Streik treibt Blüten in sozialen Medien. Deutsche Bahn will Ausstand per einstweiliger Verfügung stoppen. GDL-Chef Weselsky bläst starker Wind entgegen. Logistikbranche befürchtet Engpässe bei der Kraftstoffversorgung. Volle Straßen in den Großstädten. Hier erfahren Sie alles über die Auswirkungen des längsten Streiks in der Geschichte der Deutschen Bahn.

Hamburg. Stillstand auf den Gleisen, die nächste: Zum sechsten Mal im laufenden Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn hat die Lokführergewerkschaft GDL zum Streik aufgerufen. Zahlreiche Pendler und Reisende müssen am Donnerstagmorgen auch im Norden mit Zugausfällen und Verspätungen rechnen. Viele haben vorgesorgt und auf alternative Verkehrsmittel umgebucht.

Die Deutsche Bahn erwartet, dass etwa jeder dritte Zug trotz des Streiks fahren kann. Der Nahverkehr auf den Strecken Kiel-Hamburg, Lübeck-Hamburg und Lübeck-Kiel soll von Donnerstag bis Sonntag im Stundentakt bedient werden, die Verbindungen Kiel-Flensburg, Neumünster-Flensburg und Kiel-Husum alle zwei Stunden. Die Hamburger S-Bahn fahre auf den Linien S1, S3, S21 und S31 alle 20 Minuten. Privatbahnen wie der Metronom, die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) oder AKN sind nach eigenen Angaben vom Streik nicht direkt betroffen und wollen nach Plan fahren.

Die GDL Nord rechnet mit 600 bis 1000 streikenden Lokführern allein in Norddeutschland. Das sagte der Vorsitzende des GDL-Bezirksverbands, Hartmut Petersen, vor Beginn des mehr als viertägigen Streiks. Dazu würden auch jene Mitglieder gezählt, die von der Bahn vorsorglich aus dem Dienst genommen wurden.

Das müssen Fahrgäste jetzt wissen

Viele Bahnkunden bereiteten sich schon vor Streikbeginn auf die Auswirkungen vor. Fernbusanbieter registrierten deutlich mehr Anfragen als üblich. Auch die Lufthansa rechnete mit einer erhöhten Nachfrage. Im Internet bildeten Twitter-Nutzer mit Hilfe des Hashtags #twitfahrzentrale private Fahrgemeinschaften.

Diese Zugverbindungen in Hamburg und Schleswig-Holstein bleiben

Der Streik wird auch auf die Seehäfen erhebliche Auswirkungen haben, wie die Bahn-Tochter DBSchenker Rail mitteilte. Mehr als jeder dritte Container, der im Hamburger Hafen ankommt, werde mit dem Zug abgefahren – entsprechend drohten bei einer Unterbrechung des Schienengüterverkehrs massive Folgen. Der Güterverkehr wird bereits seit Mittwochnachmittag bestreikt.

Die GDL begründete die geplante Arbeitsniederlegung mit der Weigerung der Bahn, über einen eigenständigen Tarifvertrag auch für Berufsgruppen zu verhandeln, die nicht Lokführer sind. Einen kurzfristigen Vorschlag der Bahn, unparteiische Schlichter einzuberufen, lehnte die GDLab. Der Streit zwischen der Gewerkschaft und der Deutschen Bahn dauert bereits seit Monaten an.

Abendblatt.de hält Sie mit einem Newsticker über die Auswirkungen des Mega-Streiks auf dem Laufenden:

+++ Streik-Opfer suchen Alternativen im Luftverkehr +++

13.02 Uhr: Der Bahnstreik zum Ende der Herbstferien in Niedersachsen und Bremen drängt viele Urlauber zum Improvisieren bei der Wahl ihrer Transportmittel. Neben Alternativen durch Bus, Mietwagen oder Mitfahrzentralen suchen einige von ihnen auch den Luftweg und testen neben Linien- auch Charterflüge.

