Phoenix. Debra Milke saß wegen des angeblichen Mordes an ihrem Sohn über zwei Jahrzente in der Todeszelle. Jetzt hat ihr Martyrium ein Ende.

Derjahrzehntelange Justizkrimi um eine in Deutschland geborene Amerikanerin hat ein Ende. Ein Bundesgericht in Arizona stellte das Verfahren gegen Debra Milke am Montag ein und entlastete sie damit vom Vorwurf des Mordes an ihrem vierjährigen Sohn. Die Tochter einer Deutschen und eines US-Militärpolizisten war 1990 verurteilt worden und verbrachte danach mehr als 22 Jahre in der Todeszelle.

Sie schluchzte und umarmte ihre Unterstützer, als sie den Gerichtssaal in Phoenix verließ. Richterin Rosa Mroz erlaubte ihr auch, die Fußfessel abzunehmen, die sie seit 2013 getragen hatte. Damals war ihre Verurteilung wegen massiven Zweifeln an den Aussagen des ermittelnden Polizisten gekippt worden und sie kam gegen Kaution frei. Vergangene Woche wurde auch der letzte Einspruch der Anklage in dem Fall abgewiesen.

Die Verurteilung Milkes stützte sich fast ausschließlich auf die Aussagen eines Polizisten, der sich mehrerer Dienstvergehen schuldig gemacht hatte. Unter anderem log er mehrmals unter Eid und missachtete bei Verhören die Rechte von Verdächtigen. „Kein zivilisiertes Justizsystem sollte auf so dünne Beweise angewiesen sein“, erklärte das Berufungsgericht.

Der Polizist gab nach der Festnahme Milkes an, sie habe ihm gegenüber die Tat gestanden. Das Verhör hatte er aber nicht aufgezeichnet. Die Angeklagte selbst stritt dieses Geständnis stets ab und beharrte auf ihrer Unschuld.

Die Anklage blieb dennoch bei der Darstellung des Polizisten. Dieser zufolge soll Milke zwei Männer angeheuert haben, um ihren damals vier Jahre alten Sohn Christopher zu töten. Sie sagte demnach im Dezember 1989 zu ihm, sie würde ihn in ein Einkaufszentrum bringen, um den Weihnachtsmann zu treffen. Stattdessen wurde er den Angaben zufolge von den Männern in die Wüste gebracht und mit einem Schuss in den Hinterkopf getötet. Motiv war der Anklage zufolge, dass Milke den Vierjährigen nicht mehr bei sich, aber auch nicht bei seinem Vater haben wollte.

Die zwei Männer, die das Kind erschossen, wurden wegen Mordes verurteilt, und weigerten sich, gegen Milke auszusagen. Ein Berufungsgericht kippte schließlich 2013 das Todesurteil, weil die Staatsanwaltschaft über die Verfehlungen des ermittelnden Polizisten Bescheid wusste, diese aber nach Ansicht des Gerichts verschwiegen hatte. Unter strengen Auflagen und mit der Fußfessel musste Milke nun leben, bis nun alle Rechtsmittel der Anklage ausgeschöpft waren.