Der King of Rock’n’Roll wäre am 8. Januar 80 Jahre alt geworden. In Hessen, wo Elvis seine Miliärzeit verbrachte, lassen ihn die Menschen am Donnerstag wieder aufleben.

Bad Nauheim. Eine Geburtstagsparty haben die Presslers aus der Pfalz für ihren „großen Sohn“ zwar nicht geplant. Doch Gerd Pressler und sein Clan aus Hochstadt bei Landau werden am 8. Januar sicher ein Gläschen Wein auf den größten Entertainer des 20. Jahrhunderts heben: Der US-amerikanische Sänger Elvis Presley wäre an diesem Tag 80 Jahre alt geworden.

„Es gibt keinen großen Rummel“, verrät der Ahnenforscher. Gemeinsam mit dem entfernten Elvis-Cousin Donald W. Presley arbeitete er die deutsch-amerikanischen Verwandtschaftsbeziehungen des „King of Rock’n’Roll“ auf. Demnach stammt Elvis in zehnter Generation von dem Winzer Valentin Pressler ab, der 1709 mit seiner Familie in die USA auswanderte.

Großen Rummel um ihr Idol machen auf jeden Fall die vielen Elvis-Fans in Deutschland: Es gibt Geburtstagspartys, Kinoabende, Liveauftritte von Elvis-Doubles, Ausstellungen und ein Musical. Die Fans aus „Germany“ haben den Mann, der 1935 in einfachen Verhältnissen in Tupelo im US-Bundesstaat Mississippi geboren wurde, besonders ins Herz geschlossen. Von 1958 bis 1960 leistete Elvis seinen Militärdienst bei der US-Armee im hessischen Friedberg bei Bad Nauheim ab.

Deutschlands größter Elvis-Fanclub sitzt in Bonn

Der Sänger und Filmstar Elvis habe frischen Wind aus Übersee in das muffige Nachkriegsdeutschland gebracht, nennt Maria Hesterberg einen der Gründe, weshalb deutsche Fans bis heute Elvis die Treue halten. Der Musiker mit der unverwechselbaren Stimme habe maßgeblich durch das Vermischen „weißer“ und „schwarzer“ Musikelemente den Rock’n’Roll geprägt und eine globale kulturelle „Revolution“ losgetreten, sagt die Präsidentin der Elvis-Presley-Gesellschaft. Dem nach eigenen Angaben größten Elvis-Fanclub im deutschsprachigen Raum mit Sitz in Bonn gehören rund 2000 Fans an.

Der Musiker, der – tablettenabhängig und übergewichtig – im Alter von nur 42 Jahren am 16. August 1977 in Memphis/Tennessee starb, habe sich zu einem „Klassiker“ entwickelt, sagt Hesterberg. Dessen Leistung werde mittlerweile auch von Elvis-Gegnern anerkannt. Heute mache sich kaum mehr jemand lächerlich über den Ex-Lastwagenfahrer mit den auffälligen Koteletten, der 1954 seine erste Single „That’s alright Mama“ aufnahm.

Seine Militärzeit verbrachte der King in Bad Nauheim

Seine 17-monatige Militärzeit in Deutschland muss der „King“, der in einer Villa in Bad Nauheim residierte, genossen haben. In seinem Film „G.I. Blues“ (deutsch: „Café Europa“, 1960) setzt er den „Fräuleins“ mit der Ballade „Wooden Heart“ („Muss i denn“) ein Denkmal. In Hessen lernte er auch seine spätere Ehefrau Priscilla kennen. Sie ist Stargast bei einer für September geplanten Mittelmeerkreuzfahrt. Mit an Bord ist die „TCB-Band“ mit Elvis’ Begleitmusikern. Die alten Herren feiern bereits im Januar den 80. Geburtstag ihres früheren Chefs mit sieben Konzerten in Deutschland und Österreich.

Die Kurstadt Bad Nauheim ist als Wallfahrtsort für Elvisianer für den Geburtstagstrubel gerüstet. Im Sportheim, wo der Soldat Elvis seinen 25. Geburtstag feierte, steigt exakt 55 Jahre später eine heiße Party: Es gibt unter anderem einen Fanmarkt mit Elvis-Memorabilia und Stadtführungen auf den Spuren von Elvis. Von 14. bis 16. August findet in Bad Nauheim das alljährliche „European Elvis Festival“ statt. Rund 10.000 Besucher aus aller Welt kamen im vergangenen Jahr zu dem Fanmeeting.

Angelika Springauf (70) erinnert sich gern an die Zeit, in der sie nur fünf Minuten von Elvis’ Haus in der Bad Nauheimer Goethestraße 14 entfernt wohnte. „Das Haus war ein Treffpunkt der Jugend aus der ganzen Umgebung“, sagt sie. Großzügig sei Elvis gewesen. Und er habe sich immer wieder zu den Fans vor dem Haus gesellt, sich mit ihnen unterhalten oder auch mal Blödsinn gemacht. Einmal habe sie früher nach Hause gehen müssen, weil eine Mathearbeit angestanden habe. Die sollte besser laufen als die vorherige. Elvis habe sie gefragt, warum sie schon gehe – und eine Woche später nachgehakt, wie die Arbeit gelaufen sei. Das habe sie sehr gefreut. „Die Arbeit war aber genauso schlecht – da hätte ich auch noch bleiben können“, sagt Springauf und lacht.

Ebenfalls um den 16. August, den Todestag von Elvis, organisiert der Elvis-Presley-Verein Bad Nauheim-Friedberg eine Bustour zu den hessischen Außendrehorten von „G.I. Blues“. Größter Wunsch des rund 200 Mitglieder zählenden Vereins sei es, ein Elvis-Museum einzurichten, erzählt der Vereinschef Jürgen Muth aus Wiesbaden. Wie Udo Jürgens, der nun 80-jährig starb, hätte auch Elvis bis ins hohe Alter auf der Bühne gestanden, glaubt er. Zeitlos sei „das Liedgut“ des Sängers, der über 800 Songs aufnahm, auch Countrymusik und christliche Gospels.

„Elvis wäre heute Gospelsänger“

Das tief religiöse Mitglied einer Pfingstkirche wäre heute wohl ein Gospelsänger, glaubt Maria Hesterberg von der Elvis-Presley-Gesellschaft. Das habe der Mann aus den Südstaaten, für den die Rassenfrage nie eine Rolle gespielt habe, immer sein wollen, sagt die 49-Jährige. Dass Elvis heute bei Jüngeren durchaus „cool“ sei, sei auch ein Verdienst von Stars wie Bruce Springsteen und Bono von U2, die sich auf ihn beriefen.

Andy King alias Andreas Stolzenthaler würde ein Königreich dafür geben, wenn er die Chance hätte, seinem Idol persönlich zum Geburtstag die Hand zu schütteln. Für den 40-Jährigen aus dem badischen Sulzfeld ist Elvis „eine Lebenseinstellung“. Seit mehreren Jahren tourt er erfolgreich als Elvis-Interpret durch Europa. Auch wenn das Publikum gealtert sei, glaubt er nicht, dass Elvis Presley eines Tages in Vergessenheit gerät: „Gute handgemachte Musik stirbt niemals aus.“