Peking. Nach der Katastrophe auf dem Jangtse kommen die Bergungsarbeiten nur langsam voran. Fast 400 Menschen sind noch im Wrack vermisst.

Drei Tage nach der Schiffskatastrophe auf dem Jangtse in China sind erst 65 Leichen geborgen worden. Bei dem Unglück am Montagabend im Sturm sind möglicherweise mehr als 400 Menschen ums Leben gekommen. Die Bergungstrupps haben damit begonnen, Löcher in den Rumpf des kieloben in 15 Meter tiefem Wasser liegenden Schiffes „Stern des Orients“ zu schneiden, wie das Staatsfernsehen am Donnerstag berichtete.

Die Chancen, dass jemand im Rumpf überlebt haben könnte, waren nach Angaben des Fernsehens aber gering. Nur 14 Menschen konnten nach dem Kentern des Schiffes lebend gerettet werden. An Bord waren 456 Menschen - meist ältere Touristen, die eine elftägige Jangtse-Tour machten. Es könnte Chinas schlimmste Schiffskatastrophe sei fast sieben Jahrzehnten werden.

Über Nacht 39 Leichen geborgen

Über Nacht wurden 39 Leichen geborgen worden. „Es ist ein weiterer trauriger Tag“, berichtete der Reporter des Staatsfernsehens am Morgen von vor Ort. „Es sind keine weiteren Überlebenden gefunden worden.“ Schlechtes Wetter und heftige Regen behinderten die Bergungsarbeiten, berichteten die Staatsmedien.

Die Taucher kamen in dem trüben Wasser nur schwer voran. Die Gänge innerhalb des Schiffes seien häufig von umgefallenen Möbelstücken blockiert, berichtete das Fernsehen. Türen der Kabinen seien von innen verschlossen. Wegen der schlechten Sicht könnten sich die Taucher nur mit den Händen vortasten. Mehr als 200 Taucher waren im Einsatz und arbeiteten in Schichten.

Schiff droht Instabilität

Die Bergungstrupps wollten insgesamt drei Löcher in den Rumpf schneiden, um Tauchern besseren Zugang zu geben. Es bestehe aber die Gefahr, dass Luft aus dem Inneren entweiche, das Schiff dadurch instabil werde oder weiter sinke, berichtete die Nachrichtenagentur Xinhua. Die Einsatzkräfte befestigten Stahlseile oben am Kiel, um das Schiffswrack zu stabilisieren. Fünf Bergungsschiffe standen mit großen Kränen bereit, um das Schiff zu halten.

Mehr als 4000 Helfer waren im Einsatz. 130 Schiffe beteiligten sich an der groß angelegten Suche nach Opfern, die auf 220 Kilometer flussabwärts ausgeweitet wurde. Der Staatsrat hat Ermittlungen zur Ursache des Unglücks eingeleitet. Es gab viele Fragen über das Verhalten des Kapitäns und Chefingenieurs, die beide überlebt haben und in Polizeigewahrsam gehalten werden.

Nach ihren Angaben soll ein Tornado das vierstöckige Schiff plötzlich in Schieflage und „in nur ein bis zwei Minuten“ zum Kentern gebracht haben. Unklar war, warum der erfahrene Kapitän trotz des schlechten Wetters weitergefahren ist, während andere Schiffe gestoppt hatten.