Die Ölpest von 1989 ist den Bewohnern einer kleinen pazifischen Inselgruppe vor Kanada noch gut im Gedächtnis. Jetzt treibt ein Containerschiff mit Hunderten Tonnen Treibstoff an Bord vor ihrer Küste.

Old Massett. Ein russischer Frachter mit Hunderten Tonnen Treibstoff an Bord ist auf rauer See vor der kanadischen Pazifikküste abgetrieben. Der Antrieb der „Simuschir“ sei in der Nacht zu Freitag vor der westkanadischen Provinz British Columbia aus ungeklärter Ursache ausgefallen, sagte der Koordinator der Rettungsaktion, Ron MacDougall. Der Küstenwache gelang es zwar, das Schiff in Schlepptau zu nehmen und langsam von der Küste der Inselgruppe Haida Gwaii weg zu ziehen, die Situation blieb jedoch gefährlich.

Ob die Aktion gelinge, hänge in erster Linie vom Wetter ab, sagte MacDougall. Ein zweites Schiff der Küstenwache solle am frühen Samstagmorgen eintreffen und helfen, die „Simuschir“ nach Prince Rupert zu schleppen. Für die Region gilt eine Sturmwarnung.

Das 1998 in den Niederlanden gebaute Containerschiff sei mit einer elfköpfigen Besatzung auf dem Weg von der Stadt Everett im US-Staat Washington nach Russland gewesen und habe unter anderem 400 Tonnen Schweröl und 50 Tonnen Dieseltreibstoff geladen, sagte MacDougall. Der Kapitän sei verletzt und in Sicherheit gebracht worden.

Die auf den Inseln lebenden Indianer fürchten eine Umweltkatastrophe. Der Präsident der Haida Nation, Pete Lantin, sagte, es ziehe ein Sturm auf. Wenn das 135 Meter lange Schiff auf die felsige Küste geworfen werde, breche es auseinander. Die rund 5000 Bewohner seien auf die Fischerei angewiesen, die Treibstoff und Chemikalien der „Simuschir“ nun gefährdeten. „Wir fühlen uns hilflos“, sagte Lantin. „Wir erwarten ein katastrophales Ereignis und eine riesige Katastrophe für uns.“

In der Region vor British Columbia gibt es seit Jahren große Sorgen vor Ölkatastrophen. Im Jahr 1989 waren aus dem verunglückten Öltanker „Exxon Valdez“ in dem Gebiet 35 000 Tonnen Öl ausgelaufen und hatten eine der schlimmsten Umweltkatastrophen in der Geschichte der Seefahrt ausgelöst.

Als die Küstenwache die „Simuschir“ an den Haken nahm, war sie gerade noch 14 Kilometer von den Haida Gwaii Inseln entfernt, die auch als Queen-Charlotte-Inseln bekannt sind. Je weiter das Schiff auf offene See geschleppt wird, desto geringer ist die Gefahr einer Verschmutzung der Küstengewässer.

Der Sprecher der Küstenwache, Roger Girouard, sagte, das kalte Wetter werde eventuell ausgelaufenes Öl schnell auf den Meeresboden sinken lassen, so das kein Ölteppich an der Wasseroberfläche entstehe. Außerdem seien wegen der Kälte nur wenige Zugvögel in der Gegend.

Dennoch stellte die Küstenwache Ausrüstung zur Bekämpfung einer Ölverschmutzung bereit. Auch die kanadische Armee beteiligte sich der Rettungsaktion. Die US-Küstenwache hielt einen Hubschrauber in Bereitschaft, um die verbliebenen Besatzungsmitglieder gegebenenfalls von Bord zu holen.

Die „Simuschir“ ist in Cholmsk auf der Insel Sachalin registriert und gehört der Reederei Sasco. Deren Sprecher sagte, an Bord seien 298 Container mit Bergbauausrüstung.