Hamburg. Freitag werden wir Zeugen eines Schauspiels, das sich so erst 2039 wiederholt – und das Einsteins Relativitätstheorie belegte.

Es wird wieder einmal Zeit, die SoFi-Brillen hervorzukramen, denn am Freitag, dem 20. März, kann man in Deutschland zwischen 9.30 und 12 Uhr beobachten, wie sich der Mond von Westen her teilweise vor die Sonne schiebt und sie um bis zu 82 Prozent verdeckt. Es ist ein Schauspiel, das selbst in unserer aufgeklärten Zeit noch beeindruckt. Man weiß heute, dass es dadurch zustande kommt, dass der Neumond die Bahn der Sonne kreuzt und dabei seinen Schatten auf die Erde wirft.

Dieses Mal wird der Erdtrabant die Sonnenscheibe nicht vollständig verdecken, wir haben es also nicht mit einer totalen Sonnenfinsternis zu tun, sondern nur mit einer partiellen. Solange der Mond weniger als die Hälfte der Sonne verdeckt, bekommt man davon kaum etwas mit, denn die Abnahme der Helligkeit ist dann kaum wahrnehmbar. 82 Prozent sind jedoch so viel, dass man eine Verdunkelung um etwa ein Drittel spürt. In Mitteleuropa wird es eine solch starke Sonnenfinsternis erst in 24 Jahren wieder geben: am 21. Juni 2039. Wer also die letzte Gelegenheit für lange Zeit nutzen und ein bisschen genauer hinschauen will, was sich da am Himmel tut, sollte dies nur mit einer professionellen Schutzbrille tun. „Schon ein kurzer Blick in die Sonne kann die Netzhaut des Auges so stark schädigen, dass die Sehkraft nachlässt oder ganz verloren geht“, warnt das Bundesamt für Strahlenschutz.

Schutzbrillen beim Optiker kaufen

Man sollte sich auch nicht auf Hausmittel verlassen, sagen die Strahlenschützer. Rußgeschwärzte Gläser, schwarze Filmstreifen, CDs oder Ähnliches sind für die Beobachtung der Sonne nicht nur ungeeignet, sondern gefährlich. Man sollte ausschließlich Schutz- oder Folienbrillen verwenden, die man beim Optiker kaufen kann und die eindeutig zu diesem Zweck bestimmt sind. Sie dürfen höchstens 0,001 Prozent des Sonnenlichts durchlassen.

Aber auch wer nicht direkt in die Sonne schaut, empfindet es als aufwühlendes Erlebnis, wenn sich innerhalb weniger Minuten der Himmel verdunkelt. Als der Dichter Adalbert Stifter am 8. Juli 1842 in Wien eine totale Sonnenfinsternis beobachtete, schrieb er danach: „Nie und nie in meinem ganzen Leben war ich so erschüttert … wie in diesen zwei Minuten. Es war nicht anders, als hätte Gott auf einmal ein deutliches Wort gesprochen, und ich hätte es verstanden.“

Sonnenfinsternis - eine göttliche Strafe?

Solange man noch nicht wusste, wodurch die plötzliche Dunkelheit entsteht, galten solche Ereignisse als göttliche Strafen. So etwa bei den zehn ägyptischen Plagen, über die das Alte Testament berichtet: Die Ägypter hatten die Israeliten als Zwangsarbeiter gehalten und sie nicht außer Landes ziehen lassen. Deshalb drohte ihnen deren Anführer Moses im Namen Jahwes zehn Plagen an, darunter eine große Finsternis. Als der Pharao trotz aller Bitten hart blieb, traten sie tatsächlich ein. Historiker vermuten, dass es sich bei der Dunkelheit entweder um eine Sonnenfinsternis oder um den sogenannten Chamsin, einen Wüstenwind handelte, der mit seinen Sandschwaden die Luft verdunkelte.

