Der Osnabrücker Muslim Erhat Toka hat Anzeige gegen den Kabarettististen erstattet: „Nuhr hetzt Menschen gegen Muslime auf und schürt Islamophobie in der deutschen Gesellschaft“, so seine Begründung.

Osnabrück. Der Vorwurf lautet „Beschimpfung von Bekenntnissen und Religionsgesellschaften“ - das Strafgesetzbuch sieht dafür Gefängnis bis zu drei Jahren oder eine Geldstrafe vor: Kabarettist Dieter Nuhr bekommt Ärger wegen ironischer Bemerkungen zum Islam. Der Osnabrücker Muslim Erhat Toka hat Anzeige gegen den Künstler erstattet. Fachleute zeigten Verständnis für die muslimische Kritik an Nuhr. Über die Anzeige hatte zuerst die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Freitagsausgabe) berichtet.

Nuhr hatte mit seinen Auftritten wiederholt Proteste unter Muslimen ausgelöst. In einem Youtube-Video, in dem mehrere Auftritte des 53-Jährigen zusammengeschnitten sind, sagt er über das islamische Frauenbild: „Im Islam ist die Frau zwar frei, aber in erster Linie frei davon, alles entscheiden zu müssen.“ Lacher erntet er auch mit dem Satz: „Wenn man nicht wüsste, dass der Koran Gottes Wort ist, könnte man meinen, ein Mann hätte ihn geschrieben.“ Darüber hinaus äußert er sich in vielen Szenen satirisch-ironisch über radikale Islamisten wie Osama bin Laden.

„Nuhr hetzt Menschen gegen Muslime auf und schürt Islamophobie in der deutschen Gesellschaft“, begründete Toka seine Anzeige auf epd-Nachfrage. „Wenn mein christlicher Nachbar in der Show von Dieter Nuhr über dessen Witze über den Islam lacht, sieht er mich nachher mit anderen Augen an.“ Der Kabarettist zitiere aus dem Zusammenhang gerissene Koranverse, um den Eindruck zu erwecken, der Islam sei eine gewalttätige Religion, sagte Toka, der Deutscher mit türkischen Wurzeln ist. Nuhr tritt am Samstag in Osnabrück auf. Toka hat eine Demonstration vor dem Veranstaltungsort angemeldet.

Nach den Worten des Direktors des Osnabrücker Instituts für Islamische Theologie, Bülent Ucar, arbeitet Nuhr mit Verallgemeinerungen und bedient Vorurteile gegen den Islam. Das falle zwar unter die Meinungs- und Kunstfreiheit. „Geschmacklose Zoten auf Kosten einer religiösen Gemeinschaft sind jedoch nicht mutig oder kritisch, sondern wohlfeil.“

Auch der evangelische Theologe Reinhold Mokrosch betonte, er verstehe, wenn religiöse Menschen sich durch Satire gekränkt fühlten. „Sie haben dann auch das Recht, friedlich dagegen zu demonstrieren.“ Allerdings überzeichneten Satire und Karikatur immer die Realität und müssten in einer Demokratie erlaubt sein.