Heidelberg/München. Plötzlich schießt eine Feuerkugel über den Himmel Süddeutschlands - und sorgt für Aufregung und Verwirrung. Hier gibt es Antworten.

Das plötzliche Auftauchen einer Feuerkugel über Süddeutschland und dem Alpenraum hat am Sonntagabend zahlreiche Augenzeugen vorübergehend in Angst versetzt. Allein in Unterfranken wurden innerhalb kurzer Zeit sieben Sichtungen der Leuchterscheinung am Abendhimmel gemeldet, wie die Polizei am Montag in Würzburg mitteilte. Entgegen ersten Befürchtungen von Zeugen deuteten die Beobachtungen aber nicht auf den Absturz eines Flugkörpers hin. Wissenschaftler vermuten vielmehr, dass es sich um einen besonders hellen Meteor gehandelt haben muss. Astronomen nennen diese imposanten Lichterscheinungen Boliden.

Solche Feuerkugeln gelten unter Forschern als vergleichsweise selten. Nach der Sichtung vom Sonntagabend wurden am Montag im Internet Bilder veröffentlicht, die das Himmelsphänomen zeigen sollen. Zugleich spekulierten Nutzer in sozialen Netzwerken über die Größe des Meteors und über die Wahrscheinlichkeit, dass der kleine Himmelskörper oder Bruchstücke von ihm auf der Erde eingeschlagen sein könnten. Abschließende Einschätzungen von deutschen Wissenschaftlern gab es zu dieser Frage zunächst nicht.

Erinnerungen an 2002

Die Feuerkugel vom Sonntagabend ruft jedoch Erinnerungen an einen ungewöhnlichen hellen Boliden hervor, der im April 2002 über Bayern gesichtet worden war. Später fand man mehrere Bruchstücke dieses gut sechs Kilo schweren Brockens, der nach dem Ort seines Auftauchens Neuschwanstein-Meteorit getauft wurde. Durch den Einschlag damals kam niemand zu Schaden.

Wesentlich größer als der Neuschwanstein-Meteorit war der Himmelskörper, dessen Explosion über der russischen Stadt Tscheljabinsk im Februar 2013 weltweit Schlagzeilen machte. Bei dem Tscheljabinsk-Meteroriten dürfte es sich nach neueren Schätzungen um einen 19-Meter-Brocken gehandelt haben. Durch die Druckwelle bei der Explosion des Himmelskörpers wurden etwa 1200 Menschen verletzt und zahlreiche Gebäude beschädigt.

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Fragen und Antworten

Seltenes Schauspiel im Süden: Am Sonntag haben viele Menschen eine helle Erscheinung am Nachthimmel beobachtet. Dabei handele es sich wohl um einen Meteor, sagt Axel Quetz vom Max-Planck-Institut für Astronomie - sozusagen eine Sternschnuppe in groß.

Was haben die Menschen in Süddeutschland beobachtet?

Axel Quetz: Wahrscheinlich war es ein Meteor - also ein Gesteins- oder Metallbrocken, der in einer Höhe von 50 bis 100 Kilometern verglüht ist. Solche Objekte treffen mit hoher Geschwindigkeit auf die Atmosphäre, zwischen 11 und 70 Kilometern pro Sekunde, und werden dabei abgebremst. In Reaktion mit den Luftmolekülen entsteht der helle Schweif.

Kann ein solches Objekt auch einschlagen?

Axel Quetz: Um so hell zu strahlen, muss der Brocken zwischen fußball- und kühlschrankgroß gewesen sein. Je größer das Objekt ist, umso wahrscheinlicher bleibt etwas übrig. Sollte der Meteor vom Sonntag den Boden erreicht haben, kann es aber Monate oder Jahre dauern, bis er gefunden wird. Die üblichen Sternschnuppen werden dagegen von Objekten verursacht, die gerade einmal die Größe eines Kirschkerns haben - sie erreichen den Boden nicht.

Wie häufig sind solche Ereignisse zu sehen?

Axel Quetz: Wir wissen, dass weltweit im Mittel einmal im Monat ein solcher Brocken in der hohen Atmosphäre explodiert. Das heißt grob gesagt: Einmal jährlich pro Erdteil. Weil es aber häufig nachts wie tags bewölkt ist, sieht man den Meteor nur selten - zwischen solchen großen Erscheinungen liegen meist mehrere Jahre.

Axel Quetz (58) ist Diplomphysiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg sowie Redakteur bei der Zeitschrift „Sterne und Weltraum“.

(dpa)