Boston. Schlussplädoyers von Staatsanwaltschaft und Verteidigung

Im Prozess gegen den überlebenden mutmaßlichen Attentäter des Boston-Marathons, Dschochar Zarnajew, hat die entscheidende Phase begonnen. Richter George O’Toole verlas den Geschworenen am Montag (Ortszeit) in der US-Ostküstenstadt die Anweisungen für die Urteilsfindung. Anschließend wollten Staatsanwaltschaft und Verteidigung ihre Schlussplädoyers halten, ehe sich die Geschworenen zu den Beratungen zurückziehen. Ein Schuldspruch gilt als wahrscheinlich; selbst Zarnajews Anwälte streiten die Beteiligung ihres Mandanten an dem Anschlag mit drei Toten und mehr als 260 Verletzten nicht ab.

Der damals 19-jährige Zarnajew soll den Anschlag im April 2013 gemeinsam mit seinem sieben Jahre älteren Bruder Tamerlan verübt haben. Dschochar wurde vier Tage nach dem Anschlag schwer verletzt in einem Vorort von Boston festgenommen, Tamerlan kam bei einer Verfolgungsjagd mit der Polizei ums Leben. Die Brüder stammen aus einer tschetschenischen Familie und waren als Kinder in die Vereinigten Staaten eingewandert.

Dschochar Zarnajew plädierte formal auf nicht schuldig. Seine Anwältin Judy Clarke räumte in ihrem Eröffnungsplädoyer Anfang März dessen Beteiligung aber ein. Sie betonte, dass ihr Mandant unter dem Einfluss des älteren Bruders Tamerlan gestanden habe. Ziel der Verteidigung ist, die drohende Todesstrafe zu verhindern. Über das Strafmaß befinden die Geschworenen erst in einem zweiten Abschnitt, nach einer möglichen Verurteilung.