Legendär ist auch eine Anekdote, die der Historiker Herodot überlieferte: Der griechische Gelehrte Thales von Milet soll für 585 v. Christus eine Sonnenfinsternis vorhergesagt haben. Das machten sich die lydischen Feldherren zunutze, die im Krieg gegen die Meder jahrelang keine Entscheidung erringen konnten. Sie waren durch Thales vorgewarnt, während das Heer der Meder über die Naturkatastrophe so erschrak, dass es einen Fingerzeig der Götter vermutete und eilig Frieden schloss.

Aber nicht nur in diesen Fällen hat eine Sonnenfinsternis möglicherweise den Gang der Weltgeschichte verändert. Auch in der Wissenschaft gab es mehrfach Gelegenheiten, bei denen die Verdunkelung der Sonne zu entscheidenden Erkenntnissen beitrug. Insbesondere die Sonnenforscher haben über die Sonne gerade während der Augenblicke viel gelernt, in denen sie nicht zu sehen war.

So waren einige Sonnenfinsternisse im 19. Jahrhundert entscheidend für die Erforschung der Vorgänge in der Sonnenkorona. Am 18. Juli 1860 gelang es zwei Gelehrten an der spanischen Mittelmeerküste unabhängig voneinander, zum ersten Mal Sonnenprotuberanzen zu fotografieren. Wenn die Sonnenscheibe durch den Mond abgedeckt ist, lassen sich diese besonders gut beobachten. Die Forscher konnten damit nachweisen, dass es sich bei den roten Flammenzungen, die aus der Sonnenoberfläche aufsteigen, nicht um optische Täuschungen handelte.

Acht Jahre später, am 18. August 1869, analysierten Wissenschaftler die Spektrallinien der Sonnenkorona, die Auskunft geben über die chemische Zusammensetzung der leuchtenden Materie. Dabei fiel auf, dass sich immer wieder eine grüne Linie fand, die man keinem chemischen Element zuordnen konnte.

Man glaubte schon, ein neues Element entdeckt zu haben und nannte es Coronium. Später stellte sich jedoch heraus, dass es sich um Eisen-Atomkerne handelte, die wegen der extrem hohen Temperaturen einen Großteil ihrer Elektronen verloren hatten. Schon ein Jahr zuvor hatten Wissenschaftler auf einer Expedition zu einer Sonnenfinsternis in Indien zeigen können, dass die Protuberanzen der Sonne in erster Linie aus heißem Wasserstoffgas bestehen. Auch heute noch beobachten Forscher den Rand der Sonne genau, um Erkenntnisse über ihr Inneres zu erhalten. Dazu warten sie aber nicht mehr auf Sonnenfinsternisse, sondern benutzen einen Koronografen, der die Sonnenscheibe im Beobachtungsins­trument abdeckt und nur den Rand freilässt.

Sonnenfinsternis Beleg für Relativitätstheorie

Ein besonderes Highlight in der Geschichte der Sonnenfinsternisse war der Beweis für Einsteins Behauptung, dass Licht von Masse angezogen wird. Er hatte dies in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt. Bereits 1911 hatte er berechnet, dass bei einer totalen Sonnenfinsternis die Ablenkung des Lichtstrahls von einem Stern hinter der Sonne so groß sein müsste, dass man sie auf der Erde messen könnte. Er hatte daraufhin die Astronomen aufgefordert, sich dieser Sache anzunehmen.

Der Erste Weltkrieg und schlechtes Wetter verhinderten eine Überprüfung bei der Sonnenfinsternis am 21. August 1914. Wenige Jahre später schickten die Briten zwei Expeditionen aus, die am 29. Mai 1919 beobachten sollten, ob das Licht von der Gruppe der Hyaden, die gerade hinter der Sonne standen, abgelenkt werden würde. Es gab eine Vielzahl von Schwierigkeiten, bis die Daten der beiden Gruppen ausgewertet und miteinander verglichen waren. So zog sich eine definitive Entscheidung bis zum Oktober 1919 hin, und erst am 6. November gab man in London das Ergebnis bekannt: Einstein hat recht.