Ludwigshafen. Sie hat Kaiserzeit, zwei Weltkriege und Wiedervereinigung miterlebt. Jetzt ist Charlotte Klamroth gestorben, im Alter von 111 Jahren.

Mit 111 Jahren galt sie als älteste Deutsche: Am vergangenen Sonnabend ist Charlotte Klamroth in Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz gestorben. „Sie ist ganz friedlich eingeschlafen“, sagte ihr Sohn Jürgen Klamroth am Dienstag. Bis zuletzt habe sie in einer eigenen Stube im Haus ihres Schwiegersohnes gelebt. „Wir sind sehr dankbar, dass sie im Kreis der Familie gestorben ist.“

Klamroth, die 1903 in Krottorf in Sachsen-Anhalt geboren wurde, hatte vier Kinder, zwölf Enkel, 18 Urenkel und vier Ururenkel. Seit Anfang vergangenen Jahres sei sie nach einem kleinen Schlaganfall bettlägerig gewesen. „Sie war aber stets zufrieden und hatte keine Schmerzen“, sagte ihr Sohn. Sie habe immer auf die Frage, wie es ihr gehe, „Gut!“ geantwortet. Und jüngst viel geschlafen. Klamroth lebte seit 1955 in Ludwigshafen.

Auf einer Liste der US-Forschungsgruppe Gerontology Research Group stand Klamroth bundesweit zuletzt ganz vorne, nachdem die 112-jährige Johanna Klink aus Oschatz in Sachsen im Februar gestorben war. Nach Klamroths Tod führt die Liste für Deutschland zwar nun keinen Mann und keine Frau im Alter über 110 Jahre mehr auf.

Aber in Bayern lebt möglicherweise die Nachfolgerin von Klamroth: Margarete Dannheimer sei im Januar 111 Jahre alt geworden, sagte der Sprecher der Diakonie Neuendettelsau, Thomas Schaller, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Sie lebt dort schon seit längerem in einem Alten- und Pflegeheim. „Und es geht ihr gut“, sagte er. „Sie könnte nun die älteste Deutsche sein.“ 100-prozentig wisse man das aber nicht, es gebe dazu keine offiziellen Statistiken.

Charlotte Klamroth hat von dem Rummel um ihr Alter nicht viel gehalten, sagte ihr 77-jähriger Sohn: „Meine Mutter war ein sehr bescheidener Mensch.“ Ihre Familie sei ihr über all die Jahre immer das Wichtigste gewesen - wo sie auch immer gelebt habe. „Sie war in ihrem Zimmer mit vielen Bildern der Familie umgeben.“ Eine Pflegerin hatte sich zuletzt um sie gekümmert. „Sie hat ihr Leben gehabt“, sagte Sohn Klamroth, der seine Mutter jede Woche besucht hatte.

Der Tod von Klamroth berühre ihn sehr, sagte der Ortsvorsteher von Ludwigshafen-Oppau, Udo Scheuermann. Er habe die ältere Dame über die vergangenen Jahre recht gut kennengelernt: „Ich habe sie zu ihren Ehrengeburtstagen immer besucht.“ Und es waren einige. Klamroth sei sehr belesen und bis ins hohe Alter aktiv gewesen.

Zuletzt habe es zu ihrem 110. Geburtstag noch eine kleine Feier gegeben, erinnerte sich Scheuermann. Da kam auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die sich noch an die Begegnung erinnert: „Ich habe eine beeindruckende Persönlichkeit kennengelernt, über deren Verlust ich die Trauer mit den Angehörigen teile“, sagte Dreyer am Dienstag.