„Wir hatten in der Tat Anfragen für Flüge zwischen Braunschweig und Sylt beziehungsweise Friedrichshafen-Bremen – das ist dann aber zunächst am Preis gescheitert“, sagt eine Sprecherin der Privatjet-Charterfirma Air Partner International. Immerhin: Ein Flug mit einer sechssitzigen Cessna Citation würde für den etwa einstündigen Flug nach Sylt mit etwa 3000 Euro zu Buche schlagen - für alle Passagiere zusammengenommen allerdings.

Anders als beim Streik der Lufthansa-Piloten sei die Zunahme des Geschäfts diesmal noch nicht richtig spürbar, bestätigte auch Axel Klegien von der größten Flugcharterfirma am Flughafen Hannover, Aerowest. „Wir befinden uns aber noch am Anfang des Streiks – ich weiß nicht, inwieweit die Schmerzgrenze der Bahnkunden da noch hochgeschraubt wird“, sagte er auch mit Hinweis auf den hohen Preis.

Da geht es billiger bei den Fliegerclubs: Deren Piloten dürfen nur die Selbstkosten in Rechnung stellen. Ein Inselhüpfer nach Helgoland kostet so für drei Personen hin und zurück insgesamt 150 bis 180 Euro. „Wir haben eigentlich laufend Anfragen“, sagte Kurt Klempau von der Sportfluggruppe Nordholz/Cuxhaven. Allerdings blieben dort am Donnerstag ebenso wie bei der OFD-Fluggesellschaft in Emden die Flieger zunächst am Boden. Kein Streik, sondern Nebel und tief hängende Wolken verhinderten am Vormittag Sichtflüge auf die Inseln.

+++ Frankfurt gegen Bayern steht auf der Kippe +++

12.46 Uhr: Wegen des Streiks steht nun offenbar auch die Austragung des Bundesliga-Spiels zwischen Eintracht Frankfurt und Bayern München am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky) auf der Kippe. Die Eintracht bestätigte eine entsprechende Meldung des kicker.

Die Hessen befürchten ein Verkehrschaos und daraus resultierend ein Sicherheitsrisiko. Die Eintracht rechnet mit rund 1000 Bussen, für die es rund um das mit 51.500 Fans ausverkaufte Stadion nicht genügend Stellplätze gibt. Die Eintracht steht deshalb in engem Kontakt mit der Polizei und der Deutschen Fußball Liga (DFL).

Eine finale Entscheidung soll am Nachmittag in einer Sitzung mit Vereinsvertretern und den Sicherheitskräften gefällt werden. Die Frankfurter Polizei teilte auf Anfrage mit, sie habe keine Empfehlung zu einer Absage gegeben. Auch die DFL sieht derzeit keine offiziellen Gründe für eine Absage vorliegen.

+++ Anwalt: Juristische Chancen für Streik-Stopp gering +++

12.12 Uhr: Die Deutsche Bahn hat nach Einschätzung eines Fachanwalts nur geringe Chancen, mit einem Gerichtsbeschluss den laufenden Lokführerstreik zu stoppen. „Ich rechne nicht damit, dass die Bahn mit der Verfügung Erfolg hat, da Arbeitsgerichte in der Vergangenheit häufig das Grundrecht auf Streik bestätigt haben“, erklärte Reinhard Schütte vom Deutschen Anwaltverein vor der Verhandlung beim Frankfurter Arbeitsgericht. Über eine Berufung könne dann das Landesarbeitsgericht als nächsthöhere Instanz voraussichtlich erst am Freitag entscheiden. Dieser Weg stünde auch der streikenden Gewerkschaft GDL im Fall einer Niederlage offen - allerdings müsste sie laut Schütte ihren Streik zunächst abbrechen.

+++ Gericht verhandelt über Verfügung noch heute +++

12 Uhr: Das Frankfurter Arbeitsgericht will noch heute darüber entscheiden, ob der Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn untersagt werden kann. Über den Antrag des Unternehmens auf eine einstweilige Verfügung solle um 16.30 Uhr mündlich verhandelt werden, teilte das Gericht mit.

