Washington.

Die entlang der Hautfarbe debattierte Rassenfrage in Amerika hat viele Schattierungen. Rachel Dolezals ist selten. Darum steht die 37 Jahre alte Frau aus Spokane im US-Bundesstaat Washington im nationalen Kreuzfeuer. Dolezal galt bis vor wenigen Tagen als Vorzeige-Schwarze. Sie besuchte die traditionell schwarze Howard-Universität in der Hauptstadt Washington. Sie heiratete einen Afroamerikaner. Sie leitet die örtliche Vertretung der einflussreichen afroamerikanischen Bürgerrechtsorganisation NAACP. Sie unterrichtet Afrikanische Studien an einer Universität an der Westküste und sitzt als Ombudsfrau der „black community“ in einem wichtigen Beratungsgremium der Polizei. Das Problem: Sie ist nicht schwarz.

Ihre Eltern, mit denen sie nach Zerwürfnissen über Missbrauchsvorwürfe keinen Kontakt mehr hat, haben ihre Lebenslüge auf drastische Weise enttarnt. „Wir haben beide nur europäische Vorfahren“, sagten Lawrence und Ruthanne Dolezal und zeigten Kinderfotos, auf denen ein blondes, hellhäutiges Mädchen lächelt, und äußerten ihr Unverständnis darüber, dass ihre Tochter sich ihre ethnische Herkunft zusammengedichtet hat.