Der Prozess wegen des Untergangs der „Costa Concordia“ neigt sich dem Ende. Hätte Kapitän Schettino die Havarie des Schiffes verhindern können? Nach der Urteilsverkündung will der Angeklagte sprechen.

Rom/Hamburg. Die Staatsanwaltschaft im Prozess um die Havarie der „Costa Concordia“ sieht die alleinige Schuld für den Tod der 32 Opfer bei Kapitän Francesco Schettino. Alle 4200 Menschen an Bord hätten überleben können, wenn Schettino rechtzeitig eine Evakuierung des Luxusschiffes angeordnet hätte, sagte Staatsanwalt Alessandro Leopizzi am Dienstag in Grosseto.

In dem Prozess wird noch für diese Woche ein Urteil erwartet. Schettino wird vorgeworfen, für die Todesfälle verantwortlich zu sein und sein Schiff vorzeitig im Stich gelassen zu haben. Die anderen waren seine Untergeordneten, Schettino war der Dominus des Notfall-Manövers.“ Ko-Ankläger Stefano Pizza nannte das Verhalten des Kapitäns abscheulich. Schettino habe versucht, die Schuld bei anderen abzuladen.

Die Verteidigung macht dagegen Probleme mit der Ausrüstung des Schiffs für Verzögerungen bei der Räumung des Schiffs verantwortlich. „Hätte er die Evakuierung einen Kilometer von der Küste entfernt angeordnet, wäre das Schiff unkontrollierbar gewesen und nicht alle Rettungsboote hätten die Küste erreicht“, sagte Anwalt Domenico Pepe vor Gericht.

Als erfahrener Seemann habe Schettino deswegen das verunglückte Schiff fast bis zur Küste geführt. Sein Mandant habe „45 Minuten gehabt, um über das Leben von fast 4500 Menschen zu entscheiden“. Letztlich hätte Schettino durch seine Entscheidung der Mehrheit der Passagiere das Leben gerettet, argumentierte der Verteidiger. Der Kapitän selbst sagte der Nachrichtenagentur Ansa, er werde nach der Urteilsverlesung das Wort ergreifen.

Schettino steht seit eineinhalb Jahren vor Gericht, ihm werden unter anderem fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen. Die „Costa Concordia“ war im Januar 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der Insel Giglio gekentert. 32 Menschen starben, darunter 12 Deutsche.