In Kopenhagen kam es bei Veranstaltung mit Mohammed-Karikaturist Vilks zu Schießerei. Ein Mensch starb. Polizei veröffentlicht Bild des mutmaßlichen Täters. Zeuge filmte Minuten nach Tat.

Kopenhagen. Terroralarm in Kopenhagen: Bei einem Angriff auf eine Kulturveranstaltung in der dänischen Hauptstadt sind mindestens ein Mensch getötet und mehrere verletzt worden, darunter drei Polizisten. Nach dem Terroranschlag deutet nach ersten Erkenntnissen der dänischen Polizei alles auf einen Einzeltäter hin. Das hätten Befragungen ergeben, berichteten die Ermittler am Sonnabend. Der Täter soll zwischen 25 und 30 Jahre alt sein, etwa 1,85 Meter groß und von sportlicher Statur. Der Polizei zufolge handelt es sich um einen Mann arabischen Aussehens.

Die Ermittler veröffentlichten ein Bild aus einer Überwachungskamera in der Nähe der Stelle, an der das Fluchtauto abgestellt worden war. Die Aufnahme zeigt einen dunkel gekleideten Mann mit einer roten Mütze. Wer den Mann gesehen habe oder wiedererkenne, solle sich bei der Kopenhagener Polizei melden, hieß es.

Dramatische Szenen nach tödlichen Schüssen

Ein Zeuge hat die dramatischen Szenen nach der tödlichen Attacke auf Video festgehalten. Mit der Kamera flüchtet der Mann erst aus dem Café, auf das die Schüsse abgefeuert wurden. Dann läuft er zurück zum Tatort und filmt eine offensichtlich verletzte Person, die zwischen Autos auf der Straße liegt. Neben ihr steht ein anderer Zeuge, zeigt auf den am Boden Liegenden und ruft: „Er ist tot!“ Auf Motorrädern heranfahrenden Polizisten beschreibt der Gefilmte den Fluchtweg des Täters, wie das Video des Fernsehsenders TV2 zeigt.

Ein Unbekannter feuerte am Sonnabend mit automatischen Waffen auf das Kulturhaus, in dem der schwedische Mohammed-Karikaturist Lars Vilks und zahlreiche andere Menschen über Kunst, Gotteslästerung und Meinungsfreiheit diskutierten. Die Polizei geht davon aus, dass der Angriff Vilks galt, der schon mehrfach Ziel von Anschlägen war. Die dänische Regierung sprach von einem Terrorakt. Vilks blieb unverletzt, ebenso der französische Botschafter, der unter den Gästen war.

Der französische Botschafter in Dänemark, François Zimeray, war ebenfalls in dem Café. „Ich bin unversehrt im Gebäude“, twitterte er kurz nach dem Angriff.

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Fünf Wochen nach dem blutigen Anschlag auf die französische Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“ und den anschließenden Terrorattacken in Paris mit insgesamt 20 Toten lösten die Schüsse in Kopenhagen Panik aus. Zeitweise herrschte Chaos im Umfeld des Tatortes. In den Fenstern des Hauses waren zahlreiche Einschusslöcher zu sehen. Die Polizei löste eine Großfahndung nach den vermutlich zwei Tätern aus.

Angriff in Kopenhagen „Akt des Terrorismus“

„Alles deutet darauf hin, dass die Schüsse eine politisch motivierte Attacke darstellen und deswegen ein Akt des Terrorismus sind“, sagte Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach in Peru von einem terroristischen Akt, die dänische Polizei zunächst von einer „möglichen Terrorattacke“.

Die Polizei fahndete am Samstagabend in ganz Dänemark nach den Tätern, die mit einem dunklen VW Polo auf der Flucht sein sollen. An den Hauptausfallstraßen Kopenhagens wurden Straßensperren errichtet. Die Kontrollen an den Landesgrenzen wurden erheblich verschärft, hieß es.

Auch deutsche Bundespolizei an Fahndung beteiligt

Nach dem Terroranschlag hat die Bundespolizei die Kontrollen an der deutsch-dänischen Grenze verstärkt. Unter anderem überwacht sie nun an den drei Flensburger Grenzübergängen den Verkehr, wie ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Grenzübergänge blieben aber offen.

Nach Informationen der dpa begann die Bundespolizei am Sonnabendabend, Kräfte in die Region zu verlegen. Zu taktischen Maßnahmen gebe man aber grundsätzlich keine Auskunft, hieß es. Nach Angaben der Bundespolizei gibt es vier „große“ Grenzübergänge an der A7, der B200 und der B5 sowie in Harrislee sowie diverse weitere „kleine“ Übergänge.

Karikaturist Vilks zeichnete Mohammed als Hund

Eine Zeitung hatte 2007 eine Zeichnung von Vilks veröffentlicht, die den Propheten Mohammed als Hund darstellte. Daraufhin wurde im Internet von einem Al-Kaida-Ableger im Irak ein Kopfgeld von 150 000 Dollar auf ihn ausgesetzt worden. Seither war der schwedische Künstler bereits mehrfach Ziel von Extremisten. Im Mai 2010 warfen zwei Männer Benzinflaschen durch ein Fenster in sein Haus.

Im Januar 2014 wurde in den USA die Amerikanerin Colleen LaRose alias „Dschihad Jane“ zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil sie nach Überzeugung des Gerichts zusammen mit islamistischen Verschwörern Vilks töten wollte. Das Mordkomplott wurde damals nicht ausgeführt. LaRose sei 2008 zwar nach Europa gereist, aber ein Treffen mit den Drahtziehern der Verschwörung kam nicht zustande, hieß es. Die Frau sei dann in die USA zurückgekehrt und später festgenommen worden.