+++ Gewerkschaft hat Angst vor „Hooligans gegen Lokführer“ +++

11.18 Uhr: Die Bahngewerkschaft EVG warnt angesichts des Streiks der Lokführer vor einer Radikalisierung des Konflikts. „Ich bin entsetzt, dass es in den sozialen Medien zwischenzeitlich Gruppen gibt, die sich beispielsweise 'Hooligans gegen Lokführer' nennen und die zu Gewalt gegen unsere Kollegen aufrufen“, erklärt der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner. „Hier wird eine Grenze überschritten, die mir Angst macht.“

Die EVG konkurriert bei der Vertretung der Bahnbeschäftigten mit der Lokführergewerkschaft GDL, die den Streik im Güter- und Personenverkehr bis Montag ausgerufen hat. Eskaliert ist der Streit mit der Deutschen Bahn weniger wegen der konkreten Tarifforderungen der GDL, sondern weil die Gewerkschaft nicht allein für die 20.000 Lokführer verhandeln will, sondern auch für rund 17.000 Zugbegleiter und Rangierführer. Die Vertretung dieser Gruppe beansprucht die größere EVG für sich. Die Bahn lehnt konkurrierende Gehaltsabschlüsse ab.

Kirchner warf der GDL vor, nur deshalb einen so massivenStreik ausgerufen zu haben, um ihren Machtbereich auszudehnen.„Ich befürchte negative Folgen für die gesamteGewerkschaftsbewegung“, sagte Kirchner mit Hinweis aufForderungen nach Einschränkung des Streikrechts.

+++ Daimler-Vorstand Porth für „Autonomes Fahren +++

10.58 Uhr: Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth hat einen eigenen Lösungsvorschlag zum Streikproblem parat. „Vielleicht sollte man Autonomes Fahren auf der Schiene beginnen, dann hätte man das Problem mit der GDL nicht“, sagte Porth beim Zulieferertag Baden-Württemberg über den laufenden Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn.

+++ Lokführer auf Inselbahnen streiken nicht +++

10.33 Uhr: Die Entdeckung der Langsamkeit erwartet Bahngäste auf der Insel Wangerooge. Dort reisen Urlauber mit der einzigen Meterspurbahn der Deutschen Bahn gemächlich vom Fähranleger zum Inselbahnhof – auch während des Streiks der Lokführer. „Die fahren heute bei uns ganz normal“, sagte eine Sprecherin am Donnerstag. Die vier Kilometer lange Reise dauert etwa 15 Minuten. Zu Verzögerungen kommt es nur durch Naturereignisse – wenn etwa die Fähre wegen Niedrigwasser nicht pünktlich ist. Auch auf den anderen ostfriesischen Inseln mit Bahnverkehr rollen die Züge wie gewohnt. Die Borkumer Kleinbahn ist in der Hand der Reederei AG Ems, und auf Langeoog betreibt die Inselgemeinde den Personenverkehr.

+++ Bahn will Streik per Verfügung stoppen +++

10.20 Uhr: Die Deutsche Bahn geht juristisch gegen den Streik der Lokführer vor und will den laufenden Ausstand der GDL-Mitglieder mit einer einstweiligen Verfügung vorzeitig beenden. Ein entsprechender Antrag werde beim Arbeitsgericht Frankfurt/Main gestellt, kündigte das Unternehmen in Berlin an.

Man nehme mit großem Unverständnis zur Kenntnis, dass die GDL das Bahn-Angebot für eine Schlichtungabgelehnt habe. „Somit bleibt die GDL bei ihrer bisherigen Linie, jedes neue Kompromissangebot kategorisch abzulehnen.“ Um dennoch großen Schaden von den „Kunden, dem Unternehmen sowie dem Wirtschaftsstandort Deutschland abzuwenden“, habe sich der Bahn-Vorstand entschieden, gegen den angelaufenen Rekordstreik der GDL den Erlass einer einstweiligen Verfügung zu beantragen.

