Senegal hat sich abgeschottet gegen die Ebola-Epidemie im Nachbarland Guinea. Doch es hat nichts genützt. Auch dort gibt es einen ersten Fall. Die Seuche greift immer schneller um sich.

Dakar. Die sich immer rascher ausbreitende Ebola-Epidemie in Westafrika hat nun auch den Senegal erreicht. Das Land meldete am Freitag die erste bestätigte Infektion mit dem gefährlichen Virus. Der Patient sei ein junger Student aus Guinea, sagte Ministerin Awa Marie Coll Seck. Er werde seit Dienstag in der Hauptstadt Dakar behandelt, sein Zustand sei „zufriedenstellend“.

Senegal grenzt an Guinea, wo die Epidemie Ende vergangenen Jahres ausgebrochen war. Seither hat die Seuche auch Sierra Leone, Liberia und Nigeria erfasst. Die Weltgesundheitsorganisation hat bereits mehr als 1550 Todesfälle und mehr als 3000 Infektionen registriert. Experten vermuten aber eine hohe Dunkelziffer. Schlimmstenfalls sind nach Prognose der WHO 20 000 Infektionen und 10.000 Todesfälle zu befürchten.

Wie der nun entdeckte Patient aus Guinea in den Senegal kam, blieb zunächst offen, denn die Grenze zwischen beiden Ländern ist wegen der Epidemie geschlossen. Seck sagte, der junge Mann habe im Krankenhaus keinen Hinweis auf eine mögliche Ebola-Infektion gegeben. Doch habe tags darauf ein Seuchenteam in Guinea die senegalesischen Behörden informiert, dass es vor drei Wochen eine Person aus den Augen verloren habe, die Kontakt mit Erkrankten gehabt habe. Diese Person sei möglicherweise im Senegal. Am selben Tag wurde der Student in Dakar aufgespürt und sofort unter Quarantäne gestellt, wie die Ministerin berichtete.

Dass die oft tödliche Krankheit nun auch den Senegal erreicht hat, schürt Ängste vor einer weiteren Ausbreitung, zumal Dakar ein regionales Drehkreuz ist. Die Epidemie ist nach Darstellung von Experten außer Kontrolle.

In den vergangenen sieben Tagen hat sich die Ausbreitung nach Angaben der WHO stark beschleunigt – es kamen mehr als 500 neue Fälle hinzu, so viel wie in keiner Woche zuvor seit Beginn der Epidemie. Vorher hatte die bis dahin größte Ebola-Ausbruchswelle insgesamt 400 Fälle umfasst.

Das oft zum Tode führende Virus verbreitet sich über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Blut. Ein lizenziertes Medikament oder einen Impfstoff gibt es noch nicht. In den USA soll ab kommender Woche ein Impfstoff an Menschen getestet werden, wegen der Epidemie in Westafrika im beschleunigten Verfahren.

Die WHO will die todbringende Krankheit mit einem internationalen Programm eindämmen. Dafür werden nach Angaben der Organisation rund 370 Millionen Euro benötigt, zudem die Unterstützung von 750 internationalen und 12.000 afrikanischen Helfern.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC und die Organisation Ärzte ohne Grenzen befürchten jedoch, dass nicht genug getan wird. „Es muss sofort gehandelt werden, um die Situation umzukehren und eine Katastrophe zu vermeiden“, sagte CDC-Direktor Tom Frieden bei einem Besuch in Sierra Leone. Der für Frankreich zuständige Direktor von Ärzte ohne Grenzen, Mego Terzian, sagte dem Sender France Inter: „Ich sehe nicht, wie wir mit den bisherigen Maßnahmen den Ausbruch kontrollieren sollen.“