Köln . Schikane als Aufnahmeritual? Ein Spezialeinsatzkommando wurde von seinen Aufgaben entbunden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.

Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Kölner Polizei ist nach Schikane-Vorwürfen eines jungen Polizisten selbst ins Visier von Ermittlern geraten. Die Beamten sollen ihren Kollegen tagelang schikaniert haben. Unter anderem soll er laut Medienberichten im Rahmen eines „Aufnahmerituals“ gegen seinen Willen festgebunden worden sein. Jetzt prüft die Staatsanwaltschaft, ob der Vorfall strafrechtliche Relevanz hat. Das NRW-Innenministerium kündigte an, konsequent gegen derlei Rituale vorzugehen. „Wir dulden kein Mobbing bei der Polizei.“ Im Innenausschuss des Landtags soll ausführlich über den Fall von Mitte 2014 berichtet werden.

Auch der Kölner Polizeipräsident Wolfgang Albers will hart durchgreifen: „Wer gegen die Grundprinzipien der Polizei Köln verstößt, muss mit weitreichenden, disziplinarischen Konsequenzen rechnen.“ Zu den konkreten Anschuldigungen wollte sich Albers am Dienstag in einer Pressekonferenz nicht näher äußern, erklärte aber: „Das betroffene SEK hat offensichtlich ein falsches Verständnis von Grundwerten unserer Gesellschaft.“ Er habe von Aufnahmeritualen dieser Art weder gewusst, noch habe er sich das vorstellen können.

„Die Vorgänge, die mir bekanntgeworden sind, treffen mich zutiefst“, unterstrich Albers. Das betroffene SEK - eine von insgesamt drei Kölner SEK-Einheiten - ist derzeit von seinen Aufgaben entbunden worden. Bei dem Beamten, der den Mut gefunden habe, Missstände beim SEK zu offenbaren, bedankte sich der Polizeipräsident. Der ehemalige Chef des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, Wolfgang Gatzke, soll Kölner SEK-Rituale und -Strukturen untersuchen. Die Kölner Polizei übertrug die Ermittlungen an das Polizeipräsidium Düsseldorf.

Die Kölner Polizei ist innerhalb weniger Tage zum zweiten Mal in die Schlagzeilen geraten. Die Staatsanwaltschaft prüft derzeit ebenso die Hintergründe des spektakulären Auftauchens von SEK-Führungskräften auf der Pfeilerspitze einer Kölner Rheinbrücke im vergangenen Jahr. Der Vorgang war der Öffentlichkeit 2014 als eine Höhenübung verkauft worden. Inzwischen gibt es Hinweise, dass es sich eher um aufwendige Abschiedsfotos für einen ehemaligen Chef gehandelt haben könnte - inklusive Hubschrauberflug. Eine Verquickung dienstlicher und privater Interessen sei „nicht hinnehmbar“, sagte Albers und kündigte an, gegebenenfalls auch dienstrechtliche Konsequenzen zu ziehen. (dpa)