Konstanz. Wer die ’Ndrangheta nur in Süditalien sucht, der irrt. Acht Männer sollen nach Italien ausgeliefert werden

Spezialkräfte der Polizei haben bei einer Razzia am Bodensee acht mutmaßliche Mafia-Mitglieder festgenommen. Die Italiener, von denen einige seit Jahrzehnten in Baden-Württemberg leben, sollen in ihr Heimatland ausgeliefert werden. Italienische Ermittler werfen den 40 bis 69 Jahre alten Männern vor, der kalabrischen ’Ndrangheta anzugehören. Sie zählt zu den mächtigsten Mafia-Organisationen Europas. Mit Drogen- und Waffenhandel, Geldwäsche, Erpressungen, Autoschieberei und Falschgeldkriminalität werden Milliarden angehäuft. Speziell die Bodenseeregion gilt als Rückzugsraum für Mafia-Mitglieder.

Ob sich die Tatverdächtigen kennen, sei noch unklar, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) in Stuttgart, Ulrich Heffner, am Dienstag. Die Männer wurden in verschiedenen Orten festgenommen – nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur in Singen, Rielasingen, Engen und Radolfzell. Die ’Ndrangheta ist in Deutschland vor allem im Westen und in Baden-Württemberg aktiv. Der sechsfache Mafia-Mord von Duisburg im August 2007 ging auf das Konto zweier seit langem verfeindeter ’Ndrangheta-Clans.

Bei den Wohnungsdurchsuchungen am Dienstag entdeckten die Polizisten Schusswaffen, darunter Pistolen und Revolver, Gewehre und eine sogenannte Pumpgun. Die Polizei nahm in Italien zeitgleich zwei weitere mutmaßliche Mitglieder der Gruppierung fest, wie LKA und die Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe mitteilten.

Ob die im Kreis Konstanz gefassten Männer in Italien auch wegen schwerer Delikte wie Körperverletzung, Erpressung oder gar Mord gesucht werden, konnte Heffner nicht sagen. In Baden-Württemberg hätten sie sich nichts strafrechtlich Relevantes zuschulden kommen lassen. „Wir hatten sie nicht im Visier.“