London . Tagelang haben Royal-Fans vor der Klinik ausgeharrt und auf ein Mädchen gehofft – nun ist ihr Wunsch erfüllt worden

Der königliche Klapperstorch ließ auf sich warten, aber dann machte er es allen recht: Sonnabendfrüh um 8.34 Uhr Ortszeit bescherte er den Briten eine „neue Volksprinzessin“, wie die „Sunday Times“ es ausdrückte. Alle hatten sich ausdrücklich ein Mädchen gewünscht – Prinz William, 32, und Herzogin Kate, 33, die Eltern; der Großvater, Prinz Charles, 66; die Queen, 89, mit der das jüngste Familienmitglied das Tierkreiszeichen Stier teilt, und die meisten jener Untertanen, die sich überhaupt fürs Königshaus interessieren.

Die noch namenlose Prinzessin kam neun Tage später als erwartet zur Welt. Doch nachdem die Wehen eingesetzt hatten, ging es schnell. 154 Minuten nach dem Eintreffen des Herzogspaares im Privatpatientenflügel Lindo Wing des St. Mary’s Hospital war das Baby da. Um 11.09 Uhr Londoner Zeit wurde die freudige Nachricht über Twitter, später auch auf Staffeleien vor der Klinik und dem Buckingham-Palast publik gemacht.

Das Geburtsgewicht wurde nur in imperialen Maßen mitgeteilt – acht britische Pfunde und drei Unzen, etwa 3.710 Gramm – und die Körpergröße überhaupt nicht. „It’s a girl“, tat die Laufschrift auf dem Londoner Fernsehturm in Weiß auf rosafarbenem Hintergrund kund. Nach Einbruch der Dämmerung wurden die Tower-Brücke, die Brunnen am Trafalgar Square und das London-Eye-Riesenrad rosa angestrahlt. Für eine militärische Zeremonie auf Schloss Richmond in Nord-Yorkshire schlüpfte die strahlende Queen in ein rosafarbenes Kleid-und-Mantel-Ensemble, eine Kreation ihres deutschen Hofschneiders Karl-Ludwig Rehse, 76, und an Deck der Fregatte „HMS Lancaster“ stellten sich Matrosen als Botschaft an den kleinen Prinz George zu dem Wort „SISTER“ auf.

Am heutigen Montag, an dem das Land den arbeitsfreien Tage der Arbeit nachholt (England tickt eben anders), wird die Prinzessin um 14 Uhr Ortszeit mit 41 Salutschüssen im Hyde Park und 62 Böllerschüssen in der Tower-Festung begrüßt. Alle über das lange Wochenende bearbeiteten Postsendungen werden mit „Glückwunsch an Ihre Königl. Hoheiten den Herzog und die Herzogin von Cambridge zur Geburt ihrer Tochter“ gestempelt.

Anders als nach Georges Geburt im Juli 2013, blieben Mutter und Kind nicht über Nacht im Lindo Wing. Um 18.10 Uhr lud William Frau und Tochter in einen gepanzerten Range Rover und kutschierte sie in den wenige Minuten entfernten Kensington-Palast.

Zuvor hatten sie sich kurz den Fotografen und TV-Kameras gestellt, wenn auch keinen Reporterfragen. Kate sah überraschend ungestresst aus – in einem gelbweißen, butterblumengemusterten Seidenkleid der Designerin Jenny Packham und mit von Leibfriseurin Amanda Cook Tucker frisch gelegtem Haar. Der Säugling, gegen die Abendkühle in eine weiße Babystrickdecke für 88 Euro gehüllt, trug ein cremefarbenes Strickmützchen. „Sie schläft ganz fest“, sagte die Mutter zum Vater, „denkst du, ihr ist kalt?“ – „Nein, es geht ihr gut“, versuchte William zu beruhigen. Doch Kate blieb besorgt und entschied bald: „Lass uns wieder mit ihr reingehen.“ Den Namen der kleinen Prinzessin teilten die Eltern am Sonntag noch nicht mit, womöglich werden sie ihn heute verkünden.

Die nächsten Tage wird die junge Familie wahrscheinlich in Williams mit 6,3 Millionen Euro Steuergeld renovierter Zehn-Zimmer-Stadtwohnung, Kensington-Palast Nr. 1A, verbringen, bequem für Besuche von den Urgroßeltern Königin Elizabeth und Prinz Philip, 93, Opa Charles mit Gattin Camilla, 67, Kates Eltern Carole, 60, und Michael Middleton, 65, sowie der übrigen Verwandtschaft.

Dann geht es in die bevorzugte Residenz, Anmer Hall. Das Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert mit zehn Schlafzimmern, Swimmingpool und Tennisplatz liegt, vor Einblicken abgeschirmt, drei Kilometer entfernt von Sandringham, dem 8000-Hektar-Privatanwesen der Queen in Ostengland. Es war ihr Geschenk zu Williams 30. Geburtstag. Die mehr als zwei Millionen teure Renovierung wurde gerade noch rechtzeitig fertig. Zu dem Haus gehört auch noch ein Anbau für Personal und Leibwächter. Das Anwesen soll mindestens für die nächsten zwei Jahre das ständige Zuhause der Herzogsfamilie sein.

Kate will sich länger als nach dem ersten Kind ausschließlich auf ihre Mutterrolle konzentrieren. William fängt nach der Vaterschaftspause am 1. Juni als Rettungspilot beim East Anglian Air Ambulance Service an, dessen Airbus-Hubschrauber in Cambridge und Norwich stationiert sind, beide Orte bequem erreichbar.

Gesucht wird noch eine Haushälterin, wobei laut Stellenanzeige „Diskretion und Loyalität obenauf stehen“. Gerüchten zufolge suchen die Middletons ein Haus in der Nähe. Denn irgendwann in nicht allzu ferner Zukunft wird wohl weiterer Nachwuchs angesetzt. „Ich glaube nicht, dass die beiden es bei zwei Kindern belassen“, sagt Caroles Bruder Gary Goldsmith, 50, der sich mit seiner Nichte Kate gut versteht.