„Wir wollen nichts unversucht lassen und haben uns schweren Herzens entschieden, jetzt auch mit juristischen Mitteln gegen diesen Streik vorzugehen“, erklärte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber in Berlin. „Dabei sind wir uns durchaus bewusst, dass die Richter in der Vergangenheit zumeist gegen die Arbeitgeber entschieden haben.“ Dieses Risiko nehme man aber in Kauf. In dem Antrag verweise die Bahn etwa auf die zentralen Feiern in Berlin zum 25. Jahrestag des Mauerfalls. Zudem treffe der Streikzahlreiche Urlauber, die zum Ende der Herbstferien in Niedersachsen und Bremen ihre Heimreise anträten.

+++ Weselsky hat Angst um seine Privatsphäre +++

9.56 Uhr: GDL-Chef Claus Weselsky sieht seine Privatsphäre bedroht. „Ich bin auch bisher immer auf Bahnhöfen gewesen und werde das auch weiter tun. Ich habe allerdings gestern Abend die Polizei verständigt, weil es hier in einer unglaublichen, nennen wir es einfach Verletzung meiner Privatsphäre, nicht mehr um die Sache geht“, sagte Weselsky im ARD-„Morgenmagazin“. Für Personenschutz habe er bislang aber „keine Notwendigkeit gesehen“.

Medien hatten zuvor Fotos von Weselskys Wohnhaus gezeigt. Auch seine Büronummer wurde veröffentlicht. „Da muss ich einfach nur lachen, ich wohne zur Miete in einem Häuschen, das 61 Quadratmeter hat – und wenn das dann ein exklusiver Wohnsitz ist, na bitteschön, dann ist das einfach so“, meinte Weselsky. „Interessierte Kreise“ legten großen Wert drauf, dass die Zugbegleiter und Lokführer nicht erfolgreich seien. „Und das ist eine Dimension, die hätte ich mir am Beginn der Auseinandersetzung so nicht vorstellen können.“

+++ Gewerkschafts- und Beamtenbund kritisieren GDL +++

9.45 Uhr: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) befürchtet wegen des erneuten GDL-Streiks auch einen Imageschaden für andere Gewerkschaften. „Ich bedauere es sehr, dass Herr Weselsky das Angebot auf eine Schlichtung nicht angenommen hat“, sagte DGB-Chef Reiner Hoffmann im Deutschlandfunk. Das Verhalten der GDL drohe dazu zu führen, „dass die Gewerkschaften insgesamt einen großen Imageschaden erleiden“. Widerspruch kam diesmal auch vom Deutschen Beamtenbund, dem die GDL angehört. Der Vorsitzende Klaus Dauderstädt sagte im ARD-„Morgenmagazin“ zum abgelehnten Angebot einer Schlichtung: „Die GDL hat diese zwar abgelehnt, das war nicht abgestimmt mit uns. Ich hätte der GDL empfohlen, sich auf ein Schlichtungsverfahren einzulassen, wenn klargestellt ist, dass es nicht um die Grundsatzfrage geht, ob die GDL verhandeln darf, sondern nur um die Frage geht, wie solche Verhandlungen stattfinden sollen. Dann hätte so ein Schlichtungsverfahren auch Sinn.“ Außerdem könne er sich vorstellen, „dass die GDL ihrerseits der Bahn vorschlägt, sobald sie zusagt „faire Verhandlungen auf Augenhöhe“, den Streik auf der Stelle zu beenden“.

