Berlin . 56 und kein bisschen leise: Popstar Madonna über ihr neues Album “Rebel Heart“, ihren Sturz bei den Brit Awards und ihr Fitness-Programm.

Madonna ist wieder da - und zwar die, die wir schon vor Jahrzehnten kennenlernen durften: Mit "Rebel Heart" scheint die Pop-Diva wieder zu ihren Wurzeln zu finden. Madonna ist bekannt dafür, dass sie bei ihren Alben mit der Musik-Mode geht - und immer gerne provoziert. So wie damals im fernen Jahr 1989, als sie im Video zum Song „Like A Prayer“ durch eine Kirche tanzte. Inzwischen ist Madonna 56 Jahre alt.

Die Pop-Diva ist sehr stolz auf ihre Fitness und trainiert dafür regelmäßig. In einem Interview sagte die 56-Jährige, über die Jahre habe sie ihre Trainingseinheiten verändert, „um die Dinge interessant zu halten und ihren Körper zu erschüttern“. Weiter sagte sie: „Man langweilt sich, wenn man dasselbe wieder und wieder macht.“ Sie tanze viel und habe auch wieder mit Yoga begonnen. Darüber hinaus betreibe sie Intervalltraining, „Körperkunst“ und Seilspringen.

Brit Awards-Sturz war "ein Alptraum"

Für Schlagzeilen vor dem Start des neuen Albums „Rebel Heart“ sorgte statt kontrollierter Provokationen diesmal ein gemeiner Sturz von der Bühne bei der Verleihung der Brit Awards. Böse Zungen behaupteten zwar gleich, das könne auch eine geplante Aktion gewesen sein. Doch Madonna widersprach in einem TV-Interview: „Es war ein Alptraum, weil ich gern großartig bin.“ Dass sie bei dem dramatischen Sturz in London keine schweren Verletzungen erlitten habe, führte sie auf ihre Trainingseinheiten zurück. „Wenn ich nicht in guter Verfassung gewesen wäre, wäre ich eingeklemmt gewesen und gekugelt“, sagte Madonna.

Bei der Verleihung hatte sie einen riesigen Umhang und hochhackige Schuhe getragen, das Gleichgewicht verloren und war drei Stufen nach unten gefallen. Anschließend stand sie auf und sang ihren Song „Living for Love“ einfach weiter. Ihr Umhang sei am Hals zu fest geschnürt worden, sagte sie. Sie habe bei dem Sturz ein Schleudertrauma erlitten. Mittlerweile gehe es ihr aber wieder gut.

Auf ihrer Musikliste für die Trainingseinheiten stünden Hip-Hop, House und Tanzmusik. „Irgendwo zwischen 120 und 128 Beats pro Minute sind für mich ein gutes Tempo.“ Sie höre derzeit vor allem die Produzenten Kidnap Kid und Diplo, die ihr neues Album „Rebel Heart“ mitproduziert hätten, das kommende Woche erscheint. Sie höre auch das Duo Disclosure und den Rapper Drake - mit denen sie vielleicht künftig zusammenarbeiten werde.

Madonna klingt wieder wie Madonna

Die gute Nachricht für alle Fans: Madonna klingt auf „Rebel Heart“ wie Madonna. Das ist nicht selbstverständlich. Man könne nur relevant bleiben, wenn man sein Leben regelmäßig auf die Spitze der Rasierklinge treibe, sagte sie jüngst dem US-Magazin „Time“. So wirkte es bei manchen ihrer neueren Alben auch, als würde sie sich nur aus Angst vor dem Stillstand kopfüber in modische Klänge stürzen - oder ihre eigene musikalische Identität opfern, damit auf dem Cover der Name des aktuellen In-Produzenten prangt.

Besonders zuletzt auf dem Album „MDNA“ wirkte Madonna gelegentlich wie in eine fremde Klangwelt implantiert. Auch der überdrehte Vorgänger „Hard Candy“ war eher eine Art musikalische Verjüngungsaktion.

Doch bei „Rebel Heart“ ist es anders. Das lange Album mit 19 (!) Titeln ist ein bisschen wie eine musikalische Autobiografie, weil in den Songs immer wieder mal ein Hauch der alten Madonna-Musik durchscheint. Bei „Living For Love“ etwa fühlt man sich an die Zeiten von „Ray Of Light“ erinnert. „Ghosttown“ und „HeartBreakCity“ sind klassische Pop-Balladen. Auch in den Kollaborationen mit Kanye West, Nicki Minaj oder dem Produzenten Avicii löst sich Madonna nicht auf.

„Unapologetic Bitch“

Für den Charme des Albums sorgt vielleicht auch, dass Madonna ungewöhnlich viel von sich preisgibt. Im Song „Unapologetic Bitch“ verarbeitet sie ziemlich aggressiv die Trennung von ihrem jüngeren Ex. Madonna singt darüber, dass sie sich nicht gern fotografieren lässt oder ans Aufhören denkt. Die Frau, die in ihrer Karriere ein Feuerwerk an Skandalen abfeuerte, wirkt auf einmal verletzlich.

Doch Madonna wäre nicht Madonna, wenn sie zu einem neuen Album nicht auch eine Botschaft hätte. Diesmal gehört der Protest gegen die Diskriminierung mit dem Älterwerden dazu. „Niemand würde sich trauen, etwas erniedrigendes über Menschen mit dunkler Hautfarbe zu sagen oder auf Instagram etwas erniedrigendes über Schwule posten. Aber wenn es um mein Alter geht - da kann mir jeder etwas herablassendes sagen“, beklagte sie in einem Interview mit dem Musik-Magazin „Rolling Stone“. „Was ist der Unterschied dazwischen und Rassismus oder jeder anderen Diskriminierung?“ Frauen sei Verhaltensnormen ab einem gewissen Alter eingetrichtert worden. „Aber ich folge keinen Regeln. Ich habe es nie getan - und ich fange auch nicht damit an.“

(dpa/AP)