Weltweit haben Christen an Weihnachten das Fest der Geburt Jesu gefeiert. Im Mittelpunkt der Predigten standen der Einsatz für Frieden und Solidarität mit Flüchtlingen und anderen Menschen in Not.

Bonn/Vatikanstadt/Bethlehem. Im Vatikan erinnerte Papst Franziskus an die Opfer von Hass und Gewalt im Nahen Osten, in der Ukraine und in Afrika. Besonders betete er für die „unzähligen missbrauchten Kinder“ und diejenigen, die abgetrieben werden. Zu der Weihnachtsansprache und dem traditionellen Segen „Urbi et orbi“ waren rund 80.000 Menschen auf den Petersplatz gekommen.

Am Heiligabend hatte der Papst mit christlichen Flüchtlingen im irakischen Erbil telefoniert und ihnen Trost zugesprochen. In einer Live-Schaltung sagte er, die Flüchtlinge seien „wie Jesus in der Nacht seiner Geburt: Für ihn gab es keinen Platz, er wurde verjagt und musste nach Ägypten fliehen, um sich zu retten“.

Zur Christmette am Geburtsort Jesu in Bethlehem waren wegen der angespannten Lage im Heiligen Land deutlich weniger Pilger gekommen als in den vergangenen Jahren. Der katholische Patriarch von Jerusalem, Fouad Twal, mahnte Gläubige aller Religionen in Nahost zur Eintracht. Nachdrücklich rief er zum Gebet für Frieden und Versöhnung im Nahen Osten auf. Besonders erinnerte er an die syrischen Flüchtlinge in Jordanien und dem Libanon.

Die Kirchen in Deutschland warben an Weihnachten vor allem für die Aufnahme von Flüchtlingen und für Solidarität mit Ausgegrenzten und Armen. Katholische und evangelische Bischöfe warnten zugleich in ihren Weihnachtspredigten davor, missbräuchlich mit christlichem Gedankengut gegen Ausländer und Flüchtlinge Stimmung zu machen.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, nannte Weihnachten eine „Revolution ohne Vergleich“. Kritisch bewertete der Kardinal, dass auf die „Verunsicherung, ja Verstörung“ über die derzeitigen Krisen oft mit „Vereinfachungen, Schuldzuweisungen, Verschwörungstheorien, politischen Ressentiments“ reagiert werde.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm forderte in seiner Predigt eine Neuorientierung der Flüchtlingspolitik:„Das christliche Europa hat heute die Aufgabe, seinen Umgang mit Flüchtlingen so neu zu gestalten, dass kein Mensch mehr im Mittelmeer ertrinken muss.“

In seiner ersten Weihnachtsmesse als Kölner Erzbischof rief Kardinal Rainer Maria Woelki zur Sorge für Obdachlose, Drogenabhängige, Flüchtlinge und einsame Menschen auf. Er wies unter Bezug auf amtliche Statistiken darauf hin, dass auch in Deutschland jeder fünfte Bürger in Armut oder sozialer Ausgrenzung lebe. „Und in jedem dieser Menschen wird Gott selbst Mensch“, so Woelki. Vor dem Weihnachtsgottesdienst hatte er eine Hilfseinrichtung für Obdachlose besucht.

Der Aachener katholische Bischof Heinrich Mussinghoff plädierte dafür, Zuwanderern Deutsch beizubringen und sie gut auszubilden. Er ermunterte dazu, Flüchtlinge in Sportvereinen zu integrieren, sie zum Kaffee einzuladen oder Familien mit Spielzeug zu unterstützen.