Starkregen verwandelt einen kleinen Fluss in Südfrankreich in einen reißenden Strom. Mehrere Camper können sich nicht in Sicherheit bringen. Wohnwagen werden mitgerissen, Menschen ertrinken.

Paris. Praktisch aus dem Nichts kam die tödliche Sturzflut: Nach heftigen Gewittern hat in Südfrankreich ein Fluss einen Campingplatz überschwemmt und mindestens fünf Menschen in den Tod gerissen. Vier Camper und ein Spaziergänger starben, als eine mehr als zwei Meter hohe Flutwelle in der Nacht zum Donnerstag den Zeltplatz in der Gemeinde Lamalou-les-Bains verwüstete, wie die Behörden mitteilten.

Auf dem Campingplatz in dem Thermalort im Département Hérault spielten sich dramatische Szenen ab. Ein Familienvater wollte eine Frau retten, die von den Fluten mitgerissen wurde, wie Bürgermeister Philippe Tailland berichtete. „Er hat sie an der Hand gehalten. Leider musste er die Frau dann loslassen, und als er sich umdrehte, hat er gesehen, wie sein Campingwagen fortgerissen wurde, mit seiner Frau und seiner 34-jährigen Tochter.“

Das Wohnmobil der Familie wurde von dem Fluss an eine Brücke getrieben und blieb dort hängen. Im Inneren des Fahrzeugs wurde die Leiche der Ehefrau gefunden. „Bei der 34-jährigen Tochter wissen wir nicht, ob sie in dem Campingwagen blockiert ist oder vom Wasser fortgerissen wurde“, sagte der Bürgermeister.

Der normalerweise kleine Fluss Bitoulet, der durch Lamalou-les-Bains fließt, war nach heftigen Regenfällen stark angeschwollen. Als kurz vor Mitternacht plötzlich eine natürliche Barriere aus Pflanzen und angeschwemmtem Treibgut wegbrach, verwandelte sich der Fluss in eine tödliche Flutwelle. Die Wassermassen schwemmten Wohnmobile und andere Autos weg. Rettungskräfte fanden in mehreren Campingwagen die Leichen von vier Menschen. Bei einem weiteren Todesopfer handelt es sich um einen Fußgänger.

„So etwas hat es hier noch nie gegeben“, sagte die entsetzte Anwohnerin Anne Cotte. „Es gab hier vor 20 Jahren schon einmal Überschwemmungen, aber nicht von diesem Ausmaß.“ Mehr als 250 Feuerwehrleute waren in dem Département Hérault im Einsatz. Wegen der Überschwemmungen wurden eine Autobahn und mehrere Landstraßen gesperrt.

Premierminister Manuel Valls sprach den Familien der Todesopfer sein Beileid aus und lobte den Einsatz der Rettungskräfte. Innenminister Bernard Cazeneuve wollte noch am Donnerstag in das rund 35 Kilometer nördlich von Béziers gelegene Lamalou-les-Bains reisen, um sich ein Bild von den Verwüstungen zu machen. Eine Entspannung der Lage war allerdings nicht in Sicht: Für den Nachmittag und bis in die Nacht wurden neue Unwetter vorhergesagt.

Im Nachbar-Département Aveyron war bereits am Mittwoch eine 76-jährige Frau ertrunken. Im Département Gard wurde ein alter Mann vermisst, nachdem eine Flutwelle durch ein Dorf in den Cevennen gerauscht war. Wegen der Gewitter waren in der Region tausende Haushalte zwischenzeitlich ohne Strom.