Die Kritik am esoterischen Geschäftsmodell der norwegischen Königstochter Märtha Louise will nicht verstummen. Sie hat sich als Geistheilerin und Autorin in der Esoterik einen Namen gemacht hat.

Oslo. Manche Leute haben einen Talisman im Auto. Andere vertrauen ihrem Schutzengel. Aber nur ganz wenige behaupten, sie könnten mit Engeln reden. Und wahrscheinlich gibt es kaum Menschen auf der Welt, die eine „Engelschule“ betreiben, in der man lernen soll, zu Wesen Kontakt aufzunehmen, die es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht gibt. Genauso aber verhält es sich mit Märtha Louise von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, Prinzessin von Norwegen.

Zwar hat sich das Volk inzwischen an die Schrullen der ausgebildeten Physiotherapeutin gewöhnt, die sich in den vergangenen Jahren als Geistheilerin und Autorin in der Esoterikbranche einen Namen gemacht hat. Aber die einstige Königliche Hoheit, die diesen Titel durch die Heirat mit dem bürgerlichen Schriftsteller Ari Behn 2001 verlor, müht sich immer wieder, ihr Business-Modell in Erinnerung zu rufen. Jüngster Coup: Ihr Buch „Stimmen oder Geräusche“ wurde im Staatsfernsehen NRK in gleich acht Beiträgen beworben und beschrieben. „Das Fernsehen als Reklamekanal“, ätzte die Hauptstadtzeitung „Aftenposten“.

In dem Buch, in dem sie ihre Biografie analysiert, vergleichen die Prinzessin und ihre Co-Autorin Elisabeth Nordeng zum Beispiel die norwegische Presse mit einer unzurechnungsfähigen Person und erklären ihre frühere Unsicherheit im Leben damit, dass sie eben Hochsensible Personen (HSP) seien. Ein Erlebnis habe sie geprägt, schreibt Märtha Louise an einer Stelle: „Ich stand vor tausendjährigen Eichen und kontaktierte die Seelen der Eichen von meinem Herzen aus. Plötzlich war es so, als ob eine schöne Frau aus den Bäumen herauskam.“

„Medium“ Williams spricht zu Verstorbenen

Ihre Sensibilität stellte die adelige HSP erst im September unter Beweis, als sie in einem Osloer Hotel zusammen mit Nordeng und der 41-jährigen Engländerin Lisa Williams ein Seminar anbot, bei denen das „Medium“ Williams dem Publikum „Kontakte zu Verstorbenen“ vermitteln wollte. Eintrittspreis: umgerechnet 185 Euro. Die teure Séance hat sich zum Politikum entwickelt.

Norwegens Bischöfe laufen Sturm gegen das Engelsgeflüster, sie halten die esoterischen Anwandlungen für unvereinbar mit dem christlichen Glauben. Immerhin ist Märthas Vater, König Harald, noch vor Jahren das Oberhaupt der lutherischen Staatskirche in Norwegen gewesen. Er hatte sich sogar dafür eingesetzt, den Grundgesetz-Paragrafen, der den König auf den lutherischen Glauben verpflichtet, zu erhalten.

Die Kommentatoren sehen die Monarchie schon bröckeln. „Der König hätte selbst 185 Euro in die Séance investieren und seine Vorväter um Rat fragen sollen, was er zu tun habe“, giftete die Zeitung „Dagbladet“. Die Kritik ficht die Prinzessin nicht an: „Ich mache meine Sache, das Königshaus hat damit nichts zu tun.“ Auch wenn sie natürlich ein Teil davon bleibe. „Ohne Titel bin ich kein ganzer Mensch, er gehört zu meiner Person“, sagt sie.

Die Royals seien privilegiert und reich

Doch auch die Familie von Märtha Louises Bruder Prinz Haakon lässt die Gemüter hochkochen. Im Sommer verkündeten der Thronfolger und seine Frau, dass ihre Tochter Ingrid in die Internationale Schule in Oslo eingeschult werde, eine private Schule, die hauptsächlich von Diplomatensprösslingen besucht wird. Seitdem wird die Entscheidung kritisiert und angegriffen – war es bisher doch üblich, dass die Kinder am Hof öffentliche Schulen besuchen. Dort hätte die künftige Königin Ingrid normale Kinder kennenlernen können, die Ungleichheiten in der Gesellschaft erfahren, kommentierte die „Aftenposten“. „Alles Eigenschaften, die entscheidend gewesen wären, wenn es darum geht, das Volk zu verstehen, das sie einmal ihr eigenes nennen wird.“

Der Hof kommentierte die Berichterstattung über die Kinder des Königspaares bislang nicht. Engelversteherin Märtha Louise aber berichtete, dass ihr Vater „zwar nicht immer einig ist mit dem, was ich mache, aber immer zu mir steht“. Mit der Volksnähe jedoch ist es offenkundig erst einmal vorbei. „Zu glauben, das Könighaus sei volksnah, ist wie an den Weihnachtsmann oder die Zahnfee zu glauben“, so die Zeitung „Dagbladet“. Die Royals seien nun einmal privilegiert und reich. Nun führen sie sich auch so auf.