Neapel. Es war noch früh am Morgen, als plötzlich mehrere Hundert Anwohner eines Wohngebiets in Neapel durch einen fürchterlichen Krach aufgeschreckt wurden. „Ich hörte einen dumpfen Schlag“, sagte eine Frau: „Ich schaute raus und sah, dass die Erde aufriss und ein Auto verschluckte.“ Tatsächlich klafft seit Sonntag in der italienischen Stadt ein gigantischer Krater mitten in einem Wohngebiet. Der Asphalt ist abgesackt, Kabel und Rohre hängen in der Luft.

Die Anwohner hatten Glück – zunächst. Niemand kam bei dem Unglück ums Leben. Und erst sah es auch so aus, als hätten die angrenzenden Gebäude keinen Schaden genommen. Dann aber mussten doch 380 Bürger ihre Wohnungen verlassen, weil nicht mehr für ihre Sicherheit garantiert werden kann.

Zurzeit wird daran gearbeitet, das Loch wieder zu schließen, doch das dürfte dauern. Die Behörden vermuten, dass ein gebrochenes Abflussrohr die Erde absacken ließ. Nun müsse erst einmal geprüft werden, wie stabil der Untergrund überhaupt noch ist. Das Senkloch wächst inzwischen weiter – mittlerweile ist es rund zehn mal acht Meter breit und zehn Meter tief. Vermutlich sorgen anhaltende Regenfälle dafür, dass sich der Krater weiter durch die Straße frisst. Wann die Anwohner wieder nach Hause dürfen, ist demnach nicht bekannt.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Untergrund in Neapel nachgibt. 2009 brach die Erde mitten im Gebetsraum der Barockkirche San Carlo alle Mortelle ein, das Loch hatte einen Durchmesser von rund zehn Metern. Kurz darauf wurden auch in der Umgebung der Kirche weitere Löcher im Boden entdeckt, insgesamt mussten fünf Wohnhäuser evakuiert werden. Damals wurde vermutet, dass starker Regen das Unglück ausgelöst hatte. Laut Experten gibt es einen Zusammenhang mit Unwettern oder – wie im Fall von Neapel – durch Eindringen von Wasser wegen eines undichten Kanalrohrs. Dadurch verliert das Erdreich seine Stabilität und wird regelrecht weggewaschen.