Zum Geburtstag: Nach sieben Monaten ist er Freigänger und arbeitet beim FC Bayern. Nur die Nächte im Gefängnis

München. Die Nachricht glich einem frühen Geburtstagsgeschenk. Am Montag wird Uli Hoeneß 63 Jahre alt, er wird den Ehrentag in Freiheit verbringen können, zumindest teilweise. Der verurteilte Steuerhinterzieher ist sieben Monate nach Haftantritt nur noch Teilzeitgefangener. „Ich kann bestätigen, dass Herr Hoeneß seit Freitag Freigänger ist“, sagte Regierungsrätin Ulrike Roider.

Der ehemalige Präsident des FC Bayern war im März 2014 wegen Steuerhinterziehung zu einer Haftstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt worden, die er derzeit in der JVA Landsberg absitzt. Zuletzt war ihm über Weihnachten und Silvester Hafturlaub gewährt worden. Er verbrachte die Tage bei seiner Familie am Tegernsee.

Hoeneß hatte dem Fiskus laut Gericht 28,5 Millionen Euro vorenthalten und zu Beginn der vier Prozesstage ein Geständnis abgelegt – da glaubte er offensichtlich, mit seiner Selbstanzeige und ein paar Ausreden davonzukommen. Der Richter sah das schließlich anders: „Steuerhinterziehung ist ein Vorsatzdelikt“, sagt er in der Urteilsbegründung. Dass Hoeneß bereits jetzt Freigänger wurde, deutet darauf hin, dass die Strafvollstreckungsbehörden die Hälfte seiner Haft zur Bewährung aussetzen könnten. In diesem Falle wäre der einstige Fußball-Spitzenmanager im Frühjahr 2016 ein freier Mann. Unter bestimmten Voraussetzungen wird ein Teil der Haftstrafe von Gefangenen zur Bewährung ausgesetzt. In vielen Fällen ist dies das letzte Drittel der Haft. Bei Ersttätern wie Hoeneß kommt auch infrage, dass die Hälfte der Strafe zur Bewährung ausgesetzt wird.

Als Freigänger genießt Hoeneß nun neue Privilegien. Tagsüber kann er außerhalb des Gefängnisses einer geregelten Arbeit nachgehen, nur zum Schlafen muss er wieder hinter Gitter. Und zwar nicht mehr in die Justizvollzugsanstalt (JVA) Landsberg, Hoeneß wird in die Justizvollzugsanstalt Rothenfeld verlegt. Rothenfeld ist ein Ortsteil von Andechs, das rund 35 Kilometer südwestlich von München nahe dem Ammersee liegt. Die JVA ist ein ehemaliges Kloster. Am Abend muss er jeweils wieder zurückkehren.

Die geregelte Arbeit findet der ehemalige Wurstfabrikant beim FC Bayern. Hoeneß wird dort eine Stelle in der Jugendabteilung übernehmen und soll das neue Jugendleistungszentrum aufbauen. Wann er diese Tätigkeit aufnimmt, war am Freitag noch unklar. Clubpräsident Karl Hopfner hatte erst vor Kurzem gesagt: „Es war sein eigener Wunsch, im Nachwuchsbereich zu arbeiten.“ Hoeneß musste für den halben Schritt in die Freiheit einen Anstellungsvertrag mit der FC Bayern München AG unterzeichnen. Außerdem musste formal geregelt werden, wie Hoeneß’ Aufgabenfeld definiert ist. Seine Tätigkeit wird protokolliert und muss den Justizbehörden vorgelegt werden. Es gibt Anwesenheitspflicht. Dies sei „keine Alibigeschichte“, sagte Hopfner. Tatsächlich besteht im Jugendbereich Nachholbedarf, im Kader der deutschen U19-Europameister stand im Sommer kein FC-Bayern-Spieler.

Während Hoeneß seine Arbeitszeit in ziviler Kleidung verbringen darf, muss er in der JVA Gefängnistracht weiter tragen. Auch sein zur Verfügung stehendes Geld ist reglementiert. Sein Gehalt beim FC Bayern sei zwar frei verhandelbar, sagt die Münchner Strafverteidigerin Michaela Landgraf: „Er kann aber über sein gesamtes Einkommen nicht frei verfügen. Der Freigänger erhält aus dem erwirtschafteten Einkommen nur das sogenannte Hausgeld, etwa 100 Euro im Monat zur freien Verfügung.“ Mit diesem Geld könne er in der JVA einkaufen. Das restliche Einkommen werde einbehalten und bei der Haftentlassung ausbezahlt, abzüglich der Kosten für Unterbringung und Verpflegung in seiner Zeit als Freigänger.

Derlei Bürokratie dürfte Hoeneß derzeit aber weniger interessieren. Wichtiger dürfte ihm sein, dass er Freitag einen großen Schritt in Richtung Freiheit gemacht hat.