Zunächst hieß es, ein Amoklauf in Tiefenthal im fränkischen Landkreis Ansbach habe mindestens zwei Menschenleben gefordert. Der weiterhin bewaffnete Täter sei anschließend mit seinem Wagen geflüchtet. Daraufhin suchte die Polizei per Großfahndung nach einem silbernen Mercedes Cabrio mit Ansbacher Kennzeichen.

Gegen 12 Uhr konnte der verdächtige Mann schließlich in Bad Windsheim festgenommen werden, wie ein Polizeisprecher in Nürnberg mitteilte. Medienberichten zufolge geschah dies an einer Tankstelle.

Zuvor hatte die Polizei gemahnt, keinesfalls an das Auto heranzutreten, sondern direkt den Notruf 110 zu wählen und den Standort des Fluchtautos durchzugeben. „Der Fahrer ist bewaffnet und macht rücksichtslos von der Schusswaffe Gebrauch“, erklärten die Fahnder.

Passantin und Fahrradfahrer getötet

Nach ersten Erkenntissen soll in Leutershausen-Tiefenthal aus dem Mercedes heraus auf eine 82-jährige Frau geschossen worden sein, die kurz darauf starb. Zuvor soll der Tatverdächtige sie angesprochen haben.

Wenig später schoss der unbekannte Täter im fünf Kilometer entfernten Ortsteil Rammersdorf auf einen Fahrradfahrer, der ebenfalls noch am Tatort starb.

Im Anschluss wurden auch noch ein Bauer und ein weiterer Autofahrer beschossen respektive mit der Schusswaffe bedroht. „Nach ersten Erkenntnissen blieben beide allerdings unverletzt“, teilte das Nürnberger Polizeipräsidium mit. Insgesamt fuhr der mutmaßliche Amokläufer vor seiner Festnahme noch rund 30 Kilometer mit dem Auto, wie die Polizei bestätigte.

Die Hintergründe für die Taten waren zunächst völlig unklar. Zum Motiv und zum Alter des mutmaßlichen Täters konnte ein Polizeisprecher zunächst keine gesicherten Angaben machen. Auf einer Pressekonferenz am frühen Nachmittag sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) jedoch, dass er im Jahr 1968 geboren sei.

Zudem geht die Polizei nach dem aktuellen Erkenntnisstand nicht davon aus, dass es eine Beziehung zwischen dem mutmaßlichen Täter und den Opfern gegeben hat. „Es ist daher von einem Amoklauf auszugehen“, sagte Minister Herrmann. Der mutmaßliche Schütze schoss nach ersten Ermittlungen „willkürlich, aber gezielt“ auf seine Opfer.

Leutershausen Bürgermeister geschockt

Der Bürgermeister von Leutershausen, Siegfried Hess, zeigte sich entsetzt von der Tat. „In einem Ort mit 5500 Einwohnern, in dem wie immer beschaulich gelebt haben, kannte man solche Situationen nur aus dem Fernsehen“, sagte Hess. Er sei „fassungslos und von den Socken“.

In so einem ländlichen Gebiet könne man sich so etwas gar nicht vorstellen. „Und dann passiert so etwas vor der Haustür. Da fällt einem nichts mehr ein.“ Er habe den Hinterbliebenen bereits kondoliert.

Landrat Jürgen Ludwig (CSU) sagte auf der Pressekonferenz am Nachmittag, er sei von der Tat tief betroffen „und in Gedanken bei Opfern und Angehörigen“. Die Anwohner in den betroffenen Ortschaften seien schwer verstört - aber dankbar für den schnellen Einsatz der Polizei.

Ansbach war schon einmal Schauplatz eines Amoklaufs: Im September 2009 hatte ein 18-Jähriger in einem Gymnasium der mittelfränkischen Gemeinde neun Schüler und einen Lehrer verletzt.

Amokläufe in Deutschland

Februar 2014

Ein bewaffneter Mann läuft im Raum Düsseldorf in zwei Anwaltskanzleien Amok. Er tötet drei Menschen und legt in beiden Kanzleien Feuer. Die Ermittler sind sich sicher, dass der 48-jährige Familienvater sich an seiner Ex-Chefin sowie an den Kanzleien in Düsseldorf und Erkrath rächen wollte. Der Amokläufer wird am 23. September 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt.

August 2013

Drei Tote und fünf Verletzte fordert ein Streit bei einer Eigentümerversammlung in Dossenheim nahe Heidelberg. Nach einer Auseinandersetzung über die Nebenkostenabrechnung wird ein Mann dort des Raumes verwiesen, kommt aber mit einer Pistole zurück und läuft Amok. Der Sportschütze tötet dabei zwei Männer und verletzt fünf Menschen schwer. Dann erschießt er sich selbst.

September 2010

In der südbadischen Stadt Lörrach erschießt eine Anwältin und Sportschützin ihren von ihr getrennt lebenden Mann in ihrer Wohnung, erstickt den gemeinsamen Sohn und legt anschließend Feuer. Danach läuft sie in ein gegenüberliegendes Krankenhaus und erschießt einen Pfleger. Die 41-Jährige wird von der Polizei getötet.

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(dpa/HA)