So tickt Claus Weselsky

+++ Harte Kritik von Weselskys Vorgänger +++

9.32 Uhr: Der frühere GDL-Vorsitzende Manfred Schell kritisiert abermals den Kurs seines Nachfolgers Claus Weselsky. „Fast 100 Stunden zu streiken ist eine neue Dimension. Und ich glaube nicht einmal, dass die Aktion etwas bringt“, sagte Schell „Focus Online“. „Es muss ein Kompromiss gefunden werden.“ Schell sagte: „Weselsky stellt seinen Egoismus über alles andere.“

+++ VW in Zwickau könnte gut davon kommen +++

9.16 Uhr: Gute Nachrichten zwischendurch - zumindest für Volkswagen: Europas größter Autohersteller rechnet am Standort Zwickau mit keinerlei Lieferproblemen wegen des Bahnstreiks. Das Werk habe frühzeitig auf verschiedene Logistikpartner gesetzt, sagte Volkswagen-Sprecher Gunter Sandmann dem Sender MDR Info: „Wir gehen im Moment davon aus, dass unsere Vorbereitungsmaßnahmen greifen. Aber die Dauer des Ausstandes ist schon einzigartig.“

+++ Volle Straßen in Berlin +++

9.06 Uhr: Auch die Hauptstadt spürt den Streik: Viele Straßen von und nach Berlin waren am Morgen wesentlich voller als sonst. Nach Angaben der Verkehrsinformationszentrale fuhren die Autos vor allem auf der A111 im Norden Berlins sowie auf der die A113 im Süden Stoßstange an Stoßstange. Dort hätten die Autofahrer etwa 45 Minten längere Fahrzeiten einplanen müssen. Noch mehr Autos als sonst waren etwa auch auf der B1/5 im Osten Berlins und der Heerstraße im Westen unterwegs. Ob sich die vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) angestoßene Mitfahreraktion – Autofahrer sollen Fahrgäste mitnehmen – schon ausgewirkt hat, war am Donnerstagmorgen noch nicht eindeutig festzustellen. In Straßenbahnen, U-Bahnen und Bussen in Berlin drängten sich morgens im Berufsverkehr wesentlich mehr Fahrgäste als sonst.

+++ Ein Drittel der Züge fährt im Nordosten +++

8.55 Uhr: In Mecklenburg-Vorpommern sind im Fernverkehr nach Auskunft eines Bahnsprechers rund ein Drittel der Züge unterwegs, im Nahverkehr fielen zwischen 70 und 85 Prozent der Verbindungen aus. Tausende Pendler im Nordosten müssen sich andere Möglichkeiten suchen, zur Arbeit, Universität oder Schule zu kommen.

+++ 70 Prozent der Züge in NRW fallen aus +++

8.52 Uhr: Noch schlimmer trifft es Nordrhein-Westfalen: Im bevölkerungsreichtsen Bundesland hält die Bahn nach eigenen Angaben etwa 30 Prozent des Regional- und S-Bahn-Verkehrsaufrecht. Insbesondere stark frequentierte Strecken wie der RE6 zwischenMinden und Düsseldorf sollten im Regelbetrieb fahren, sagte eine Sprecherin in Düsseldorf. Die Regionalexpresslinien 4, 9 und 11 fallen ebenso aus wie die S-Bahnen 2, 4 und 68. Die anderen S-Bahnen fahren stündlich. Privatbahnen inNRW sind nicht vom Streik betroffen.

+++ In Bayern steht jeder zweite Zug +++

8.40 Uhr: Der viertägige Rekordstreik der Lokführer-Gewerkschaft GDLführt seit dem frühen Donnerstagmorgen auch zu Ausfällen im Personenverkehr der Bahn inBayern. Im Freistaat fielen in den ersten Stunden des Streiks laut Bahnangaben rund 50 Prozent der Regionalzüge aus. Seit 2.00 Uhr haben die Lokführer ihre Arbeit niedergelegt. „Wir haben wie geplant auf Ersatzfahrpläne umgestellt“, sagte ein Bahn-Sprecher in München. Die S-Bahnen in der Isarmetropole und in Nürnberg fahren auf allen Linien imStundentakt, die S8 zum Münchner Flughafen alle 20 Minuten. Im Güterverkehr stehen die Züge schon seit Mittwoch (15.00 Uhr) still.

