Karachi. Die schwerste Hitzewelle seit 35 Jahren trifft auf den Beginn des Fastenmonats Ramadan, an dem tagsüber nicht getrunken werden darf.

Die seit Freitag andauernde Hitzewelle kostete bisher mehr als tausend Menschen das Leben. Sogar die strengen Fastenregeln des Ramadan wurden deshalb gelockert.

Gläubige Muslime essen und trinken während des islamischen Fastenmonats von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts, die hohen Temperaturen sind für Fastende besonders gefährlich. Ein führender Religionsgelehrter in Karachi stellte daher klar, dass der Islam älteren, kranken oder schwachen Menschen erlaube, das Fasten in solchen Extremsituationen auszusetzen.

„Die Menschen sollten ihr Leben nicht für eine religiöse Verpflichtung riskieren“, sagte Mufti Naeem. Der Kleriker folgt der wahabitischen Interpretation des Islam, die den Koran sehr streng auslegt. Sein Erlass kam daher für viele Pakistaner unerwartet.

Allein in der Hafenstadt Karachi seien etwa 780 Menschen gestorben, sagte der Gesundheitsminister der Provinz Sindh. Für Mittwochabend sagen die Meteorologen auch Regen voraus. Die Zahl der Hitzeopfer könnte trotz der Abkühlung noch steigen, sagte Ijaz Afzal, ein Mitarbeiter der örtlichen Gesundheitsbehörde. „Wir zählen noch immer die Toten.“ Tausende Menschen werden weiter in Krankenhäusern behandelt. Auf Fernsehbildern waren völlig überfüllte Hospitäler zu sehen, Menschen lagen auf dem Fußboden und in den Gängen.

In Karachi wurde der Rest der Woche für arbeitsfrei erklärt, um die Einwohner nicht zu gefährden, wie Provinzregierungschef Qaim Ali Shah sagte. Militär und zivile Rettungsdienste richteten Dutzende provisorische Lager für die medizinische Versorgung der Menschen ein.

Der pakistanische Wetterdienst hatte schon für Dienstagabend den langerwarteten Regen der Vormonsunzeit angekündigt. Die Gewitterschauer erreichten aber nur die nördlichen und mittleren Teile des Landes. Extreme Hitze fordert in Südasien immer wieder Menschenleben. Erst im April und Mai starben bei einer Hitzewelle in Pakistans Nachbarland Indien knapp 2500 Menschen. (dpa)