London. Vom 23. bis zum 26. Juni kommt die britische Königin in die Bundesrepublik. Sie besucht Berlin, Frankfurt, Bergen-Belsen

Die Queen kommt nach Deutschland. Vom 23. bis zum 26. Juni besucht die britische Monarchin die Bundesrepublik, der sie im Laufe ihrer langen Regentschaft schon fünf offizielle Besuche abgestattet hat. Ihre Visite führt sie von Berlin über Frankfurt nach Bergen-Belsen. Das Programm ist kontrastreich. Offenbar freuen sich der Gast wie die Gastgeber auf den Besuch.

Zu Beginn ihrer Deutschlandreise kommt Elizabeth II. nach Berlin. Hier wird sie Bundespräsident Gauck und Bundeskanzlerin Merkel treffen. Sie wird also zu Gast im Schloss Bellevue sein, dem Sitz des Bundespräsidenten. Natürlich führt ihr Weg auch zum Berliner Wahrzeichen, dem Brandenburger Tor. Aber auch die Neue Wache, die zentrale Gedenkstätte für die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft, steht auf ihrem Programm.

Von Berlin führt der Weg der Monarchin nach Frankfurt. Sie besucht die Paulskirche, den Tagungsort der Deutschen Nationalversammlung. Und auch den nach dem Rathaus der Mainmetropole benannten Römerberg will sie in Augenschein nehmen.

Ernster dürfte ihr Abstecher nach Bergen-Belsen werden. In dem zur Gedenkstätte umgewandelten ehemaligen Konzentrationslager starben 70.000 Menschen. Darunter war auch die durch ihr Tagebuch postum zu Ruhm gekommene Anne Frank. Der Britische Botschafter in Deutschland sagte: „Bergen-Belsen ist der persönliche Wunsch der Königin, ein wichtiger Teil unserer gemeinsamen Geschichte.“ Es waren britische Soldaten, die das Konzentrationslager im Landkreis Celle vor 70 Jahren befreiten. Nie zuvor hat die Queen ein KZ besucht. Sie will dort einen Kranz niederlegen.

Besuche sind nur wirklich schön, wenn auch die Besuchten etwas davon haben. In diesen Genuss dürfen zwei Frauen aus Niedersachsen zur Gartenparty kommen, die der Botschafter für seine Dienstherrin gibt. Sie wurden unter 1200 Bewerbern ausgesucht.

600 Bundesbürger können zum Abschied winken, wenn Elizabeth und Prinz Philip von Celle aus wieder in ihre Heimat zurück fliegen. Die Niedersächsische Staatskanzlei hatte dazu eine Anmeldung auf seiner Internetseite freigeschaltet, die bereits nach wenigen Minuten ausgebucht war.

So unbeschwert war das Verhältnis von Elizabeth zu Deutschland nicht immer. Als die 14 Jahre alte Elizabeth sich am 13. Oktober 1940 vor ein Mikrofon der BBC setzte, machte sie mit ihren aufmunternden Worten Hunderttausenden inmitten des von Nazi-Deutschland ausgelösten Zweiten Weltkriegs Mut. „Gott wird sich um uns kümmern und uns Frieden und Sieg schenken“, sagte das junge Mädchen, das später als Queen Elizabeth II. den britischen Thron bestieg. Elizabeth war ein Kind des Krieges und Deutschland war der Gegner. Damit war auch ihr Verhältnis zu dem Land erst einmal vorbestimmt, das eigentlich ein Stück Heimat für sie hätte sein können.

Queen Elizabeth II. ist die Ururenkelin von Queen Victoria und deren deutschem Gatten Prinz Albert. Der stammt aus einem kleinen fränkischen Herzoghaus, das für seine geschickte Heiratspolitik bekannt war: Sachsen-Coburg und Gotha. Alberts und Victorias Tochter wurde Ehefrau von 99-Tage-Kaiser Friedrich III. Bis 1917 trug das britische Königshaus diesen deutschen Namen – dann wurde es inmitten der Wirren des Ersten Weltkriegs unter König Georg V. in Windsor umbenannt. Neun Jahre später kam Elizabeth zur Welt.

Elizabeth will von ihren deutschen Wurzeln, die über 300 Jahre zurückreichen und neben den Coburgern auch Adelshäuser wie Hannover, Schleswig oder Hessen berühren, wenig wissen. „Sie hat dafür einen guten Grund“, sagt die in Großbritannien lehrende deutsche Wissenschaftlerin Karina Urbach von der London University. Einige ihrer Vorfahren hatten zu der Verwandtschaft in Deutschland durchaus enge Bande unterhalten. Zumindest ihre beiden Onkel Edward VIII. und der Herzog von Kent hatten nachweislich mit Gesandten der Nationalsozialisten getuschelt. Urbach deckt in ihrem neuen Buch „Go-Betweens for Hitler“ („Hitlers geheime Kanäle“) auf, wie eng die Bande zwischen London und Berlin ausgerechnet über die ­Royals und ihre deutsche Verwandtschaft gesponnen wurden.

Elizabeths bisherige Staatsbesuche in Deutschland waren Erfolge

Die klare Feindschaft der jungen Prinzessin „Lilibet“ Deutschland gegenüber wich später einer professionellen Distanz. Elizabeths bisherige Staatsbesuche in Deutschland waren Erfolge. „Stereotype Vorstellungen schwinden, wenn die Kontakte zwischen den Menschen gedeihen“, sagte sie beim Staatsbesuch 2004 in Berlin.

Anders als bei ihrem 94 Jahre alten Ehemann Prinz Philip, einem geborenen Battenberg und damit familiär ebenfalls stark im deutschen Adel verwurzelt, sind von der Queen keine privaten Besuche in der Heimat ihrer Vorfahren überliefert. Wenn sie frei hat, geht sie lieber reiten.