+++ Mehr als zwei Drittel der Züge fallen in Kiel aus +++

8:33 Uhr: Der Lokführerstreik hat am Donnerstag auch den Bahnverkehr in Schleswig-Holstein stark beeinträchtigt. Viele Regional- und Fernzüge wurden bereits am Morgen gestrichen. Zwischen 6.00 Uhr und 8.00 Uhr fielen allein 23 von rund 30 Verbindungen aus, wie eine Bahnmitarbeiterin am Kieler Hauptbahnhof sagte. Auf einigen Strecken wie zwischen Kiel und Husum fuhren Busse als Ersatz. Ein Teil der Reisenden reagierte sehr verärgert über den neuerlichen Streik.

Das Streikrecht sei zwar wichtig, sagte der Kieler Manfred Wagner. „Wenn die Gewerkschaft aber eine Schlichtung mit einer abenteuerlichen Begründung ablehnt, das macht mich sauer.“ Weil das Bahnpersonal ihm keine verbindliche Auskunft über seine geplante Fahrt nach Hannover samt Rückfahrt am Freitag geben konnte, werde er die Reise nun wohl mit dem Auto antreten.

Viele Reisende waren jedoch auf den Streik vorbereitet. Vor dem Info-Tresen der Bahn bildeten sich kaum längere Schlangen. „Gestern gab es lange Schlangen“, sagte Bahnmitarbeiterin Marie Rottmann. Viele hätten sich bereits im Vorfeld informiert, ob ihre Verbindungen betroffen sind.

+++ In Hannover fast alle Verbindungen gestrichen +++

8:10 Uhr: Der erneute bundesweite Streik der Lokführer hat am Donnerstagmorgen in Niedersachsen und Bremen zu starken Einschränkungen im Zugverkehr geführt. Am Hauptbahnhof Hannover wurden am Morgen fast alle Verbindungen gestrichen. Nach Angaben der Deutschen Bahn versuche man ein Drittel der Verbindungen aufrechtzuerhalten. Viele Fahrgäste weichen auf die privaten Zuganbieter aus.

+++ Deutlich mehr Verkehr auf allen Einfallstraßen +++

8:00 Uhr: Die Polizei berichtet von deutlich größerem Verkehrsaufkommen auf allen Einfallstraßen nach Hamburg. So staut sich die A1 an einem normalen Werktag ab Kreuz Süd um diese Zeit, am Donnerstag reicht der Stau jedoch rund fünf Kilomter weiter bis nach Harburg. Der Verkehr auf der A7 lief zunächst noch relativ flüssig, staute sich dann aber in Richtung Hamburg zwischen Quickborn und Stellingen auf neun Kilometern und auf der A23 in Richtung der Hansestadt auf zehn Kilometern.

+++ Logistikbranche rechnet mit Engpässen bei Kraftstoffversorgung +++

7:47 Uhr: Die Logistikbranche rechnet angesichts des Rekordstreiks bei der Bahn mit Engpässen bei der Kraftstoffversorgung und Produktionsausfällen in der Auto-, Stahl-, und Chemiebranche. Bei der Kraftstoffversorgung „wird es aus meiner Sicht auf jeden Fall Engpässe geben, zumal ja auch das Aufkommen im Individualverkehr erhöht sein wird“, sagte Gunnar Gburek vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik dem Sender MDR Info. Raffinerien hätten Probleme, die Tankstellen zu beliefern. Gburek rechne mit Engpässen „spätestens Sonntag oder Montag“. Besonders hart werde der Ausstand die Auto-, Stahl-, und Chemiebranche treffen. Es werde „auf jeden Fall Produktionsausfälle“ geben. Wenn die Logistikkette ins Stocken gerate, werde es bis Mitte der kommenden Woche dauern, bis sich die Abläufe wieder normalisiert hätten, betonte Gburek.

+++ In Harburg geht nichts mehr +++

7:30 Uhr: Die Winsener Straße in Wilstorf/Langenbek stadteinwärts ist komplett dicht. Autofahrer versuchen über Marmstorf auszuweichen, doch auch hier staut sich der Verkehr, je dichter sich die Blechlawine der Harburger Umgehung bzw. Wilhelmsburger Reichsstraße nähert.

+++ Ansturm auf die Fernbusse nach Berlin +++

7:00 Uhr: Am ersten Streiktag waren am Morgen nach Streikbeginn im Regionalverkehr fast ausschließlich Linien des Privatzuges Metronom unterwegs. Viele Bahnkunden müssen wegen des Streiks aber auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Einen Ansturm erlebten die Fernbusse nach Berlin. In nur wenigen Stunden waren fast alle Resttickets für die Direktverbindung von Hamburg in die Hauptstadt am Morgen ausverkauft. Direkt vor dem Bahnhof organisierten sich private Fahrgemeinschaften. Auch die Lufthansa erwartet kurzfristige Buchungsanfragen.

+++ Verkehr wird dichter +++

6:55 Uhr: Bereits ab 6:15 Uhr staute sich der Verkehr auf der A24 vor dem Kreuz Ost auf mehreren Kilometern. Für diese frühe Zeit an einem Donnerstag herrschte auch ungewöhnlich dichter Verkehr auf der A1. Deutlich mehr Autos mit den Kennzeichen HL, SE und OH waren gen Hamburg unterwegs. Um 6:30 Uhr stockte der Verkehr auf sechs Kilometer Länge zwischen Horner Kreisel und Kreuz Ost.

Auch auf den Zufahrtstraßen in die Innenstadt aus dem Westen und Norden Hamburgs waren am frühen Morgen bereits deutlich mehr Fahrzeuge zu beobachten als normalerweise um diese Zeit.

+++ Kaum Nah- und Fernverkehr ab Hamburg Hbf +++

6.37 Uhr: Im Nordosten sind die ersten Personenzüge ausgefallen. Am Hamburger Hauptbahnhof wurden fast alle Verbindungen des Nah- und Fernverkehrs gestrichen. Allein in Norddeutschland streiken rund 600 bis 1000 GDL-Mitglieder, wie der Bezirksvorsitzende Hartmut Petersen mitteilte. Die Bahn reagierte mit einem Ersatzfahrplan: Etwa jeder dritte Zug soll fahren.

+++ Um 12 Uhr Ersatzfahrpläne für Sonnabend +++

6.25 Uhr: Der Fern- und Regionalverkehr ist nach dem Streikstart im Personenverkehr laut Bahn „ausgedünnt, aber weitgehend stabil“ angerollt. In einer Mitteilung sprach der Konzern von „massiven Beeinträchtigungen“ für Reisende und Pendler. Für Donnerstag und Freitag sind die Ersatzfahrpläne bereits öffentlich. Für Sonnabend stünden ab 12 Uhr Informationen online bereit, für Sonntag sei die Veröffentlichung am Freitagmittag vorgesehen.

Hier kommen Sie zum Ersatzfahrplan der Bahn

+++ Ausgedünnter S-Bahntakt in Hamburg +++

6.14 Uhr: Im Regionalverkehr sind die Streikauswirkungen laut Bahn unterschiedlich spürbar. In West- und Norddeutschland stünden über 30 Prozent des üblichen Zugangebotes zur Verfügung. In Süddeutschland verkehrten etwa 40 Prozent der Züge. In Ostdeutschland stünden 15 bis 30 Prozent des üblichen Zugangebots zur Verfügung. Für die S-Bahnen in München, Nürnberg, Stuttgart und Rhein-Main werde ein Stundentakt angeboten. In Berlin und Hamburg fahren einige Linien auch alle 20 Minuten. In der Hansestadt gilt dies für die Linien S 1, S 21, S 3 und S 31. Auf der Strecke der S 3 hält der Metronom vorerst zusätzlich in Neu-Wulmstorf, Fischbek und Neugraben.